“Beacon” ist das englische Wort für Leuchtturm und nun auch der Name für kleine, batteriebetriebene Sender, die in Einzelhandelsgeschäften installiert werden können. Sie nehmen über Bluetooth Kontakt mit den Smartphones der Kunden auf. Sofern diese spezielle Apps für die Kommunikation mit den Beacons installiert haben, kann der Handel sie mit gezielten Informationen versorgen. Über Preise, Promotions, die Platzierungen von Waren, Rabatte oder Stammkundenaktionen. Die Möglichkeiten sind vielfältig und reichen bis ins mobile Bezahlen.
Größte Beacon-Installation in München
Dass noch fleißig geprobt und getestet wird, zeigt die größte Installation von Beacons im deutschsprachigen Raum. Sie wird mitnichten von einem Einzelhandelsunternehmen betrieben, sondern von einer Werbe- und Kommunikationsagentur, der Serviceplan-Gruppe. Sie hat ihre Agenturzentrale in München mit 120 Beacons ausgestattet, um die Möglichkeiten für die Wertschöpfung und am Point-of-Sale der Zukunft zu demonstrieren. Die Themen der Beacon-Installation bei Serviceplan beschreiben ganz gut die Anwendungsfelder der Technologie: Die Kunden werden durch den Laden gelotst (“Indoor-Navigation”), Information erscheinen direkt am Einkaufsregal (Shelf Communication) auf dem Handy und Empfehlungen werden ausgsprochen (Recommendation Marketing). Customer Relationship Management (CRM) passiert direkt am Point of Sale.
Florian Gmeinwieser, der das Beacon-Projekt der Servieplan-Gruppe leitet, fasst die Bedeutung der Beacons für die digitale Transformation im Handel so zusammen:
“Vor allem wage ich zu behaupten, dass Beacons unser Einkaufserlebnis und die Art, wie wir einkaufen, revolutionieren werden. Entscheidend ist dabei die Einbindung in eine Marketing- und Kommunikationsstrategie, sonst bleibt es ein technisches Gadget.”
Weihnachtsgeschäft als großer Testlauf
Und es gibt noch weitere Hürden. Eine offenkundige: Die meisten Smartphone-Nutzer haben Bluetooth in der Regel ausgeschaltet. Der Handel muss sie erst mal motivieren, dies zu ändern. Darüber hinaus sind eine Reihe von Datenschutzthemen zu berücksichtigen, und vor allem bedarf es relevanter Inhalte. Eine “Rabattschlacht auf dem Smartphone“, die die Süddeutsche Zeitung befürchtet, sollte nicht der alleinige Sinn der Beacon-Technologie sein. Laut SZ wird in den USA das kommende Weihnachtsgeschäft der erste große Testlauf für die Beacon-Technologie.
Auf jeden Fall mit dabei ist Apple. Das Unternehmen hat mit iBeacons eigene Funkfeuer im Angebot und längst in seinen Apple-Stores installiert. Der Bezahldienst Paypal, ein Tochterunternehmen von Ebay, möchte Beacons fürs mobile Payment nutzen. Auch das Bonussystem Payback, mit dem sich Kunden bei verschiedenen Händlern Punkte und damit Vorteile sammeln können, arbeitet am Einsatz von Beacons.
Eine Gelegenheit, mehr über die Einsatzmöglichkeiten der Beacons zu erfahren, bietet sich am 10. und 11. November 2014 in Düsseldorf auf der 3. Wirtschaftswoche-Jahrestagung “Mobile Ticketing & Payment”. Zum Konfererenzprogramm gehören nicht nur einschlägige Präsentationen und Vorträge, sondern auch eine Live-Präsenation in Geschäften der Düsseldorfer City.
Überzogene Euphorie, realistisches Potenzial
Zwar kennzeichnet eine leicht überzogene Euphorie diese frühe Phase der Beacon-Einführung, wie es oft bei technologischen Innovationen der Fall ist. Aber die Beacons haben das Potenzial, gerade den stationären Handel auf dem Weg der digitalen Transformation und im Wettbewerb mit reinen E-Commerce-Händlern weiterzubringen.
Autor: Christoph Berdi, Journalist, Moderator und Berater im Themenfeld Marketing, Marken und Medien, http://christoph-berdi.de
Kontakt: Sabine Fischer, Senior-Marketing-Managerin EUROFORUM | XING