Bald ist es bei vielen wieder soweit: das Jahresgespräch steht an. Doch mehr als 80% der deutschen Arbeitnehmer sagen, dass sie ein bisschen Angst vor dem Pflichttermin mit dem Vorgesetzten haben. Die Mehrheit glaubt, dass es ein einseitiges Gespräch ist und nur eine Machtdemonstration für den Arbeitgeber darstellt.


Wie zeitgemäß ist dieses Managementtool heutzutage überhaupt noch?

Das Problem, dieses flaue Gefühl vor dem Jahresgespräch, ist oft hausgemacht: Kreuzchen müssen gesetzt und Fragebögen ausgefüllt werden- viele Jahresgespräche sind einfach nur ein Beurteilungsgespräch, bei dem die Mitarbeiter Angst haben, eine Abrechnung vom Chef zu kassieren.

Auf die Fragen hin, ob Jahresgespräche denn noch zeitgemäß seien, lässt sich sagen:
Ja! Aber bitte anders.

Bei diesen Gesprächen sollte es darum gehen, Chancen, Entwicklungspotenzial und Ansprüche, aber auch Probleme gemeinsam in einer angenehmen Atmosphäre zu definieren. Es sollte sich Zeit genommen werden und nicht zwischen Tür und Angel für zehn Minuten eine Beurteilung heruntergerattert und mit Zahlen um sich geworfen werden. Man möchte schließlich Ziele aushandeln, an denen man wachsen kann und die einen weiterbringen.

Wie mache ich aus einem Standardgespräch einen konstruktiven Austausch und was ist die optimale Vorbereitung?

Vorerst ist es wichtig, dass sie ihren Vorgesetzten kennen und sie den Versuch wagen, ihn/sie und seine persönlichen Vorlieben zu analysieren. Dies hilft immens beim Vorausschauen und Einschätzen der entgegengebrachten Erwartungshaltung an die eigene Position. Stellen Sie sich die Frage: „Was ist meinem Chef wichtig und wie kann ich dies in einem für mich angenehmen Rahmen erfüllen? “. Im Jahresgespräch geht es nicht nur darum zu wissen, was man selbst benötigt, sondern um die Tatsache, eine wechselseitige Beziehung zu schaffen, welche für beide Parteien einen Mehrwert bietet.

Wenn Sie ein wenig mehr den menschlichen Aspekt in Betracht ziehen, erreichen sie ebenfalls vollkommen neue und andere Vorbereitungswege. Ihr Chef, ihre Chefin ist meist selbst nicht das Schlusslicht der Hierarchien in ihrem Unternehmen. Die zu umsetzenden Ziele auf seiner Agenda müssen oft einfach durch die Unternehmensstruktur weitergegeben werden. Dadurch kann man die Frage, woran der Chef die Erfolge und Leistungen misst, besser einschätzen.

Wie und wann muss man anfangen, sich darauf vorzubereiten bzw. sich sinnvollerweise damit zu beschäftigen?

Prinzipiell ist das abhängig von ihrer Persönlichkeit – nehmen sie sich so viel Zeit, bis sie ein Gefühl der Sicherheit wägen. Sie müssen individuell beurteilen, was für Sie ein guter Zeitraum ist. Es gibt kein richtig oder falsch. Man kann schon einen Monat vorher anfangen, sich Gedanken zu machen, oder man denkt erst am Tag vorher darüber nach, damit noch alles präsent im Kopf ist - Fühlen sie sich gut gerüstet, Vorbereitung ist alles.

Man sollte den Termin einmal im Jahr nutzen, um die eigenen Entwicklungen zu besprechen, und um weitere Potenziale der Fortbildung und Weiterentwicklung herauszukristallisieren. Deshalb sollten sie sich vorher ebenfalls überlegen: Was ist mir in den nächsten Monaten, vielleicht sogar im nächsten Jahr wichtig? Wo sehe ich mich unter diesen Bedingungen? Was brauche ich dafür?

Es ist essenziell, informiert zu sein - wissen, was man will, statt sich von den Vorstellungen des Chefs überrumpeln zu lassen. Welche Weiterbildungsmaßnahmen gibt es für mich? Welche sind sinnvoll? Informieren Sie sich, welche Angebote es gibt, die Sie gerne firmenintern, oder aber auch extern wahrnehmen wollen würden. Sie sollte nicht schauen, „was der Chef so anbietet“, sondern gehen im besten Fall mit einem konkreten Vorschlag in das Gespräch hinein. Ohne eigene Vorbereitung dürfen Sie nicht viel erwarten: Der Chef ist nämlich nicht allein dafür verantwortlich, dass Sie sich weiterentwickelt, sondern man ist bekanntlich seines eigenes Glückes Schmied.

Räumen Sie vor dem Gespräch ihren Kalender für eine optimale und stressfreie Vorbereitung. Informieren Sie sich und bereiten Sie sich gründlich vor, da Sie diese Chance, ausführlich mit ihrem Chef zu sprechen, nicht so oft bekommen. Formulieren Sie ihre Ziele und evaluieren Sie schon mal selbst, was im letzten Jahr gut und weniger gut gelungen ist. Wenn Sie sich sicherer fühlen, üben Sie das Gespräch im Kopf. Formulieren Sie Stichpunkte, um sicherzugehen, dass Sie auch nichts wichtiges Vergessen.

Freuen Sie sich auf die Chance, ihre Wünsche einzubringen! Also, auf ein positives Gespräch!