Zum Auftakt der 16. Jahrestagung des Euroforums im Grande Elysee am Rothenbaum bot Herbert Fromme auch in diesem Jahr mehr als 300 Teilnehmern aus der Versicherungswirtschaft einen souveränen Überblick über das Redaktionsprogramm 2013 und einen Ausblick auf das kommende Jahr.
Was treibt die Versicherungswirtschaft um?
Der Vorsitzende berichtet vom Kummer der Lebensversicherer, die wegen des niedrigen Leitzinses ihre Garantieversprechen nicht bedienen können. Darüber hinaus schade die „Politik des leichten Geldes“ nunmehr einem der profitabelsten Geschäftsfelder: der Schaden- und Unfallversicherung.
Hier würden Vorteile im Zuge sinkender Rückversicherungsprämien an den Kunden weitergeben. Grund der sinkenden Prämien sei letztlich ebenfalls das andauernde Niedrigzinsumfeld, da insbesondere die kapitalkräftigen Pensionsfonds mangels Alternative auf den Rückversicherungsmarkt drängten, wo vergleichsweise hohe Renditen zu erzielen seien. Voller Sorge blicke die Versicherungswirtschaft ferner auf die Umsetzung der Solvency-II-Richtlinie, deren geplantes In-Kraft-Treten zum 1. Januar 2016 recht ambitioniert sei.
Die ab Sommer beginnende Abfrage der Bafin über den Stand der Umsetzung werde wohl ernüchternd ausfallen: Nach Frommes Einschätzung werden ca. 40 % der der Aufsicht unterliegenden Unternehmen den regulatorischen Rahmenbedingungen nicht gerecht werden können, was die berechtigte Frage aufwerfe, ob es hier zu Zwangsverwaltungen kommen werde.
In diesem Zusammenhang sei auch daran erinnert, dass die Finanzmarktkrise noch längst nicht überwunden ist, sog. toxische Papiere auch bei den größten deutschen Versicherern noch im Kapitalanlage-Portfolio gehalten würden. Das Unbehagen der Branche werde schließlich durch eine im Ton schärfer werdende Wirtschaftspresse verstärkt, nachdem Berichte über die Werte-Erosion in der deutschen Versicherungslandschaft bereits zu einigem Ansehensverlust geführt hätten.
Der Haftpflicht-Markt giert nach Innovationen
Zu den Sorgenfeldern der Versicherer gehöre auch die Torschlusspanik bei der Anpassung und Entwicklung neuer Produkte an die Möglichkeiten moderner Informationstechnologien.
Die Bedeutung der automatisierten Erfassung risikorelevanter Informationen durch den Versicherer werde am Beispiel der Kfz-Versicherung besonders anschaulich: In einem Pilotprojekt wurden hier 1000 Verkehrsteilnehmern sog. Black-Boxes installiert, die alle 20 Sek. das Fahrverhalten aufzeichnen und zur Auswertung weiter reporten. Aus diesen Rohdaten werde sodann versucht, verlässliche Rückschlüsse über die Risikogeneigtheit des Fahrers zu gewinnen, was als Prämienbemessungsgrundlage dienen könne.
Zwar habe die Versicherungswirtschaft selbst noch mit der Digitalisierung der Vertriebs- und Verarbeitungswege alle Hände voll zu tun, das Profilierungsstreben (Stichwort: „First Mover“) auf dem weichen Markt gebe aber kaum Gelegenheit zur Ruhe. Folge dieser Entwicklung seien z.T. halbfertige Lösungen, was sich am Beispiel der Cyber-Versicherungen aber auch im Bereich der Emerging Risks zeige, wo bereits viel Lehrgeld bezahlt wurde.
Zum Teil II - Emerging Risks – Chancen und Herausforderungen
Den Rückblick verfasste für uns Torsten Sommer, Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Fakultät für Rechtswissenschaften, Universität Hamburg
Kontakt: Stefanie Speyrer, Konferenz Managerin EUROFORUM