Mitmachen allein reicht nicht – etwas mehr Start-up- Mentalität ist gefragt!

29.11.2017Auto & ProduktionDigitalisierung, Industrie 4.0, Start-up-Mentalität

von Simone Hessel

Überall lesen wir, deutsche Unternehmen dürfen den Anschluss nicht verpassen, wenn es um die Digitalisierung der Industrie geht. Aber das allein reicht nicht.

Deutsche Industrieunternehmen sind ja gerade deshalb so erfolgreich und nehmen weltweit Spitzenpositionen ein, weil sie vordenken, sich immer neue Bereiche erschlossen haben und Innovationen in Spitzenqualität auf den Markt bringen. Das gilt nicht nur für Konzerne, sondern vor allem auch für Mittelständler, die mit innovativen Produkten Spitzenplätze im globalen Markt einnehmen, insbesondere wenn es um spezifische Produkte in Zischensegmenten geht. Mit der Digitalisierung kommt nun ein entscheidender Wandel auf die gesamte Wirtschaft zu. Wenn die deutsche Industrie – und gerade der Mittelstand als tragende Säule – hier nur „mitmacht“ und „aufschließt“ werden die globalen Spitzenpositionen bald anderweitig besetzt sein. Unternehmen haben jetzt die Chance, die Möglichkeiten des Industrial Internet zu nutzen und die weltweite Entwicklung der digitalen Industrie aktiv zu gestalten und voranzubringen.

Ungefähr die Hälfte der Betriebe in Deutschland sieht in den nächsten zwei Jahren einen drastischen Wandel auf ihr Unternehmen zukommen. Bei kleinen und mittelständischen Betrieben ist die Zahl noch höher, so eine aktuelle Studie der Unternehmensberatung Staufen AG. Das ist vor allem deshalb interessant, weil man deutschen Unternehmen häufig nachsagt, sie laufen der Digitalisierung hinterher. Hinzu kommt, dass laut einer im Juli 2017 durchgeführten Studie von DXC Technology 40 Prozent der in Deutschland befragten Unternehmer eine Gefährdung ihres Geschäftserfolgs durch neue digitale Wettbewerber sehen. Das Bewusstsein, dass der Wandel kommt, scheint vorhanden zu sein, woran also liegt es, dass mittelständische Unternehmen nicht schon längst auf den Digitalisierungszug aufgesprungen sind? Wir sehen hier vor allem folgende Faktoren:

Limitierte Ressourcen
Fachkräfte sind Mangelware, gerade im digitalen Bereich. Den Wettbewerb um Talente gewinnen daher immer häufiger die großen Player, da sie mit ihrer
Marke, besseren Karriereoptionen und meistens höheren Gehältern mehr bieten können als ein Mittelständler. Dem fehlt es damit häufi g an dem notwendigen Know-how in Bereichen, die nicht zu seiner Kernkompetenz gehören, beispielsweise im digitalen Bereich.

Der deutsche Mittelstand muss seine Chance ergreifen
Der Markt für das industrielle Internet ist heute rund ein Viertel größer als das Marktvolumen des Consumer Internet. Während beim Consumer Internet die Silicon Valley Unternehmen schnell die Nase vorn hatten, ist die deutsche Industrie bestens positioniert, die Digitalisierung der Industrie maßgeblich mitzugestalten. Hierbei geht es längst nicht mehr nur um Vernetzung und die Automatisierung von Produktionsprozessen. Das Industrielle Internet ist ein Plattformgeschäft und umfasst alle vernetzten digitalen Komponenten, Daten aus Sensoren, Geräten und Maschinen und vor allem, was uns diese Daten erzählen und wie wir aufgrund dieser Datenlage operieren. Es geht nicht um automatisierte Produktion, sondern um intelligente Produktion und Services, die zahlreiche Möglichkeiten für innovative Geschäftsmodelle bieten. GE hat diese Möglichkeiten als einer der ersten in der Industrie erkannt. GE verfügt über eine Fülle an Daten, die für eine solche Verknüpfung infrage kommen. Durch deren umfassende Korrelation und Analyse können Handlungsempfehlungen abgeleitet werden, die nicht nur den Status Quo berücksichtigen, sondern auch in die Zukunft gerichtete Entwicklungen einbeziehen. Um die riesige Menge an oft unstrukturierten Daten umfassend nutzen zu können, hat GE Predix entwickelt, die Plattform für das Industrial Internet. Die rasanten Entwicklungen im Consumer Internet basieren maßgeblich auf Plattformen. Das wird auch im industriellen Internet so sein, es wird wenige Player geben, deren Plattformen sich durchsetzen werden. Eine zentrale Rolle spielt dabei das Partner-Ökosystem des Herstellers. Das ist auch ein zentraler Baustein bei GE, im Bereich von Predix arbeitet das Unternehmen bereits mit mehr als 400 Partnern zusammen. Unternehmen können beispielsweise Anwendungen wie Asset Performance Management Lösungen (APM) laufen lassen und durch Predictive Maintenance oder Field Service Management (ServiceMax) die Wartungs- und Ausfallzeiten ihrer Maschinen deutlich reduzieren und so ihre Produktivität steigern. Im nächsten Schritt haben sie aber auch die Möglichkeit, nicht nur ihre Fertigung produktiver zu machen, sondern Produktions-, Vertriebs- und Entwicklungsprozesse und ihr gesamtes operatives Geschäft nachhaltig zu optimieren. GE selbst hat innerhalb des letzten Jahres 730 Millionen US-Dollar an Produktivitätsgewinnen durch die Implementierung industrieller Internet-Technologien verzeichnet. Doch wir bleiben an diesem Punkt nicht stehen. Wir suchen kontinuierlich nach neuen Wegen und Ideen, mit denen wir unsere Digitalisierung – und die unserer Kunden und Partner – weiter vorantreiben und nutzen können, um neue Geschäftsfelder zu erschließen und bisherige Geschäftsbereiche weiter zu optimieren. Wir haben zum Beispiel im September mit UnternehmerTUM MakerSpace der TU München ein gemeinsames Projekt durchgeführt, bei dem Studenten auf Basis von Predix an neuen Lösungen für das Industrial Internet gearbeitet haben. Und gerade läuft unsere zweite Digital Industry Challenge, mit der wir insbesondere deutsche und europäische Startups motivieren möchten, Industrie neu zu denken und mit innovativen Softwarekonzepten weiterzuentwickeln. Davon sollen auch unsere Kunden und Partner profi tieren und Unterstützung bei der digitalen Transformation ihrer Unternehmen mithilfe des Industrial Internets erhalten. Eine Chance, die sie ergreifen sollten – damit der deutsche Mittelstand global Maßstäbe setzen und die vierte industrielle Revolution zu seinen Gunsten vorantreiben kann.

 

Simone Hessel
Vice President Digital Transformation DACH
GE Digital

 


 

Dieser Beitrag ist Teil der Ausgabe des Handelsblatt Journals „Die vernetzte Industrie“, das Sie hier erhalten können.