Herr Poguntke, Sie sind zertifizierter Trainer in der LEGO®-SERIOUS-PLAY®-Methode. Heißt das, Sie haben niemals aufgehört mit LEGO zu spielen?
Ich habe tatsächlich als Kind sehr viel mit Lego gespielt. Dann kamen bei mir einige Lego-freie Jahre. In meinem Berufsleben bin ich als Experte für Corporate Think Tanks und Kreativität immer auf der Suche nach neuen Tools und so bin ich vor einigen Jahren auf die LEGO®-SERIOUS-PLAY®-Methode gestoßen. Die Idee und der Nutzen der Methode haben mich so begeistert und überzeugt, dass ich in Dänemark bei einem der maßgeblichen Entwickler des Tools meine Trainerzertifizierung absolviert habe. Interessant ist allerdings, dass sich in meinen Seminaren und Workshops sehr häufig gestandene Führungskräfte damit „outen“, auch heute noch gelegentlich Legomodelle zu bauen.
Spaß beiseite, was verbirgt sich genau hinter dieser Methode und wofür kann sie in der Business-Welt eingesetzt werden?
LEGO® SERIOUS PLAY® ist eine Kommunikations-/Moderations- und Kreativitätsmethode mit der ein sehr breites Themenspektrum bearbeitet werden kann. Klassische Anwendungsgebiete sind beispielsweise Strategieentwicklung, Ideation und Prototyping im Innovationsmanagement, Prozess-(Re-)Design, Projektmanagement, Analysen aller Art sowie Teambuilding.
Die Grundidee basiert darauf, dass jeder noch so abstrakte Gedanke anhand eines Legomodells visualisiert und erklärt werden kann. Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass das „Arbeiten mit den Händen“ erstaunliche Kreativität freisetzen kann und zudem förderlich für das Lernen ist. Da jeder Teilnehmer mit einem eigenen Set an Legosteinen ausgestattet wird, zeichnet sich die Methode zudem durch eine hohe Aktivierung aus (jeder macht mit). Und nicht zuletzt macht die Bearbeitung manch eines „trockenen“ Businessthemas mit Lego dem meisten Menschen ziemlich viel Spaß.
Welche Unternehmen und Organisationen arbeiten denn heute schon mit dieser Methode?
Unternehmen wie z. B. Google und einige Start-ups sind natürlich von solch einer innovativen Vorgehensweise schnell zu begeistern gewesen. Mittlerweile hat LEGO® SERIOUS PLAY® bei namhaften Unternehmen wie Unilever, Master Card, Allianz; SAP oder Pfizer Einzug erhalten. Darüber hinaus gehören Organisationen wie die NASA oder die UN zu den Anwendern. Ich selbst habe beispielsweise in den vergangenen zwei Jahren im Bankenbereich, bei Automobilzulieferern und in der Elektroindustrie mit der Methode gearbeitet.
Die europäische Kommission hat übrigens das Forschungsprojekt S-Play gefördert, in dem untersucht wurde, wie LEGO® SERIOUS PLAY® speziell für kleinere und mittelständische Unternehmen genutzt werden kann.
In der industriellen Produktion gelten Modularität und die Verwendung einzelner Elemente als „Bausteine“ als ein grundlegendes Paradigma. Auf welche Weise könnte die deutsche Industrie LEGO® SERIOUS PLAY® nutzen?
Modularität lässt sich hervorragend mit Lego in Modellen darstellen, da in der „Legowelt“ selbst alles modular aufgebaut ist. Darüber hinaus kann die LEGO®-SERIOUS-PLAY®-Methode einen Nutzen stiften, wenn es um die Bearbeitung komplexer und zukunftsgerichteter Projekte geht. Speziell bei einem Thema wie Industrie 4.0 können Analysen oder Ideen für den visionären Produktions- und Wertschöpfungsprozess einer Smart-Factory schnell, einfach und in unterschiedlichen Varianten visualisiert werden.
LEGO® und SERIOUS PLAY® sind eingetragene Markenzeichen der LEGO Group http://www.seriousplay.com
Autor: Sven Poguntke, Berater, Keynote Speaker, Trainer, Dozent XING („Tiefgründig analysieren und spielerisch arbeiten: LEGO®-SERIOUS-PLAY®“, in: „Corporate Think Tanks – Zukunftsgerichtete Denkfabriken, Innovation Labs, Kreativforen & Co.“, Springer/Gabler Verlag, Wiesbaden 2014.
Kontakt: Frederic Bleck, Senior-Konferenz-Manager EUROFORUM | XING