Was beim Brainstorming schief läuft
Brainstorming funktioniert am besten in kleinen Gruppen von 6 bis 8 Personen. Grundidee dabei ist, dass in der Gruppe durch die Verknüpfung von Impulsen neue kreative, innovative Ideen entwickelt werden. So kommt nach 30 Minuten eine Vielzahl an Ideen zusammen, die im Laufe des Prozesses aus den ersten Impulsen entstanden sind. Doch auch beim Brainstorming gibt es Regeln, die den meisten nicht bekannt sind.
So gehört es zu den Grundregeln, dass man keine Kritik zu den geäußerten Ideen äußert. Viel wichtiger ist es, alle Ideen objektiv zu betrachten und in die Entwicklung neuer Ideen einzubringen. Wer aber schon mal an einem Brainstorming-Prozess teilgenommen hat, der weiß auch, wie schnell Kritik geäußert wird und wie daraus Diskussionen entstehen, die dem eigentlichen Brainstorming im Weg stehen. Ebenfalls problematisch ist es, dass auf Grund des Diskussionsklimas nur wenige „verrückte“ Ideen geäußert werden, die aber der Entwicklung von Innovationen zuträglich sein können. Stattdessen werden nur Ideen eingebracht, die mit dem Strom fließen und wenig Abwechslung bringen.
Durch die Missachtung von Grundregeln ist der Erfolg eines Brainstorming-Prozesses in Gefahr. Das bestätigt auch eine Studie (vgl. Taylor, Berry, Block), die bei individueller Problembearbeitung bessere Ergebnisse erzielt hat, als bei Brainstorming-Prozessen mit jeweils vier Personen. Dies zeigte sich sowohl bei der Anzahl der Ideen als auch bei der Anzahl von einzigartigen Ideen. Anscheinend bremste das Brainstorming die Ideenfindung und hätte im realen Umfeld das Problemlösen erschwert.
Die Alternativen zum Brainstorming
Wie schon ausgeführt, kann Brainstorming alleine den Findungsprozess erschweren. Eine Möglichkeit, dem entgegen zu wirken, wäre eine Mischung aus Brainstorming und individueller Ideenfindung. Die Methode 6-3-5 versucht genau dies. 6-3-5 steht für „6 Durchgänge, 3 Ideen, 5 Minuten“ und soll insbesondere zurückhaltendere Teilnehmer besser in den Prozess einbinden. Jeder Teilnehmer soll innerhalb von fünf Minuten drei Ideen entwickeln, die auf entsprechende Blätter aufgeschrieben werden. Anschließend werden die Zettel weiter gereicht und der nächste hat wieder 5 Minuten, die Ideen zu ergänzen. Nach sechs Durchgängen wird das Ergebnis präsentiert. Auf Grund des starren Zeitrasters sollte diese Methode für eher leichte bis mittelschwere Problemstellungen verwendet werden. Trotzdem können hierbei Ideen entwickelt werden, die im Brainstorming nicht unbedingt hervorgekommen wären.
Eine weitere Methode ist die Brainstation. Bei der Brainstation werden kleine Gruppen von maximal vier Personen gebildet, die an Pinnwänden mit Brownpapers Ideen entwickeln. Nach etwa fünf bis sieben Minuten gehen die Gruppen zur nächsten Pinnwand und entwickeln die dort schon vorhandenen Ideen weiter, vergleichbar der Methode 6-3-5. Der größte Vorteil der Brainstation ist die Skalierbarkeit; und mit größeren Gruppen können entsprechend viele kleine Gruppen gebildet werden. Ebenfalls möglich ist so die parallele Bearbeitung von Themen, um mehrere Ergebnisse in einem Prozess zu erzielen. Weiterhin problematisch kann hierbei sein, dass sich auch hier zurückhaltendere Teilnehmer nicht entfalten können, durch die kleine Gruppenstärke ist dieses Problem aber deutlich geringer als beim klassischen Brainstorming.
Sowohl die Methode 6-3-5 als auch die Brainstation bieten gute Alternativen oder Ergänzungen vom Brainstorming und sollten bei der Wahl der Problemlöse-Methodik mit einbezogen werden. Auch der Wechsel zwischen den Methoden kann bei immer gleichbleibenden Gruppen für Abwechslung sorgen und die Motivation zur Ideenfindung steigern.
Mehr zu den verschiedenen Möglichkeiten des Problemlösens und der Entwicklung von Innovationen gibt es bei unserem Seminar „Querdenken“ in München.
Autor
Michael Ziege
EUROFORUM Deutschland SE