Startup des Monats Euroforum/Energieloft: Pioniernetz

05.03.2019Energie

Interviewpartner: Nicolas Schwaab (Co-Founder)

Pioniernetz ist das Startup des Monats März: Die Zukunft der privaten Netzkopplung


Die Notwendigkeit der Energiewende wurde bereits erkannt. Der Aufschrei der Politik und Energieversorger ist groß, die Bereitschaft der Bevölkerung aber durchaus vorhanden. Wieso also nicht selbst aktiv werden? Unser Startup des Monats Pioniernetz hat eine Energy Sharing Lösung entwickelt, die es ermöglicht, über Photovoltaikanlagen privat erzeugte Energie mit benachbarten Haushalten zu teilen. Erneuerbare Energie, direkt aus der Nachbarschaft. Regionaler geht es nicht, umweltfreundlicher auch nicht - das ist Energiewende.

Hey Nicolas, wir freuen uns euch als unser neues Startup des Monats vorzustellen. Erzähle uns doch bitte kurz zum Einstieg in einem Satz was Pioniernetz macht.

Gerne. Pioniernetz entwickelt eine Peer-to-Peer-Energy-Sharing Lösung mit der Photovoltaik-Anlagen-Besitzer erstmalig ihre erzeugte Energie wirtschaftlich und betreiberfreundlich mit Ihren Nachbarn teilen können.

Okay, das hört man nicht alle Tage. Kannst du uns erklären mit welcher Technologie ihr das möglich macht?

Das Herzstück unserer Lösung ist der Netzkoppler. Diese Hardware ist eine in den letzten drei Jahren von Grund auf erarbeitete Eigenentwicklung, die auf der bewährten Technik von Umrichtersystemen aufbaut. Zur Steuerung sind eine Vielzahl an intelligenten Regelungsalgorithmen notwendig, die im Zusammenspiel mit der von uns eigenprogrammierten Embedded Software den Energiefluss zwischen den gekoppelten Netzen völlig autonom steuern. Die Übertragung der Energie erfolgt galvanisch getrennt über eine private, netzparallele Leitung zwischen zwei oder zukünftig mehreren Hausnetzen. Ergänzt wird unsere Hardware um eine digitale Infrastruktur. Das eigenentwickelte Backend bietet eine offene Plattform um die erzeugte, verbrauchte und übertragene Energie zu erfassen und grafisch zu visualisieren. Backend und User-Portal werden modular aufgebaut und können mit zusätzlichen Funktionalitäten ausgestattet oder neuen Services ergänzt werden. Dies ermöglicht in Zukunft die Anbindung weiterer Technologien, wie beispielsweise Smart-Home-Lösungen.

Wieso habt ihr euch dafür entschieden, dass eure Kunden ihren erzeugten Strom bei ihren Nachbarn einspeisen und nicht in die Netze der Erzeuger? Welchen Vorteil haben eure Kunden davon?

Wir wollen der erste Anbieter sein, der eine Peer-to-Peer-Energy-Sharing Lösung auf den Markt bringt, mit der Photovoltaik-Anlagen-Besitzer ihre erzeugte Energie wirtschaftlich-, und betreiberfreundlich mit Ihren Nachbarn teilen können. Dadurch, dass das öffentliche Netz bei unserer Lösung nicht beansprucht wird, entfallen Netzentgelte und Gebühren. Somit entsteht eine Win-win-Situation für alle angeschlossenen Haushalte. Der Stromgeber kann einen höheren Erlös als die gesetzliche Einspeisevergütung erzielen und der Stromnehmer erhält echte erneuerbare Energie aus der Region für einen geringeren Preis als über seinen Energieversorger. Zudem machen wir Photovoltaik-Lösungen aufgrund der geringeren administrativen und finanziellen Aufwendungen bei unserer Lösung auch für kleine Mehrfamilienhäuser rentabel und bieten somit eine wirtschaftliche Alternative zu heutigen Mieterstromprojekten.

Die Benefits eurer Kunden sind somit eindeutig. Uns würde noch interessieren in welcher Form ihr als Sharing-Partner ins Spiel kommt und wie ihr eure Umsätze generiert ?

Geld verdienen wir durch den Verkauf unserer Hardware über Akteure im Photovoltaik-Lösungsgeschäft, wie Solarteure und Energieversorger sowie durch ein digitales Service-Modell, mit dem wir wiederkehrende Erlöse erzielen. Letzteres ermöglicht es uns dem Kunden ein "Rund-Um-Sorglos-Paket" zu bieten mit dem wir ihm von jeglichem administrativen Aufwand, wie z.B. der Rechnungsstellung an den Stromnehmer, befreien. Zukünftig sollen weitere Services dazu kommen.

Also bietet ihr somit einen Markt für alle Eigenheimbesitzer?

Nicht nur das! Das Marktvolumen unserer ersten Zielgruppe, Eigentümer von Ein- bis Zweifamilienhäusern mit Photovoltaik Anlage, für die unsere Lösung wirtschaftlich interessant ist, umfasst in Deutschland in den nächsten fünf Jahren ca. 721.000 Gebäude. Im zweiten Zielmarkt, kleine Mehrfamilienhäuser, in dem heute so gut wie keine Photovoltaik-Vermarktung stattfindet, beträgt das Potential über 500.000 Gebäude. Beide Zielgruppen könnten mit unserer Lösung insgesamt 3 Millionen Haushalte in Deutschland mit bezahlbarer erneuerbarer Energie versorgen.

Meine letzte Frage: In welcher Phase befindet ihr euch mit eurem Startup?

Pioniernetz wurde 2018 durch das EXIST-Gründerstipendium finanziert und konnte damit die Klärung der regulatorischen und technischen Rahmenbedingungen herbeiführen. In den letzten 12 Monaten konnten zudem über 160 Pilotinteressenten gewonnen werden. Mittlerweile existiert ein Prototyp in der vierten Generation, mit der wir die Funktionalität unseres Produktes bereits nachweisen konnten. In Kürze starten die ersten Feldtests unter realen Bedingungen in Kooperation mit einem Wohnungsbauunternehmen und einem regionalen Energieversorger. Im Rahmen dieser Feldtests wird erneuerbare Energie an Haushalte innerhalb eines Gebäudes und auch über Grundstücksgrenzen hinweg geliefert. Die nächsten wichtigen Meilensteine sind die Sicherung der Anschlussfinanzierung und die Zertifizierung des Netzkopplers.

Lieber Nicolas, vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, euer Startup vorzustellen. Wir wünschen euch mit eurer Energy Sharing Lösung viel Erfolg und hoffen, dass ihr es schafft, die Energiewende damit weiter voranzutreiben. Wer euch auf diesem Weg begleiten möchte, kann sich gern euren Call dazu ansehen und mit euch in Kontakt treten.


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