Besonders lukrativ ist dabei die Entwicklung von Biopharmazeutika: Mit diesen komplexen Präparaten können hohe Umsätze generiert werden, insbesondere solange ein Patentschutz besteht. Läuft ein Patent aus, sinken meist auch die Umsätze, da ab diesem Zeitpunkt auch Nachahmerpräparate, sogenannte Generika, vertrieben werden dürfen. Aktuelles Beispiel eines auslaufenden Patents ist das 2002 erschienene Arzneimittel Humira von Abbvie. Der Jahresumsatz des Rheuma-Mittels betrug 2017 rund 18,4 Mrd. US-Dollar. Wie sich die Gesamtumsätze der Medikamente unter dem Einfluss der Generika verändert haben oder noch werden, zeigt die folgende Auflistung der bisher umsatzstärksten Präparate.
Die Top 6 der weltweit umsatzstärksten Medikamente seit Markteinführung
Lipitor (142 Mrd. US-Dollar Gesamtumsatz)
Lipitor ist ein cholesterinsenkendes Medikament, dass 1996 von Warner-Lambert auf den Markt gebracht wurde. Inzwischen gehört das Unternehmen zu Pfizer, die es bis Mitte 2012 exklusiv vertreiben konnten. Das unter dem Freinamen Atorvastatin bekannte Medikament wird auch als Kombinationspräparat vertrieben. Nach dem Auslaufen des Patentschutz‘ ab 2011 ist der jährliche Umsatz des Originalpräparats deutlich geringer geworden
Humira (123 Mrd. US-Dollar Gesamtumsatz)
Das Medikament, dass aktuell große Aufmerksamkeit bekommt, ist Humira von Abbvie. Entwickelt wurde es in einer Zusammenarbeit von Cambridge Antibody Technology und BASF-Knoll Pharma und bekam in den USA 2002 seine Erstzulassung. Die primäre Anwendung dient der Behandlung von rheumatischer Erkrankungen, es wird aber auch für chronisch entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn verwendet. In der EU ist zu erwarten, dass der Marktanteil in den kommenden Jahren sinken wird, da die ersten Generika die Zulassung erhalten haben und jetzt in den Verkauf gehen.
Seretide/Advair (102 Mrd. US-Dollar Gesamtumsatz)
Das dritte Produkt, dass sich im Bereich der über 100 Mrd. US-Dollar Umsatz befindet, ist das Kombinationsmedikament Seretide/Advair. 1998 wurde es auf dem Markt eingeführt und wird heute von GlaxoSmithKline vertrieben. Es dient der Behandlung von Asthma-Erkrankungen. Die Patente sind zwar schon seit 2010 (USA) und 2013 (EU) abgelaufen, aber die Anzahl an Generika in den USA hält sich in Grenzen, da die Zulassung sehr aufwändig ist.
Enbrel (99 Mrd. US-Dollar Gesamtumsatz)
Ebenfalls bei rheumatischen Erkrankungen soll Enbrel helfen. Vermarktet wird das 1998 zugelassene Medikament von Pfizer, wobei es ursprünglich von Immunex (heute Amgen) entwickelt wurde. Das Patent für dieses gentechnologisch hergestellte Protein (Etanercept) ist inzwischen abgelaufen, so dass Samsung Bioepis 2016 die Zulassung für das Biosimilar Benepali erhalten hat. Durch den Verlust der Patente wird mit einem Rückgang der Einnahmen von rund 8 Mrd. US-Dollar 2017 auf etwa 4 Mrd. US-Dollar bis 2022 gerechnet.
Rituxan (91 Mrd. US-Dollar Gesamtumsatz)
Das Krebsimmunmittel Rituxan – in der EU auch unter dem Handelsnamen MabThera bekannt – ist seit 1999 auf dem Markt. Erforscht wurde der Antikörper am Dana-Darber Cancer Institute, der Vertrieb erfolgt von Roche bzw. Biogen/Genentech. Im Februar 2017 hat die Europäische Kommission die Zulassung für das Biosimilar Truxima erteilt.
Plavix (87 Mrd. US-Dollar Gesamtumsatz)
Plavix ist ein Blutverdünnungsmittel von Sanofi-Aventis, das den Wirkstoff Clopidogrel enthält. Dieser Wirkstoff ist als Variante zu Ticlopidin von Sanofi-Aventis und Bristol-Myers Squibb entwickelt. Auf dem Markt eingeführt wurde es 1998. In Deutschland wurden 2008 die ersten Zulassungen für Generika erteilt, die anfangs rund ein Fünftel günstiger als das Ursprungspräparat waren. Zu diesem Zeitpunkt war Plavix das Medikament, das weltweit den zweitgrößten Umsatz innehatte.