Vorgänge wie die VW Dieselaffäre werden dazu instrumentalisiert, eine Mobilität in kürzester Zeit ganz ohne fossile Brennstoffe zu fordern. Eine Lösung der Dieselproblematik wird nur notgedrungen diskutiert. Dabei ist die Belastung unserer Atmosphäre insbesondere in den städtischen Ballungsräumen durch gesundheitsschädliche Schwefel-, Stickoxid- und Partikelemissionen nicht nur auf den PKW Verkehr, sondern auch entscheidend auf den gewerblichen Güterverkehr zurückzuführen.
Es ist in unserer Gesellschaft fast völlig unbekannt und wird nur unter Experten erörtert, dass mit Erdgas in verflüssigter Form, genannt LNG, bereits eine erprobte und bewährte Technologie zur Verfügung steht, die für eine längere Übergangszeit einen sauberen Schwerlast- und Binnenschiffsverkehr in großem Maßstab und zu wirtschaftlichen Konditionen ermöglicht. Die Tatsache, dass bereits zwei Fähren in der deutschen Nordsee mit umweltfreundlichen LNG betrieben werden, ist wenig bekannt. Lediglich eine Anschubfinanzierung für die Schaffung der erforderlichen Infrastruktur, eine steuerliche Differenzierung und eine angemessene regulatorische Besserstellung des sauberen Brennstoffs sind erforderlich. Allerdings ist ein politisches Bekenntnis zu dieser Übergangsenergie ebenfalls erforderlich, weil sonst die Industrie, u.a. die Fahrzeughersteller, auf die Elektromobilität setzt, die im Schwerlastverkehr auf Jahre unrealistisch sein wird und nur unseren derzeitigen dieselbasierten Schwerlastverkehr zementiert.
Andere europäische Länder wie die Niederlande, UK und selbst Spanien sind uns auf diesem Sektor bereits enteilt, europäische LKW-Hersteller haben kommerzielle Fahrzeuge für den Fernverkehr mit umweltfreundlichem LNG als Brennstoff auf den Markt gebracht, LNG-Tankstellen wurden gebaut und die Treibstoffversorgung etabliert. Allerdings gibt es in den letzten Monaten hoffnungsvolle Signale für Deutschland. Die ersten LNG-Tankstellen sind auch bei uns in Betrieb gegangen und erste Speditionen betreiben LNG betankte LKWs. In Kürze wird die deutsche Bundesregierung ihre Strategie zur Implementierung der alternativen Brennstoffstrategie der EU-Kommission veröffentlichen. Es bleibt zu hoffen, dass eine Strategie etabliert wird, die zu einer raschen und pragmatischen Reduktion der Emissionen unseres Transportsektors führt.
Autoren:
Dr. Christoph Merkel und
Iñaki Merkel, Merkel Energy GmbH, Essen