Wie sagte Gordon Gekko alias Michael Douglas in dem Kult-Film „Wall Street“ so schön: „Machen Sie ihm ein Angebot, das er nicht ablehnen kann.“ In einer ähnlichen Lage wie Bud Fox, der Adressat dieser Ansage, könnten sich bald die Chefetagen der deutschen Immobilienwirtschaft befinden. Sie müssen möglicherweise bald hochqualifizierten Nachwuchsführungskräften Angebote unterbreiten, die diese dazu bewegen, überhaupt in Unternehmen der Immobilienbranche vor Anker zu gehen.
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Personalwirtschaftlich nennt sich das „War for Talents“ – wenn nämlich die Nachfrage nach hochqualifiziertem Personal das Angebot deutlich übersteigt. Das Bild ist der Albtraum jedes Personalchefs: Einer kleinen Schar von High Potentials steht eine Vielzahl von Firmen gegenüber, die sich mit Schalmeien-Gesängen um diese bemühen. Das klassische Bewerbungsgespräch wird quasi auf den Kopf gestellt.
Und doch droht aufgrund aktueller Mega-Trends der deutschen Immobilenwirtschaft genau diese Konstellation. Die Generation Y, also die nach 1980 Geborenen, stehen vor der Tür des Arbeitsmarktes oder sind am Anfang ihres Karrierewegs. Die 25 bis 35jährigen sind gut und oftmals international ausgebildet, sie gehören schon zu den „digital natives“ und sind von einem Wertesystem geprägt, das wenig mit dem der heutigen Wirtschaftselitezu tun hat. Auf der anderen Seite stehen die Unternehmen der Immobilienwirtschaft, die der Generation Y bislang nicht all zuviel zu bieten haben. In der Immobilenwirtschaft ist die Anzahl an hochqualifizierten Top-Führungskräften mit entsprechender Professionalität und relevanten persönlichen Eigenschaften historisch knapp. Dies hängt auch mit der kleinformatigen, oft mittelständischen Struktur der Branche und den meist unterentwickelten Personalentwicklungssystemen zusammen, aber auch mit dem traditionell nicht immer guten Image.
Sinn statt Geld
Eine ganze Deutungsindustrie beschäftigt sich derzeit mit der Frage: Was will die Generation Y überhaupt, wie kann man sich als Unternehmen für sie attraktiv machen? Zentral scheint mir, dass hier eine Generation an die Tür klopft, die weniger als frühere Generationen auf materielle Anreize reagiert. Dem rein monetären wird die Dimension „Sinn“ entgegengesetzt oder zumindest hinzugefügt. Diese Sinn und Lebensglück suchende Generation wird die Berufswelt verändern. Es mag als Anregung dienen, wie Google, Microsoft, Roche oder Gore ihre Karriereseiten im Internet gestalten, um die Berufseinsteiger für ihr Unternehmen zu begeistern.
Meine Antwort auf diesen Trend für die deutsche Immobilienwirtschaft lautet: Will die Branche im Kampf um die besten Köpfe wettbewerbsfähig wettbewerbsfähig bleiben, braucht sie ein neues Leitthema. Aus meiner Sicht kann dies nur eine stringente, auf Nachhaltigkeit aufbauende Unternehmensführung sein! Wer den War for Talents in der Immobilienbranche, der auch auf der Top-Ebene bezüglich hochqualifizierter Quereinsteiger gewonnen werden muss, mit einem durchdachten Nachhaltigkeitskonzept führen will, muss zunächst die Weichen an der Spitze stellen. Nachhaltigkeit muss zuerst in den Leitungsgremien der Branche verankert werden, also in den Aufsichts- und Beiräten sowie den Vorständen und Geschäftsführungen.
Das Bekenntnis und das Vorleben von Werten wie Integrität, Transparenz und Verantwortung müssen ganz oben beginnen, sonst bleibt jeder Schlachtplan um die besten Nachwuchsführungskräfte unter dem Banner der Nachhaltigkeit ein leicht durchschaubarer Werbefeldzug.
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Autor: Werner Knips ist Partner der internationalen Personalberatung Heidrick & Struggles und arbeitet seit vielen Jahren im Rahmen der ICGund des ZIA an Nachhaltigkeitslösungen für die Immobilienbranche.