Wie können Stadtwerke die Energiewende entscheidend mitgestalten?
Stadtwerke haben die Möglichkeit, die lokalen und regionalen Potentiale zur ressourcenschonenden Erzeugung, insbesondere im Bereich der Kraft-Wärme-Kopplung und der erneuerbaren Energien vor Ort optimal zu nutzen. In ihren dezentralen Wärmenetzen können sie auch Konzepte zur besseren Laststeuerung und zur Speicherung entwickeln. Die Energieeffizienz wird daneben eine weitere, zunehmend wichtige Rolle spielen. Sie wird in Zukunft durch ökologisch orientierte Stadtwerke stärker als bisher besetzt werden. Den Stadtwerken kommt aufgrund ihrer Kundennähe und der direkten Handlungsmöglichkeiten eine Schlüsselrolle zu, wenn es um konkrete Konzepte für die Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen vor Ort geht. Bürgernahe Stadtwerke haben zudem die besten Möglichkeiten, um die Bürgerschaft an der Energiewende direkt zu beteiligen, etwa durch Kooperationen mit lokal ansässigen Energiegenossenschaften.
Auf welchem Weg sehen Sie die Stadtwerke in diesem Prozess?
Viele Stadtwerke sind bereits heute aktiv an diesem Veränderungsprozess beteiligt, mitunter fehlt es aber noch an übergreifenden (Handlungs-)Konzepten zur strategischen Positionierung der Stadtwerke im Umfeld der Energiewende. Das liegt nicht zuletzt daran, dass es gerade im Bereich der Energieeffizienz schwierig ist, ein wirtschaftlich tragfähiges Geschäftsmodell zu finden. Zudem wird das Engagement der Stadtwerke im Bereich der Erneuerbaren-Erzeugung gelegentlich durch eine restriktive Auslegung des Gemeindewirtschaftsgesetzes erschwert. Gleichzeitig wird die Beteiligung von Bürgerenergiegenossenschaften an Energieerzeugungsprojekten auch im Zusammenhang mit der Prokon-Insolvenz durch die BaFin aktuell kritischer gesehen als bisher.
Welche konkreten Lösungen schlagen Sie vor?
Stadtwerke sollten ihre jeweilige strategische Positionierung zur Energiewende definieren, mit konkreten Zielen, besonders im Bereich der erneuerbaren Energien wie auch der Energieeffizienz versehen, und diese mit angemessenen Budgets unterlegen. Im Gegensatz zu Investitionen in den Ausbau erneuerbarer Produktionskapazitäten sind Aufwendungen für mehr Energieeffizienzmaßnahmen, rein betriebswirtschaftlich gesehen, eher kritisch zu betrachten. Aktivitäten im Bereich der Energieeffizienz sollten dennoch vorangebracht werden, weil sie die Kundenbeziehung stärken, eine glaubwürdige Kommunikation fördern, und vor dem Hintergrund der anstehenden Umsetzung der EU-Energieeffizienzrichtlinie langfristig auch notwendig sind. Zukunft gestalten setzt voraus, heute die richtigen Weichen zu stellen.
Interviewpartner: Ortwin Wiebecke, Geschäftsführer der Stadtwerke Tübingen GmbH
Kontakt: Daniel Scholten, Marketing Manager EUROFORUM | XING