Testdatenmanagement im Unternehmen

16.09.2013IT & TelekommunikationDatenmanagement, FredericBleck

Methodik und Organisation von Testdaten

Herr Dr. Klaus Haller, Swisscom IT Services, ist einer von drei Referenten des Seminars Testdatenmanagement. Er spricht über Methodik und Organisation von Testdaten und beantwortet dabei u.a. Fragen zu den besonderen Anforderungen bei Applikationslandschaften und Datenbankapplikationen. Im Vorfeld der Seminare haben wir Herrn Haller zum Thema Testdatenmanagement für Sie interviewt:

 

Testdatenmanagement im Unternehmen | Interview mit Dr. Klaus Haller

Testdatenmanagement ist noch ein recht „junges Thema“. Was verbirgt sich genau hinter diesem Begriff?

Ich möchte das am Beispiel einer Kernbankenapplikation erklären. Als Tester muss ich zum Beispiel testen, ob die Zinsen für Sparkonten richtig berechnet werden. Dafür brauche ich ein Sparkonto mit Guthaben in der entsprechenden Datenbanktabelle der Applikation. Damit alleine wird aber das System nicht laufen. Hunderte andere Tabellen müssen auch Daten haben, von Filialen über Mitarbeiter und User bis hin zu Tabellen der Bankbuchhaltung. Die Daten müssen vor Testbeginn geladen werden. Das Testdatenmanagement umfasst alle technischen und organisatorischen Maßnahmen, damit Testsysteme die Daten haben und die Tests ausgeführt werden können.

Warum ist das Thema Testdatenmanagement auf einmal wichtig geworden?

In der Vergangenheit hieß Testdatenmanagement, dass ich Datenbanken aus der Produktion in Testumgebungen kopiere. Das ist einfach und bequem. Doch nehmen wir an, ein Testskript sucht nach einem Sparkonto von „Max Mustermann“. Ist Max kein Kunde mehr, scheitert das Testskript. Zunehmend unterbinden auch Compliance- oder IT-Risk-Abteilungen, dass Produktionsdaten auf Testsysteme kopiert werden.
 

Was spricht gegen die Verwendung von Produktionsdaten zum Testen?

Entwicklung, Testen, Integration, Betrieb und Maintenance werden oft auf Standorten in verschiedenen Ländern verteilt und an IT-Dienstleister ausgelagert. Auf einmal sind IT und Kunde in verschiedenen Ländern. Ich darf aber nicht Kundendaten über jede Landesgrenzen hinweg kopieren. Daneben gibt es die Risikosicht. Kopiert ein Maschinenbauunternehmen alle seine Konstruktionspläne zu einen IT-Dienstleister, damit er die neueste Version der Software testen kann? Möchte ich als Versicherung, dass jeder Entwickler oder Tester, egal ob intern oder extern, mit einer einzigen Datenbankanfrage weiß, mit welchen Kunden wir wie viel Gewinn machen? Es gibt viele Gründe, warum ich keine Produktionsdaten zum Testen verwenden kann. Das Testdatenmanagement garantiert, dass ich trotzdem Daten zum Testen habe.

Welche Herausforderungen kommen auf die Verantwortlichen in den Unternehmen zu?

Drei Herausforderungen sind zu meistern. Erstens muss ein CIO oder Leiter eines Test Centers die Thematik in seiner Organisation verankern. Irgendjemand muss Testdaten in Testumgebungen bereitstellen. Zweitens steht ein Frühjahrsputz an. Sensitive Daten müssen aus allen Entwicklungs- und Testsystemen herausgeputzt werden. Drittens müssen Testsysteme periodisch auf sensitive Daten kontrolliert werden. Testsysteme sind wie Kinderzimmer – einmal aufräumen reicht nicht für die Ewigkeit.
 

Sie treffen Hern Dr. Haller als einen von von drei Referenten auf dem Seminar Testdatenmanagement im November in Frankfurt und im Dezember in Köln. Lesen Sie mehr über Herrn Dr. Klaus Haller im CV auf seiner Website.

Das Interview führte Frederic Bleck, Konferenz-Manager EUROFORUM | Frederic Bleck auf XING.