Stadtwerke: Auf zu neuen Ufern

Die Versorgungswirtschaft in Deutschland ist seit der Liberalisierung des Marktes permanent im Wandel. Regulierung, Wettbewerb und gesellschaftliche Trends fordern von Energieunternehmen neue Lösungen. Hinzu kommt die Energiewende verbunden mit den ambitionierten klimapolitischen Zielen der Bundesregierung.

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Veränderungsbereitschaft ist Voraussetzung für das erfolgreiche Bestehen im Wettbewerb

Der Veränderungsdruck in der Branche ist enorm, da das traditionelle Geschäftsmodell komplett in Frage steht. Im Grunde heißt das: Es geht ums Überleben. Die Bedeutung von Veränderungen hat Charles Darwin in der von ihm begründeten Evolutionstheorie thesenartig formuliert: „Es ist nicht die stärkste Spezies, die überlebt, auch nicht die intelligenteste. Es ist diejenige, die sich am ehesten dem Wandel anpassen kann.“ Für Unternehmen gilt demnach, dass sie sich in verändernden Märkten anpassungsfähig zeigen müssen, um im Wettbewerb zu bestehen. Im stark von staatlicher Regulierung geprägten Energiemarkt ist dies derzeit sehr schwer. Unklare Rahmenbedingungen und eine Politik, die selbst noch im Findungsprozess steckt, erzwingen förmlich eine Schockstarre bei Energieunternehmen.

Internet und Energie wachsen zusammen

Mehr als eine abwartende Haltung ist im Bereich Energie nicht drin. Da ist es naheliegend, dass Unternehmen ihr Augenmerk auch auf den Bereichichten, der abseits des klassischen Weges liegt und dennoch ein Teil des Weges sein kann. Was haben Internet und Energie miteinander zu tun, kann man sich auf den ersten Blick fragen. Doch gehören Internet, Fernsehen und Telefon heutzutage ebenso zur Grundversorgung wie die Energie.

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Zudem werden Telekommunikationsdienste und die dazu gehörige Infrastruktur in einem künftigen smarten Netz zudem eine tragende Rolle innehaben. Die Bereiche Internet und Energie werden sich zunehmend miteinander verbinden, prophezeit beispielsweise der renommierte US-Wissenschaftler Jeremy Rifkin. Hierbei werden bisher nicht wirtschaftliche Aktivitäten rund um Smart Grid und Smart Home eine werthaltige Bedeutung bekommen und das Internet wird eine entscheidende, steuernde Rolle übernehmen.

Die Entwicklung steht dabei noch ganz am Anfang. Längst sind nicht alle Produkte, die künftig im Schnittfeld zwischen Energie und Telekommunikation zu finden sein werden, ausgearbeitet. Unternehmen können künftig mit neuen Produkten beide Bereiche miteinander vernetzen, also weiter ausgeklügelte Cross-Selling-Strategien entwickeln. Dies bietet auch den Kunden Vorteile, denn sie können bislang völlig unterschiedliche Dienstleistungen aus einer Hand beziehen. Ein überzeugendes Argument für Kunden, das Stadtwerken zudem Wachstumschancen eröffnet.

Denn über die Anbindung an das  Glasfasernetz und die Dienstleistung Telekommunikation können Stadtwerke auch Kunden außerhalb des klassischen Grundversorgungsgebietes ansprechen und gewinnen. Und die sehr viel stärker emotional aufgeladenen Themen Internet und TV bieten eine ganz besondere Möglichkeit der emotionalen Kundenbeziehung, die den Grundstein für die Vermarktung von Strom, Gas und weiteren Dienstleistungen legt. Auf diese Weise kann der Bereich Telekommunikation und der Ausbau des Glasfasernetzes langfristig zum Unternehmenserfolg auch für Energieprodukte beitragen.

Bedarf nach Kommunikation via Glasfaser wächst

Alle Prognosen bestätigen: Der Bandbreitenbedarf wird künftig stark steigen. Das Internet und damit die Leitungen werden immer mehr Daten übertragen müssen. Die Anwendungen für den Kunden sind vielfältig. Ob High Definition TV, Ultra HD TV, Video on Demand, mobile Services, Online-Spiele und insbesondere IT-Anwendungen im Bereich von Cloud Computing – all dies wird zu dem Anstieg beitragen. Dabei wird es auf eine zuverlässig hohe Geschwindigkeit ankommen. Das Geschäftsfeld Telekommunikation hat demnach unzweifelhaft großes Potenzial für Versorger.

Es muss eine komplett neue Infrastruktur, das Glasfasernetz, aufgebaut werden. Leitungen werden in die Erde verlegt und ein Netzwerk wird geschaffen,  das zentral vom Stadtwerk gesteuert und verteilt wird. Eine Kompetenz, die Stadtwerke im Verteilnetzbereich bei Strom und Gas bereits unter Beweis gestellt haben.

Die Stadtwerke Neumünster sind bereits seit 1998 im Telekommunikationsgeschäft tätig, hier vor allem als Infrastruktur-Dienstleister für andere Telekommunikationsanbieter. Im Jahr 2009 startete das Unternehmen dann im Privatkundensegment ein Pilotprojekt in einer kleinen unterversorgten Gemeinde in der Nachbarschaft Neumünsters. Aus dem Pilotprojekt ist inzwischen ein Vorzeigeobjekt der Stadtwerke für die gesamte Region geworden auch. Nach etwa drei Jahren haben die Stadtwerke Neumünster über das Cross-Selling zudem 50% aller Erdgaskunden in einzelnen Gebieten gewonnen und sind seitdem in dieser Region der Grundversorger für Erdgas. Nach diesem erfolgreichen Pilotprojekt wurde die Vermarktung eines Glasfasernetzes in weiteren Gemeinden intensiviert. Aktuell sind die Stadtwerke Neumünster Betreiber und Dienstleister des Glasfasernetzes in über 55 weiteren Umlandgemeinden mit über 8.500 Kunden. Außerdem wurden in 2013 zwei europaweite Ausschreibungen in weiteren Kreisen Schleswig-Holsteins gewonnen: ein Potenzial, in weiteren 100 Gemeinden das Glasfasernetz zu vermarkten und im Falle der erfolgreichen Vermarktung auszubauen. Hinzu kommt im laufenden Jahr der Vermarktungsstart erstmals in einem relativ gut versorgten Gebiet, dem Stadtgebiet Neumünster.

Telekommunikation – ein Geschäftsfeld mit Zukunft

Das bestehende Geschäftsmodell Stadtwerk muss weiter entwickelt werden. Stillstand darf und kann es nicht geben, auch wenn die Lage auf den Energiemärkten und benachbarten Märkten, wie der Telekommunikation, in Teilen unübersichtlich ist, kann die Telekommunikation künftig ein bedeutendes Geschäftsfeld für Stadtwerke werden.

Autor: Matthias Trunk, Geschäftsführer, SWN Stadtwerke Neumünster GmbH

Kontakt: Dr. Georg Kircher, Konferenz Manager EUROFORUM | XING

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