Ändern soll sich dies erst mit der sogenannten Rollout-Verordnung, die in einem ersten Entwurf für Ende Juni 2014 erwartet wird. Für die Branche ist dies einer der wichtigsten Termine des Jahres, denn das intelligente Stromnetz, zu dem die Stromzähler gehören, gilt als das neue Geschäftsfeld. Andreas Gluth, Abteilungsleiter Forschung & Entwicklung bei der Thüga MeteringService GmbH, ist einer der Referenten zum Thema auf der diesjährigen EUROFORUM Jahrestagung Stadtwerke 2014.Im Vorabinterview beantwortet er uns einige der zentralen Fragen.
Smart Grid im Allgemeinen und Smart Meter als wichtiger Teilaspekt werden von vielen in der Branche als Meilenstein für die Energiewende beschrieben. Warum ist das so? Was kann diese Technologie leisten?
Im Rahmen eines zukünftigen intelligenten Erzeugungs- und Verbrauchskonzeptes werden Smart Meter immer wichtiger. Ein Vorteil im Bereich der Messwerterhebung ist die Möglichkeit, Messdaten in kürzeren und feineren Auflösungen zu erhalten. Derzeit liefern nur RLM-Messungen diese Daten. Zukünftig können die Geräte auch für Verbraucher, die keine RLM-Messung haben, über eine Kommunikationsschnittstelle Energiedaten bereitstellen. Neben der reinen Messwerterfassung bieten die Geräte auch die Möglichkeit, Schalthandlungen durchzuführen. Leider gibt es hierfür noch nicht die erforderlichen Standards.
Viele Stadtwerke hätten in der Vergangenheit deutlich mehr für den Rollout von Smart Metering getan, wenn die Politik die entsprechenden Rahmenbedingungen festgelegt hätte. Woran hapert es?
Wie Projekte in europäischen Nachbarländern gezeigt haben, müssen gewisse Rahmenbedingungen von der Politik festgelegt werden, da ein rein marktgetriebener Ansatz nicht zwangsläufig dazu führt, die Interessen als „Player“ unter einen Hut zu bringen. Der Rollout besteht aus vielen kleinen Einzelbausteinen, die auf geschickte Art und Weise wie ein Puzzle zu einem großen Ganzen zusammengefügt werden müssen.
Welche Chancen und Herausforderungen ergeben sich aus dem bevorstehenden Rollout für die Stadtwerke?
In einer vom Wirtschaftsministerium beauftragten Analyse für einen flächendeckenden Einsatz intelligenter Zähler wird die Frage im Rahmen einer volkswirtschaftlichen Kosten-Nutzen-Betrachtung analysiert. Im Rahmen von Annahmen wurden dort Aspekte wie Lastverschiebungspotentiale, die Einbindung von intelligent gesteuerten Erzeugungseinheiten und die Netzdienlichkeit im Sinne der Vermeidung des Netzausbaus untersucht. Feingranulare Berechnungen, z.B. die individuellen Vorteile einer solchen Technik für einzelne Netzbetreiber, sind allerdings nicht eingeflossen. Die Kosten-Nutzen-Analyse ist für mich daher als Empfehlung zu verstehen. Sie legt nur für einen Teil der Anlagen eine Einbauverpflichtung fest. Stellen sich für einzelne Organisationseinheiten wie Netzbetreiber oder Vertrieb Vorteile heraus, können diese individuell entscheiden, ob sie sogar in einen Full-Rollout investieren, da die Vorteile überwiegen.
Von der Politik über die Stadtwerke hin zum Kunden: Was hat der Verbraucher von Smart Metering?
Die Energiewende ist derzeit in aller Munde und von einer Mehrheit der Bevölkerung gewollt. Das Problem ist, dass dieser Prozess nicht von heute auf morgen vollzogen werden kann. Wie bei vielen Investitionen zeigt sich der mögliche Erfolg nicht sofort, und es gibt auch keine Garantie für das Gelingen der Energiewende. Sie wird nur gelingen, wenn der Endkunde genug Anreize erhält. Die derzeitige Gesetzeslage bietet hierzu einige Bausteine, das Zusammenfügen dieser Bausteine ist eine riesige Aufgabe in der Branche.
Der Erfolg des Rollouts hängt wohl auch von der Tarifgestaltung ab.
Der Endkunde muss aktiv in das Thema eingebunden werden. Allein das Verbauen der Smart Metern ist nicht die Lösung. Es müssen Anreize geschaffen werden, damit der Kunde die Technologie auch akzeptiert. Lastvariable Tarife beispielsweise sind für diejenigen Kunden geeignet, die sich mit einer PV-Anlage oder eines Mikro-Blockheizkraftwerks für gewisse Zeiten selbst mit Strom versorgen können. Das können die Energieversorgungsunternehmen durch attraktive Tarife für geringere Anschlussleistungen fördern. Tageszeitabhängige Tarife sind ebenfalls ein Instrument für Endkunden, die zeitlich flexibel Strom konsumieren oder gegebenenfalls in Zukunft auch speichern können.
Interviewpartner: Andreas Gluth, Abteilungsleiter Forschung & Entwicklung bei der Thüga MeteringService GmbH
Kontakt: Daniel Scholten, Marketing Manager EUROFORUM | XING