Hubschrauber, Post-Drohnen oder 3D-Druckverfahren – einige dieser neuen Technologien werden laut Medienberichten einen noch nicht absehbaren Einfluss auf die Entwicklungen in der Logistikbranche haben. In welche Richtung wird sich dabei die Logistik entwickeln?
Die Einflussfaktoren auf die Nutzfahrzeuge sind natürlich vielfältig. Technologien sind dabei ein besonders wichtiger Treiber, genauso aber auch gesellschaftliche und wirtschaftliche Anforderungen, die sich verändern. Die Logistik wird in Zukunft deutlich schneller und flexibler reagieren müssen, als das heute der Fall ist. Grund dafür ist eine steigende Individualisierung nicht nur der Produkte, sondern auch der Dienstleistungen. Lieferorte, Zeiten und Mengen werden in Zukunft noch bis zum letzten Moment angepasst werden können.
Welche Rolle wird dabei das Nutzfahrzeug spielen?
Die Nutzfahrzeuge müssen für diese neuen Anforderungen gerüstet sein. Vernetzung ist hier ein wesentliches Element. Für einzelne Anwendungen bedarf es aber vermutlich auch gänzlich neuer Ansätze wie der von Ihnen angesprochenen automatisierten Drohnen oder der Produktion direkt am Verbrauchsort, beispielsweise mit 3D-Druckverfahren. Langfristig werden wir auch solche Innovationen sehen. Bis zur breiten Marktdurchdringung werden freilich noch einige Jahre vergehen.
In welchem Maß wird die Logistik-IT einen Einfluss auf den Transport insgesamt haben?
Die Individualisierung und Flexibilisierung der Logistik und das generell steigende Transportvolumen lassen die Komplexität der Logistik rasant wachsen. Ohne leistungsfähige IT wird es nicht möglich sein, die zukünftigen Anforderungen der Kunden zu erfüllen. Sensorisierung der Fahrzeuge, teilweise auch Automatisierung und künstliche Intelligenz sind wichtige Komponenten, um die Komplexität in den Griff zu bekommen.
In Zukunft werden nicht die Transport-Dienstleister mit den niedrigsten Kosten triumphieren, sondern die, die am besten mit der enormen Komplexität umgehen können. IT-Kompetenz wird noch mehr zum entscheidenden Erfolgsfaktor als sie das heute schon ist.
Welche weiteren Technologien werden sich voraussichtlich außerordentlich stark entwickeln und haben einen Einfluss auf das Nutzfahrzeug?
Neben der angesprochenen Vernetzung, tut sich sehr viel im Bereich der Umwelttechnologien im weiteren Sinne. Alternative Antriebe werden gerade für Nutzfahrzeuge in der Stadt immer wichtiger. Aber auch Leichtbau und verbesserte Aerodynamik bieten noch viel Potenzial. Die Entwicklung wird hier übrigens zu einem großen Teil von strengeren gesetzlichen Anforderungen bestimmt. Eine "grüne" Positionierung wird für Nutzfahrzeuge daher langfristig kein Differenzierungsmerkmal sein, sondern ein Hygiene-Faktor. Eine hinreichende Umweltfreundlichkeit wird schlicht und ergreifend als Grundvoraussetzung erwartet.
Wie sollten sich Hersteller und Zulieferer angesichts der neuen Entwicklungen aufstellen, um für die Zukunft auch ausreichend vorbereitet zu sein?
Das Management steht vor der großen Herausforderung, das Unternehmen auch in Zeiten immer kürzerer Innovationszyklen und einem generell volatileren Marktumfeld auf eine langfristig gewünschte Zukunft auszurichten. Die genauen Auswirkungen der Trends und Technologien sind für jedes Unternehmen spezifisch. Sie hängen von der Strategie, den vorhandenen Ressourcen und auch den Verflechtungen mit Kunden, Zulieferern und anderen Stakeholdern ab. Letztlich ist es Aufgabe jeder Unternehmensführung, die Zukunft im Marktumfeld zu antizipieren und daraus Chancen abzuleiten.
Durch das Interview mit Enno Däneke, Partner und Zukunftsmanager der FutureManagementGroup AG, führte Mathieu Semelka, Konferenz Manager EUROFORUM | XING