Ziele der Energiewende erreichen

13.10.2014EnergieErdgas, Energiewende, Gasmarkt, IngelaMarre

"Wir brauchen Lösungen für Jedermann"

Die Energiewende gerät ins Stocken, die zählbaren Erfolge bleiben aus. Weil wir uns zu viel vorgenommen haben? Nein, weil wir es anders machen müssen, sagt Dr. Timm Kehler, Sprecher des Vorstands von Zukunft ERDGAS e. V. im Interview.

Lösungen für Jedermann - Erdgas in der Energiewende

 

In einer Umfrage der ZEIT-Konferenz Erdgas und Klimaschutz geben etwa ein Drittel der Befragten an, durch energetische Sanierung einen Beitrag zum Umweltschutz geleistet zu haben. Ist das eine gute Zahl?

Kehler: Nein, wir müssten die Modernisierungsrate verdoppeln, um die Einsparziele für den Wärmemarkt zu erreichen. Dabei helfen fundierte Beratung, verständliche und verbindliche Anreize vom Staat und Aufklärung. Was nicht hilft sind verpflichtende Vorgaben. Ein Drittel der Eigentümerhaushalte hat 2.000 Euro oder weniger pro Monat zur Verfügung. Die können sich eine teure energetische Sanierung wie die Volldämmung nicht leisten. Wir brauchen Lösungen für Jedermann – wie beispielsweise Erdgas-Brennwerttechnik.

In der Studie „Sanierungsfahrpläne für den Wärmemarkt“ von Zukunft ERDGAS wird die CO2-Einsparung der Einfamilien- und Reihenhäuser geringer ausfallen, als die Ziele der Bundesregierung es vorgeben. Woran liegt das?

Die Politik hat die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Entscheidend für den Erfolg der Wärmewende sind die Eigentümerhaushalte. Das sind rund 16 Millionen, und die sind ziemlich verschieden: Die Häuser sind verschieden, die Menschen, ihre Demografie und ihre Einkommen. Unsere Studie macht das greifbar: Haushalte mit hohem Einkommen können ohne staatliche Förderung bis 2050 82 Prozent CO2 sparen, etwas mehr als das politisch definierte 80-Prozent-Ziel. Mittlere Einkommen erreichen 63 Prozent und niedrige Einkommen nur 34 Prozent. Heißt im Ergebnis: Die Energiewende ist eine Energiewende für Besserverdiener. Damit sie ein Erfolg wird, brauchen wir eine Energiewende an der Alle teilhaben können.

 

Im Jahr 2050 beträgt der Marktanteil von Gas-Brennwert-Kesseln 67 Prozent, also rund zwei Drittel. Worauf führen Sie das zurück?

Erdgas ist CO2-arm. Allein der Energieträger ist um etwa ein Drittel klimaschonender als Heizöl. Und dann kommt noch der Faktor Technik hinzu. Für Erdgas gibt es hocheffiziente Lösungen wie den Erdgas-Brennwertkessel. Mit Wirkungsgraden von 98 Prozent wird die im Energieträger enthaltene Energie nahezu komplett in Wärme umgesetzt. Zunehmend verbreitet ist auch die Kombination von Erdgas und Solarthermie – das ist dann etwas teurer, aber auch noch besser für die Umwelt. Und schon sind wir beim Faktor Geld: Den meisten Klimaschutz pro investiertem Euro gibt es beim Modernisieren mit Erdgas. Wir nennen das Klimaeffizienz.

Autor: Dr. Timm Kehler, Geschäftsführer, Zukunft ERDGAS e.V., Berlin

Kontakt: Ingela Marré, Conference Director, EUROFORUM | XING