Die Zukunft liegt in der Sektorkopplung

05.09.2018EnergieWärmemarkt, Energieerzeugung, Sektorkopplung

Die Sektorkopplung, also die Verzahnung von Strom, Wärme und Mobilität, ist für ein zukunftsfähiges Energiesystem unerlässlich. Gerade für Stadtwerke bieten sich hier interessante Möglichkeiten das eigene Geschäftsmodell zu erweitern, den Marktauftritt zu steigern und dabei gleichzeitig ihren Beitrag für das Gelingen der Energiewende zu leisten.  Wir haben über 100 Energieexperten aus Beratungsunternehmen, Stadtwerken und energienahen Dienstleistern zu drei speziellen Bereichen der Sektorkopplung befragt, und zwar der Energieerzeugung, dem Wärmemarkt und dem Verkehrssektor. In diesem Artikel geben wir einen Einblick in die aktuellen Entwicklungen in diesen drei Bereichen, basierend auf den Umfrageergebnissen.

Energieerzeugung

Für die Energieexperten spielen insbesondere die Bereiche Wind, Kraft-Wärme-Kopplung und Photovoltaik eine besondere Rolle für die zukünftige Entwicklung. Doch gerade beim Thema Windkraft regen sich immer häufiger die Proteste in der Bevölkerung, wenn es um die Errichtung neuer Anlagen geht. Auch das Auffinden geeigneter Flächen mit entsprechend ausreichendem Abstand zu Wohnflächen wird immer aufwändiger. Daher ist zu erwarten, dass gerade die Kraft-Wärme-Kopplung in den kommenden Jahren weiter an Bedeutung gewinnen wird. Notwendig ist dafür eine Anpassung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG), um auch größere Anlagen entsprechend profitabel zu betreiben. Die Gesetzesänderung ist noch für 2018 vorgesehen, so dass die für dieses Jahr bereits getätigte EEG-Umlage zurückerstattet werden könnte.

Wärmemarkt

Spitzenreiter in diesem Bereich der Umfrage sind die Quartierslösungen, gefolgt vom Ausbau der Fernwärme und der KWK-Anlagen, aber auch das Thema Power-to-Heat gewinnt in der Energiebranche an Bedeutung. Quartierslösungen zusammen mit dem Mieterstrommodell sind gerade im vergangenen Jahr ein großes Thema gewesen. Schließlich wurde für das Mieterstrommodell extra ein Gesetz verabschiedet, welches das Modell deutlich attraktiver machen sollte. In diesem Jahr ist aber eher Ernüchterung eingetreten, da nur wenige Projekte realisiert und damit gefördert wurden. Auch hier spielt das EEG eine entscheidende Rolle, schließlich muss für die Anlagen eine volle EEG-Umlage gezahlt werden. Eine mögliche Alternative könnte Lokalstrom werden: Bei diesem Modell werden Mieterstrom und der Eigenverbrauch aus erneuerbaren Energien gleichgestellt, was insbesondere für kleine Mehrfamilienhäuser lukrativer ist. Für Stadtwerke, die ganze Quartiere mit Strom und Wärme versorgen wollen, zeigen sich bei Power-to-Heat spannende neue Erschließungsmöglichkeiten. Projekte, wie sie in Hamburg und München schon geplant oder durchgeführt werden, zeigen das Potenzial solcher Quartierslösungen.

Verkehrssektor

Im Verkehrsbereich ist die Elektromobilität das zentrale Thema. Insbesondere der Ausbau der Ladeinfrastruktur liegt im Fokus der Experten, aber auch die Netzintegration und der Einsatz von Elektrofahrzeugen im Fuhrpark. Hierbei spiegelt sich eines der größten Dilemma der heutigen Zeit wieder: Denn nicht nur bei der Stromerzeugung ist der Weg zu erneuerbaren Energien vorgezeichnet, sondern auch beim Automobil werden die fossilen Brennstoffe langfristig verdrängt werden. Doch während auf der einen Seite Werbung für Elektroautos gemacht wird, hinkt stellenweise die Infrastruktur hinterher. Dabei geht es für die Energieversorger nicht nur darum, Ladesäulen zu installieren. Auch die Stromnetze müssen auf den Ausbau der Ladeinfrastruktur vorbereitet werden. Andernfalls droht eine Überlastung der Netze. Hier können und müssen die lokalen Anbieter Vorreiter sein, sowohl was den Ausbau der eigenen Netze betrifft, als auch was die Investition in Fahrzeuge und Ladesäulen betrifft.