Shale Gas Boom in den USA
Wirtschaftlich könnte die neue Fördermethode nicht weniger als eine Gezeitenwende auf dem globalen Gasmarkt bedeuten. Bereits heute fördern die USA täglich 712 Kubikmeter Shale Gas, Tendenz steigend. Einer Schätzung der Internationalen Energieagentur (IEA) zufolge werden die Vereinigten Staaten binnen zwei Jahren Russland als größten Erdgasförderer ablösen.
Die Folgen der Gas-Revolution sind gewaltig: Der Gaspreis in den USA ist in den vergangenen Jahren drastisch gesunken. Das billige Erdgas versetzt vor allem die angeschlagene US-Industrie in Jubellaune. Die amerikanische Regierung geht davon aus, dass durch den Gasboom rund 600 000 neue Jobs in der Branche entstehen. Präsident Barack Obama strebt an, die USA zunehmend unabhängig von Gasimporten zu machen und in ein paar Jahren sogar Gas in andere Staaten zu exportieren.
Der globale Gasmarkt im Umbruch
Die Veränderungen in den USA könnten zum Game Changer auf dem internationalen Energiemarkt werden. Das wachsende Angebot an Erdgas sorgt dafür, dass der Gaspreis auch in Europa sinkt und Russland seine Vormachtstellung auf dem globalen Gasmarkt verliert. Gleichzeitig suchen Staaten, die ihr Gas bislang hauptsächlich in die USA exportierten, händeringend nach neuen Absatzmärkten. Diese eröffnen sich auch aufgrund neuer Transportmöglichkeiten. Die Verflüssigung von Gas zu sogenanntem Liquified Natural Gas (LNG) ermöglicht es, den Rohstoff per Schiff viele tausend Kilometer zu transportieren. Der Gastransport ist damit weniger an Pipelinerouten gebunden und gestaltet sich deutlich flexibler. Neue Handelspartnerschaften sind plötzlich möglich. Deutschland könnte somit zum Nutznießer des neuen amerikanischen Rohstoffreichtums werden.
Erdgasboom – Vorbild USA?
In Deutschland wurde das Thema „Fracking“ in den vergangenen Monaten intensiv diskutiert. Nachdem die Bundesregierung einen entsprechenden Gesetzentwurf stoppte, bleibt die Fördermethode vorerst verboten. Die gesellschaftliche Debatte geht jedoch weiter: Befürworter der Technologie betonen vor allem die Chance einer Erhöhung der heimischen Gasförderung für den Industriestandort Deutschland. Fracking-Gegner befürchten, dass es durch die unterirdisch eingesetzten Chemikalien zu einer Verunreinigung des Trinkwassers kommt. Aber auch die Wirtschaftlichkeit der unkonventionellen Gasförderung steht in Frage. Im Gegensatz zu den USA ist die Erschließung von Schiefergasvorkommen in Deutschland weitaus teurer und aufwendiger. Das Mannheimer Forschungsinstitut ZEW stellt daher fest, dass eine Förderung von Schiefergas erst bei einem deutlichen Anstieg der Gaspreise wirtschaftlich wäre. Eine Gas-Revolution würde Fracking daher nicht auslösen. Vom American Gas Dream ist Deutschland also weit entfernt.
Quellen:
Welt.de, 12.07.2012: USA steigen zum weltgrößten Gasproduzenten auf)
Die Zeit, 07.02.2013: Amerika im Gasrausch
Der Spiegel, 5/2013: Amerika gibt Gas
Autor: Felix Klatt, Presse, EUROFORUM