Preiskampf im deutschen Energiemarkt

18.02.2014EnergieEnergiepreise, Stadtwerke, IngelaMarre

Insolvenz der Teldafax Holding und deren Töchter Teldafax Services und Teldafax Energy

Maik Neubauer anlässlich des Strafprozesses gegen die Teldafax Holding und das damit einhergehende - oder sich verringernde - Verbrauchervertrauen in die Energieversorgerlandschaft.

Darf Strom auch wieder (noch) teurer sein ? – Der Weg aus der Discountfalle | Maik Neubauer zum Teldafax Strafprozess

Darf Strom auch wieder (noch) teurer sein ? – Der Weg aus der Discountfalle

Heute beginnt einer der wichtigsten Strafprozesse im deutschen Energiemarkt nach der Liberalisierung des Strommarktes Ende der 90er Jahre. Mit der Insolvenz der Teldafax Holding und deren Töchter Teldafax Services und Teldafax Energy hat sich das Verbrauchervertrauen in die Energieversorgerlandschaft massiv verändert.

Der Begriff ‚Vertrauen’ gewann wieder an Substanz und einige Verbraucher waren damals bereit, sogar wieder etwas mehr für eine ‚sichere’ Energieversorgung auszugeben. Die Insolvenzen von Teldafax und Flexstrom waren jedoch schnell wieder vergessen und viele wechselwillige Verbraucher sind heute wieder auf der Jagd nach attraktiven Prämien und den vermeintlich günstigsten Angeboten auf den Vergleichsportalen.

Wenn man sich die potentiellen Rohmargen auf dem deutschen Endverbrauchermarkt einmal im Detail ansieht und die hohen Aufwendungen für Vertrieb und Marketing, aber auch die stark gestiegenen Kosten für die Umsetzung von nationalen und europäischen regulatorischen Anforderungen gegenüberstellt, kann man sich sehr schnell ausrechnen, dass Kunden im Retailsegment erst nach 2-3 Jahren Geld in die Kassen der Versorger spülen.

Herausforderung Liquiditätsmanagement

Bis dahin gilt es durchzuhalten und durch eine schnelle Neukundengewinnung die ‚Maschine’ am laufen zu halten. Auch ohne die Vorauszahlungen wie im Fall Teldafax ist das Liquiditätsmanagement eine immense Herausforderung für die neuen Anbieter, aber auch die traditionellen Versorger und Stadtwerke in Deutschland. Die systemimmanente Komplexität im deutschen Energiemarkt – genährt durch historisch gewachsene Umlagen- und Steueranteile, die durch die Versorger abzuführen sind - verschlimmert diese Situation weiter. Im europäischen Vergleich steht das deutsche System an der Spitze der Bürokratierangliste.

Hinzu kommt, dass auf der Beschaffungsseite im Energiemarkt die Niedrigpreissicherheit an den Börsen und OTC-Märkten nicht bis in alle Ewigkeit gegeben sein wird. Auch hier drohen mittelfristig erhebliche Marktrisiken, auf die einige Versorger heute nicht eingestellt sind.

Letztendlich muss aber auch ein Umdenken bei Verbrauchern stattfinden, damit der ruinöse Preiskampf im deutschen Energiemarkt gestoppt wird und auch neue Anbieter ohne große Kriegskassen eine Chance auf einen fairen Wettbewerb bei einem Markteinstieg haben.

Autor: Maik Neubauer, The Executive Partners Group

Kontakt: Ingela Marré, EUROFORUM | XING