Wer einen Problemlöseprozess initiiert, der versucht sich meist erstmal alleine mit dem Thema zu beschäftigen. Eine klassische Methode dafür ist das Mindmapping. Soll ein Problem im Team gelöst werden, wird dann immer wieder das Brainstorming genommen. Doch schon im eigenen Leben bevorzugt man etwas Abwechslung und so sollte man sich auch bei der Problemlösung an neue Methoden trauen. Im Folgenden stellen wir zwei Methoden vor, die beim Problemlösen im Team neue Impulse geben sollen.

Die Trendmethode: Design Thinking

In der Überschrift findet sich schon der erste Fehler, den das Design Thinking ist keine Methode, sondern beschreibt viel mehr einen Prozess. Dieser Prozess orientiert sich an der Problemlösung von Designern und Architekten. Dabei wird in heterogenen Teams, also Personen aus verschiedenen Arbeitsbereichen, gemeinsam über das Problem nachgedacht und dann gemeinsam mit den verschiedenen Blickwinkeln an der Problemlösung gearbeitet. Am Ende gibt es verschiede Testphasen, um die Lösungsstrategie zu prüfen und zu verfeinern.

Entwickelt wurde die Methode vom  Informatiker Terry Winograd, Larry Leifer und David Kelley, dem Gründer der Design- und Innovationsagentur IDEO. Die entsprechende Methode wird seit 1991 auch von der entsprechenden Agentur vermarktet. In Deutschland wird die Forschung und Weiterbildung durch die „School of Design Thinking“ am Hasso Plattner Institute of Design in Potsdam übernommen.
Der Prozess in den kleinen Gruppen á 6-8 Personen wird durch einen geschulten Moderator übernommen, der bei der Zusammenstellung der Teams auf die Heterogenität achtet, die Prozessschritte durch entsprechenden Tools begleitet und auch den Test mit durchführt. Der Prozess selber teilt sich in fünf Etappen auf, wobei die ersten beiden Etappen ohne den direkten Versuch der Problemlösung durchgeführt werden sollen:

  1. Empathize
    In diesem Schritt gewinnt man die ersten tiefgreifenden Einblicke, in dem man sich das Problem definiert und anschließend versucht zu beobachten, wie dieses Problem auftritt.
  2. Define
    Aus den Beobachtungen werden die Suchfelder abgeleitet, die die Problemstellung spezifizieren.
  3. Ideate
    Hier finden sich die klassischen Kreativtechniken wie das Brainstorming wieder, doch auf Basis der vorher definierten Fragestellungen, also deutlich eingeschränkter als normal.
  4. Prototype
    Hierbei werden die erarbeiteten Lösungsideen testweise visualisiert und für die Entwicklungsgruppe zur ersten Betrachtung bereitgestellt.
  5. Test
    Die Problemlösung wird in einer entsprechenden Zielgruppe getestet und entweder verfeinert oder verworfen, je nachdem, wie die Testgruppe auf die Lösung reagiert.

Am Ende des Prozesses soll insbesondere durch die Heterogenität und die am Design orientierten Vorgehensweise eine größere Kreativität erreicht und die Erfolgswahrscheinlichkeit erhöht werden. Zu den einzelnen Prozessschritten kann auch wieder zurück gesprungen werden, so dass auch ein ständiger Austausch der Schritte stattfindet und die Problemstellung weiterentwickelt werden kann.

Zu Beachten ist, dass der Prozess sehr aufwendig ist, heterogene Gruppen erfordert und mehrere Tage dauern kann, dafür kann mehr als eine einfache Problemlösung erreicht werden.

Das Außergewöhnliche: Lego ® Serious Play ®

Team-Building, Problemlöseprozess oder Projektmanagement – das sind alles Bereiche, in denen neue Methoden zu ungewöhnlichen Ergebnissen führen können. Eine besondere Methode stellt dabei das Lego ® Serious Play ® dar. Ja, das hier Lego steht, ist richtig, denn Lego kann mehr sein als ein Kinderspielzeug. Mit Hilfe der kleinen Klötze können komplexe Sachverhalte einfach dargestellt, die Kreativität gefördert und insbesondere die Verbindung zwischen Hirn und Hand genutzt werden. Entscheidend für diese Methode ist aber ein Moderator, der eine entsprechend gute Methodenkenntnis besitzt.

Die Methode vom Haupteigentümer von Lego®, Kjeld Kirk Kristiansen, ab 1996 zusammen mit den beiden Professoren Johan Roos und Bart Victor vom International Institute for Management Development (IMD) in Lausanne entwickelt. Nach einiger Entwicklungszeit und einem fortlaufenden Verbesserungsprozess wurde 2002 die Methode der Öffentlichkeit vorgestellt. Inzwischen ist die Methode unter der Creative Commons Lizenz freigegeben worden.

Bei Lego ® Serious Play ® gibt es eine feste Vorgehensweise, damit die Teilnehmer sich zuerst an die Arbeit mit Lego (wieder) gewöhnen können und auch lernen, wie man die eigenen Gedanken in Lego ausdrücken kann. Dazu gibt es fünf Schritte:

  1. Skill Building: Zum Anfang stellt der Moderator die Methode vor, indem er über Nutzen, Funktion und wissenschaftlicher Hintergrund erzählt. Die Teilnehmer werden durch verschieden kleinere Übungen „wieder“ mit Lego spielen vertraut gemacht.
  2. The Challenge: Hier geht es um die Problemstellung. Wie schon oben angesprochen, kann die Methode für Teambuilding, Persönlichkeitstraining, Prozessoptimierung oder Strategieentwicklung verwendet werden. Dabei kann Lego Serious Play sowohl zu Analysezwecken als auch für zukunftsgerichtete Themenstellungen eingesetzt werden.
  3. Thinking with the hands: Jeder Teilnehmer baut für sich ein Legomodell.
  4. Sharing: In der großen Runde erklärt jeder sein Modell mit Hilfe von Methaphern oder Geschichten. Die anderen Teilnehmer haben Gelegenheit für Rückfragen und Reflexionen.
  5. Collaboration: Teams mit maximal 6-8 Personen bauen ein gemeinsames Modell aus den Gedanken und Ideen der individuellen Modelle.

Mit Lego ® Serious Play ® existiert also eine Methode, mit der auch trockene Themen sehr unterhaltsam bearbeitet werden können und zugleich eine Reduzierung von komplexen Sachverhalten stattfindet.

Autor
Michael Ziege
EUROFORUM Deutschland SE