Der Ton macht die Musik
Ob Stimmmelodie, Lautstärke, Stimmlage, Ausdruckskraft, Brustton oder Entspannung – unbewusst spürt der Zuhörer viele Facetten und bewertet danach die Aussage.
Mit einigen kurzen Übungen können Sie Ihre Stimmwirkung testen. Achten Sie beim nächsten Meeting, der Verhandlung oder einer Präsentation auf die verschiedene Wirkung der Stimme und “schwingen“ Sie sich mit den folgenden Tipps auf eine Optimierung ein.
Aussagen Nachdruck verleihen – Der Stimmschluss
Einer der häufigsten Fehler in der Stimmführung ist es, am Ende eines Satzes mit der Stimme oben zu bleiben.
Die Folgen sind, dass für den Zuhörer der Gedanke nicht abgeschlossen erscheint. Er verharrt in der Spannung und erwartet, dass Sie noch etwas hinzufügen. Nur für Aufzählungen und manche Fragestellungen ist dies sinnvoll. Aber nicht, wenn Sie eine eindeutige Aussage treffen wollen.
Bei weiblichen Stimmen ist die Wirkung besonders gravierend: Denn wenn die Stimmen am Satzende stets nach oben geführt werden, kippt die Stimme in die Kopfstimme. Die Stimme wird dünn, piepsig oder hektisch und beim Gegenüber entsteht der Eindruck übertriebener Emotionalität.
Sprechen Sie Punkte!
Das heißt: Senken Sie die Stimme am Ende des Satzes ab. (Stimmschluss). Die Wirkung ist, dass sich Ihr Standpunkt klarer vermittelt. Zu einem Punkt gehört eine Pause: So haben Sie zudem die Zeit, den nächsten Gedanken präzise zu fassen und die Gelegenheit zum Luftholen. Auch Ihr Gegenüber kann so das Gehörte inhaltlich verstehen und optimal erfassen.
Körpersprache und Stimme beeinflussen sich gegenseitig
Beispiel 1:
Lassen Sie Ihre Arme schlaff nach unten hängen und sinken Sie auf Ihrem Stuhl ein wenig in sich zusammen. Versuchen Sie nun, mit dieser Form von Körpersprache einen Satz absolut ausdruckstark und dynamisch zu sprechen. Bspw. einen Satz wie: „Ich bin absolut gegen diesen Schritt!“ oder „Ich bin total begeistert davon!“
Fragen Sie sich: Wie ausdrucksstark klang die Stimme? Konnten Sie die Entspannung aufrechterhalten?
Beispiel 2:
Streichen Sie langsam und zart über Ihren Oberarm und sagen gleichzeitig sehr energisch: „Ab morgen geht`s aber los!“ Legen Sie dabei so viel motivierende Energie wie möglich in Ihre Stimme. Behalten Sie allerdings die langsame Geschwindigkeit der Handbewegung auf Ihrem Arm bei. Gelingt Ihnen das gleichzeitig?
Ist die Körpersprache natürlich und selbstverständlich im Ausdruck, unterstützt der Köper automatisch die zu treffende Aussage. Gestik und Mimik begleiten das Wort und verleihen ihm Eindeutigkeit in der Botschaft an das Gegenüber. Wird die Körpersprache zurück genommen und die Stimme in einem neutralen, sachlichen Ton eingesetzt, geht die Eindeutigkeit der Aussage häufig verloren. Typische Missverständnisse entstehen. Die Klaviatur der Stimme unterstreicht Aussagen situationsgerecht
Der richtige Ton – eindringlich, motivierend, beruhigend, herausfordernd...
Die Stimme und Sprache stehen in unmittelbarem Zusammenhang zu der gesamten Persönlichkeit. Der Körper reagiert unbeobachtet in allen Gefühlslagen, die der Mensch täglich durchläuft. Schon allein die Atemfrequenzen verändern sich unbemerkt von unserem Tun und Reden. Der Körper will die Handlungen unterstützen. Er zeigt aber auch an, wenn das, was gesagt wird, mit dem Gefühl nicht übereinstimmt, d.h. die Stimme verrät das tatsächliche Befinden, die Verfassung, auch Ängste, Freude, im weitesten Sinn die seelische Gestimmtheit.
Die menschliche Stimme ist in ihrem Ursprung und ihrem Wesen nach etwas „von Innen“. Sprechtechnische Übungen gehen mit der Erweiterung der eigenen Ausdrucksfähigkeit einher. Je mehr Sie sich auf den selbstverständlichen, richtigen Gebrauch Ihrer Stimme verlassen können, desto mehr Aufmerksamkeit bleibt für den Inhalt und individuellen Ausdruck.
Stimmwirkung
Tiefe und warme Stimmen werden als angenehmer empfunden als hohe oder gar sich überschlagende Stimmen.
Tiefe, sonore Stimmen vermitteln Vertrauen und werden als kompetent, selbstsicher und glaubwürdig eingestuft. Schrille Stimmen lösen eher unangenehme Gefühle aus. Gehören Sie nicht zu den Menschen mit einer natürlich tiefen Stimme lautet die Konsequenz nicht, eine tiefe Stimme erzwingen zu wollen. Die Lösung liegt dann in der lebendigen und abwechslungsreichen Stimmmelodie.
Die Stimme wirkt in der Kommunikation wie ein Schlüsselreiz, der in Sekunden darüber entscheidet, ob und wie das Gesagte beim Anderen ankommt. Welche Zustimmung, welchen Anklang, welches Echo mit dem Gesagten erreicht wird. Instinktiv wissen dies viele Rednerinnen und Redner. Sie legen Enthusiasmus in die Stimme, steigern den energetischen Einsatz, gestikulieren und lächeln oft. Um beim Publikum anzukommen, müssen sich die Zuhörer auch wohl fühlen. Ein Gegenüber will es bequem haben, und nicht angestrengt einer zu leisen Stimme hinterher hören.
Üben Sie Ihre weiche Stimme: Eine weiche Stimme kommt warm, einladend und beruhigend an. Sie erntet leichter Offenheit und die Bereitschaft, sich auf die Botschaft des Sprechers einzulassen.
Stimmpotenzial und Stimmqualität
Entspannte Stimme >>> Ausgewogene Stimme >>> Hohe Stimmqualität
In jeder Stimmlage kann man die Klangfarbe und die Tonhöhe durch die Verwendung der so genannten Stimmregister verändern, denn die Entwicklung und der Gebrauch der Stimme sind meist angelernt.
- Kopfregister = Kopfstimme: eher helle Töne, wenig resonanzreich, manchmal gepresst und unsicher.
- Brustregister = Bruststimme: volle Töne, resonanzreich, weicher, samtiger.
Das bedeutet, dass man jederzeit die Fähigkeit besitzt, eine entspannte Stimme zu erzeugen. Und somit zu einer hohen Stimmqualität zu finden.
Praxisübung Stimmfärbung
Sprechen Sie die folgenden Sätze laut aus und betonen die fett gedruckten Schlüsselworte. Achten Sie darauf, wie sich die Aussage durch das Hervorheben von einzelnen Wörtern verändert.
Neutralität: Ich würde mich freuen, Sie zu treffen.
Eile: Ich brauche das Ergebnis dringend.
Freude: Ich würde mich freuen, Sie zu treffen.
Humor: Sie sind aber ein lustiger Zeitgenosse!
Ironie: Die besondere Fußballnationalelf.
Verbindlichkeit: Die Sache liegt mir bis morgen vor.
Vertrauen: Glauben Sie mir, das Treffen findet definitiv statt.
Missmut: Wann wird das Ergebnis endlich fertig?
Autoritär: Ich dulde keinerlei Abweichungen mehr.
Zuneigung: Ich mag Dein Auftreten sehr!
Unsicherheit: Ich weiß nicht so recht.
Hilflosigkeit: Ich bin hier völlig verloren.
Jammern: Immer muss ich den Müll raus bringen.
Trauer: Das hätte ich nicht erwartet.
Resignation: Ich kann nicht mehr.
Nachdenklich: Was, sagten Sie, soll das Ziel sein?
Ungeduld: Wann kommst Du denn endlich?
Aggression/Wut: Damit ist es endgültig vorbei
Euphorie: Ich bin frei!
Panik/Hysterie: Wo sind wir?
Autorin: Benedikte Baumann, Geschäftsführende Gesellschafterin, part3
Kontakt: Judith Rodig, Senior-Konferenz-Managerin EUROFORUM