Standards in der Kommunikation im Zeitalter von Industrie 4.0

Im Zeitalter von Industrie 4.0 tauschen Maschinen untereinander Daten aus. Zukünftig werden immer mehr Maschinen miteinander vernetzt sein. Wir haben einen Experten danach befragt, was für die erfolgreiche Kommunikation von Maschine zu Maschine zu beachten ist.

Standards in der Kommunikation im Zeitalter von Industrie 4.0

Wenn Menschen kommunizieren, sprechen sie idealerweise die gleiche Sprache. Bei Maschinen dürfte das ähnlich sein, oder?

Das wäre schön! Die Erfahrung zeigt uns allerdings, dass viele Maschinen in der Wahl "ihrer" Sprache sehr eingeschränkt sind. Dies führt dazu, dass die Fabriksysteme häufig unterschiedliche Sprachen und Sprachabläufe für einzelne Maschinen verwenden müssen, was ihre wichtigen Aufgaben unnötig verkompliziert. Häufig werden so nur die allerwichtigsten Informationen ausgetauscht und die Flexibilität der Produktion leidet.

Was muss getan werden, damit diese „Sprachbarrieren“ bei Maschinen überwunden werden können?

Ganz einfach: möglichst viele Maschinen müssen die gleichen ein oder zwei Sprachen sprechen. Dazu spielen Standards eine notwendige Rolle. Die Herausforderung liegt allerdings darin, diese Sprache so zu gestalten, dass möglichst alle Maschinen ihre eigenen Besonderheiten gut in dieser Sprache ausdrücken können, denn nur so können die Maschinen optimal zur Wertschöpfung beitragen. Und nur so werden Standards akzeptiert. Hier können sowohl Maschinen-Anwender als auch die Hersteller helfen: erstere sollten die Verwendung einer gemeinsamen Sprache fordern und fördern. Letztere sollten sich auf die geforderte Sprache einlassen und Gemeinsamkeiten zu anderen Maschinen zulassen.

Das klingt nach einer sehr komplexen Herausforderung. Was glauben Sie, an welchen Stellen sollten die Verantwortlichen in den Unternehmen zuerst anfangen?

Wir sollten uns fragen, an welchen Stellen unterschiedliche Werte und Kulturen zusammenprallen und hier genau hinschauen. Eine solche Stelle ist zum Beispiel die Maschinenintegration in die "shop floor" Ebene. Für Industrie 4.0 kommen hier die informatorischen Bedürfnisse und Angebote von Fabrik-Betreiber, Anlagen-Bereitsteller und Komponenten-Anbieter zusammen. Wir müssen diese unterschiedlichen Bedürfnisse, Werte, Kulturen kennen und berücksichtigen, wenn wir hier die richtige Balance finden wollen. Ebenso stoßen hier die durchaus unterschiedlichen Bedürfnisse von Maschine und Produkt zusammen. Industrie 4.0 muss diese unterschiedlichen Bedarfe verstehen und in seinen Informationsmodellen berücksichtigen. [...]

Eine weitere Herausforderung ist, Daten und Informationen, die während der Produktion relevant sind, enger zu vernetzen. In Zukunft werden Daten nicht nur entlang einer Achse zu Informationen verdichtet werden. Der Verteilung von Informationen und das Nutzen dieser Informationen zu unterschiedlichen Zwecken und an unterschiedlichen Orten wird in der Industrie 4.0 eine große Rolle spielen. Diese Vorgänge müssen laut der Festo Vision "smart und intuitiv" gestaltet werden. Industrie 4.0 heißt aber auch, Veränderungsprozesse, die von Menschen gesteuert werden und für die  Wandlungsfähigkeit der Fertigung notwendig sind, effizient mit Datenverbindungen zu begleiten.

Was bedeutet Industrie 4.0 für Festo? Hat sich in Ihren Produktionsbereichen bereits etwas geändert, können Sie ein interessantes Beispiel nennen?

Festo versucht in seinen Fertigungsstätten smarte und intuitive Komponenten und Technologien einzusetzen, so zum Beispiel in unserer neuen Fabrik in Scharnhausen. Eine "Referenzfabrik" für unsere Kunden ist das Ziel. Ein Aspekt ist hier unter anderem ein durchgängiges Monitoring von Energie- und Nutzungsdaten der Fertigungsressourcen. Mit den Forschungsprojekten, an denen wir uns beteiligen, sind wir nahe am Puls der Zeit und gestalten Industrie 4.0 direkt mit. Die gemachten Erfahrungen und Vorsprünge fließen dann in unsere eigenen Produkte ein, zum Beispiel in unsere Motion Steuerungen.

Autor: Dr. Michael Hoffmeister, Portfoliomanagement Software-Tools, Festo AG & Co. KG, Weitere Links von Festo: Technologiefabrik in Scharnhausen, Überblick Forschungsaktivitäten in Richtung Industrie 4.0

Kontakt: Frederic Bleck, Senior-Konferenz-Manager EUROFORUM | XING