Fokussierung auf das Wesentliche

Friedrich Wilhelm Borgward gründete 1938 ein überaus erfolgreiches Automobilunternehmen, das in zwei Jahrzehnten knapp 23.000 Beschäftigte in Lohn und Brot stellte. Seinerzeit war er der viertgrößte Automobilhersteller der Bundesrepublik. Doch Ende 1960 war Schluss: Das Unternehmen meldete Insolvenz an, weil sich Borgward mit seiner Modellvielfalt übernommen hatte. Der Kultmarke fehlte ein kleines, klar definiertes, überschau- und beherrschbares Produktportfolio.

Seminar Komplexität reduzieren und vermitteln - Schwierige Sachverhalte prägnant, kurz und klar präsentieren

Ebenso kann ein Unternehmen in die Komplexitätsfalle tappen, wenn es zu viele Standorte unterhält, unrentable Zielgruppen bedient, Rabattschlachten ohne Gewinnsteigerung ausficht oder wenn umständliche Entscheidungsprozesse notwendige Innovationen blockieren. So hat z.B. Henkel 2011 die Produktion in drei Geschäftsbereichen vereinheitlicht und damit die Zahl der Lieferanten um ein Viertel reduziert. Konzernumsatz und Rendite stiegen erheblich.

Wie können Informationen sinnvoll gebündelt werden?

Projektverantwortliche aus verschiedensten Branchen interessieren sich sehr für das Seminar Komplexität reduzieren und vermitteln“. Unter Leitung von Benedikte Baumann wird den Teilnehmern ein Instrument an die Hand gegeben, um vielschichtige Zusammenhänge kurz und klar darzustellen. Nachfolgende Aspekte werden im Seminar ausführlich erläutert und deren Umsetzung geübt:

 

Der Redner ist eine Koryphäe auf seinem Gebiet und ergeht sich in allen Facetten des Themas. Das Publikum windet sich auf den Plätzen. Warum liegt die Begeisterung nur auf der Seite des Redners?

Benedikte Baumann:

Wer sich seit Jahren mit einem Thema beschäftigt, steckt so tief in der Materie, dass es sehr schwer fällt, sich von Inhalten zu lösen. Der Redner vergisst leicht die Interessen und Erwartungshaltungen der Zuhörer. Doch nichts geht über eine gute Vorbereitung auf das Publikum! Eine Zielgruppenanalyse verrät mögliche Interessenskonflikte. Sie gibt konkrete Hinweise, wie eventuelle Widerstände vorweg genommen werden können. Im Umgang mit komplexen Themen ist die Reduktion von Elementen innerhalb eines Themenfeldes entscheidend. Die richtige Entscheidung hierfür kann nur derjenige treffen, der sich gut auf sein Publikum vorbereitet hat.

Warum fällt es so schwer, Kernbotschaften zu visualisieren?

Benedikte Baumann:

Jeder Mensch geht davon aus, die anderen dächten so wie er selbst. So vergisst ein Redner leicht, dass nur er selbst den roten Faden kennt. Damit Kernbotschaften sichtbar werden, muss der Redner sie deutlich aus einer klaren, leicht nachvollziehbaren Struktur hervorheben. Logische Brüche oder sprunghaft angefügte Aspekte eines Themas führen bei komplexen Themen zu Verwirrung. So gehen Kernbotschaften in einer Flut von Informationen unter anstatt unmissverständlich hervorzustechen.

Wie gelingt der Wissenstransfer an ein fachfremdes Publikum?

Benedikte Baumann:

Das Publikum muss jederzeit das Wesentliche im Blick haben. Wird das Publikum in seinem Vorwissenstand falsch eingeschätzt, ist die Struktur fehlerhaft aufgebaut und die Zuhörer werden leicht abgehängt. Ein Wissenstransfer findet statt, wenn das Publikum nach einem guten Start ohne inneren Widerstand in das Thema einsteigt, dem Redner jederzeit folgen und alle Informationen innerlich einordnen kann.

Wie kann der Redner sein Publikum überzeugen?

Wer mit Sachinformationen begeistern will verfehlt sein Ziel genauso, wie jemand der mit Begeisterung Wissen vermitteln will. Ein präzise formuliertes Redeziel ist die Basis für die richtige Wahl des dramaturgischen Aufbaus einer Rede. Welche Information ist tatsächlich relevant? Wie viele Fakten kann ich vermitteln, wann überfordere ich mein Publikum? Wie trenne ich Interessantes von Wesentlichem? Diese und viele weitere Fragen werden im Seminar beantwortet.

 

Das Interview führte Judith Rodig, Senior-Konferenz-Managerin, EUROFORUM

XING: https://www.xing.com/profile/Judith_Rodig