Der Wärmemarkt im Fokus der Energiewende

07.10.2013EnergieWaermemarkt, Energiewende

Die stromlastige Debatte um die Ausgestaltung der Energiewende und deren Rückkopplung auf die Endkundenenergiepreise durch das EEG greift deutlich zu kurz. Es ist sehr wahrscheinlich, dass sich der Fokus der Politik in der gerade angebrochenen Legislaturperiode stärker in Richtung Wärmemarkt verschieben wird. Dies hat verschiedene Gründe.

Der Wärmemarkt im Fokus der Energiewende

Wärmemarkt und Strommarkt Deutschland

Zum einen lässt sich im Wärmemarkt, im Gegensatz zum Strommarkt, vergleichsweise kostengünstig und sozialverträglich CO2 einsparen (Stichwort: „CO2-Vermeidungskosten“). Zum anderen werden die CO2-Reduktionsziele bis 2020 ohne die Hebung der hohen CO2-Reduktionspotenziale im Wärmemarkt nicht erreicht werden. So ist auch zu erwarten, dass im Zuge der nationalen Umsetzung der EU-EnEff-RL Maßnahmen im Wärmemarkt einen Schwerpunkt bilden werden.

Dabei müssen beim Thema Wärmemarkt immer zwei Seiten einer Medaille beleuchtet werden, die heute noch häufig gegeneinander ausgespielt werden. Energetische Gebäudeertüchtigung („Dämmung“) und Effizienzsteigerung im Heizungskeller („Kesselsanierung“) sind keine „Entweder-oder-Optionen“, sondern müssen prinzipiell gleichberechtigt betrachtet werden. Letztendlich bleibt am Ende oftmals die Frage, was der Gebäudeeigentümer in seiner spezifischen Lebenssituation finanzieren will und kann.

Königsweg für den Sanierungsfahrplan?

Dabei gibt es keinen allgemeingültigen Sanierungsfahrplan, der für jedes Bestandsgebäude in Deutschland den Königsweg aufzeigt. Das volkswirtschaftliche Optimum ist für den Einzelnen weder greifbar noch umsetzbar. Sanierungsfahrpläne müssen individuell für die entsprechenden Gebäude erstellt werden. Dann und nur dann können sie eine wichtige Orientierungshilfe beim Entscheiden bzgl. der Art und des Zeitpunkts von Effizienzmaßnahmen sein. Wichtig ist dabei die „ganzheitliche“ Betrachtung des Gesamtsystems aus „Hülle“ und „Heizungskeller“.

Das ist teilweise auch schon in der politischen Diskussion angekommen. Im Zuge der EWärmeG-Novelle in Baden-Württemberg ist z.B. geplant, die Erstellung eines individuellen Sanierungsfahrplans als partielle Erfüllung der auferlegten Pflichten anzuerkennen, weil ein solcher Sanierungsfahrplan die oftmals vorherrschende Unsicherheit der Gebäudeeigentümer auflösen kann.

Handlungsrahmen bei Sanierungsstau

Der Sanierungsstau bei den Bestandsgebäuden ist in weiten Teilen genau durch diese Verunsicherung zu erklären. Für Laien sind die verschiedenen Handlungsmöglichkeiten nicht mehr zu überblicken und schon gar nicht ihre mittel- und langfristigen wirtschaftlichen Auswirkungen. Dies führt zu einem ausgeprägten Investitionsattentismus.

Das muss zum einen von der Politik durch einen technologieoffenen, energieträgerneutralen und an den CO2-Vermeidungskosten orientierten „Handlungsrahmen“ aufgegriffen werden.

Es bietet aber den Marktakteuren, und zwar sowohl den EVU, aber auch dem Handwerk oder den Wohnungsbaugesellschaften, neue spannende Möglichkeiten für Geschäftsmodelle und Kundenbindungsmechanismen von der umfassenden „Sanierungsberatung“ bis hin zu komplexen „Contracting Modellen“ für Mikro-KWK.
 

Autoren:

Dr. Håvard Nymoen, Geschäftsführer, nymoen strategieberatung GmbH & Co. KG. Dr. Nymoen ist Vorsitzender der Wärmemarktkonferenz am 19./20.11.2013

Immo Klaus Drobnik, Senior-Berater, nymoen strategieberatung GmbH & Co. KG

 

Kontakt:

Claudia Paul, Senior-Konferenz-Managerin EUROFORUM | Claudia Paul auf XING

 

 

 

 

Dr. Nymoen ist Vorsitzender der Wärmemarktkonferenz am 19./20.11.