Mit Heavy Metal gelassen durch den Hauptstadt-Dschungel der Bankenaufsicht

09.03.2017FinanceFRTB , CRR II

Interview mit Martin Neisen, Partner – Global Basel IV-Leader, PricewaterhouseCoopers AG

Herr Neisen, Sie sind Referent auf der 13. EUROFORUM-Jahrestagung „Bankenaufsicht aktuell“ und sprechen über die Auswirkungen des Fundamental Review in the Trading Book und die Auswirkungen für kleinere und mittlere Institute.

Wir wollen vorab von Ihnen erfahren, warum das Thema so brisant ist und wie Sie einen kühlen Kopf in der Regulierungswelt behalten.

Neue Vorschriften aus Basel, Brüssel und das Zinsdilemma – Welche Regulierungsprojekte werden wir in 2017 erwarten?

Die 4 Hauptstädte der Bankenaufsicht – Was werden wir aus Basel, Brüssel, London und Frankfurt erwarten?

Wir werden definitiv aus allen 4 Hauptstädten des Bankenaufsichtsrechts neue Initiativen erwarten: Aus Basel, Brüssel, London und auch Frankfurt. Zum Einen erwarten wir die Finalisierung des Basel IV-Rahmenwerkes, wobei an der Stelle anzumerken ist, dass letzte Woche keine Einigung vom Baseler Ausschuss verkündet wurde und diese sich vermutlich auf Mitte/Ende des Jahres verschiebt. Als deutliches und somit sehr wichtiges Signal wurde verkündigt: Man will sich auf jeden Fall trotz Verschiebung einigen.

Zum anderen erwarten wir auf der Brüsseler-Ebene die finale CRR II. Die Konsultationsphase läuft bereits und der Zeitplan sieht so aus, dass eine Finalisierung noch in 2017 möglich ist. Zudem sind aus London von der EBA eine Fülle an weiteren regulatorischen Standards geplant. Es wird nicht langweilig. Letztendlich gute Nachrichten: Dieses Jahr ist kein Komplett-Stresstest der EBA geplant.

Die vierte relevante Stadt in Aufsichtsfragen mit der EZB hat in diesem Jahr das TRIM-Projekt auf dem Radar, der Target Review of Internal Models. Auch hier darf man gespannt sein.

 Was geben die neuen Regelungen zum FRTB in der neuen CRR II vor? Warum ist das Thema so brisant für kleinere und mittlere Institute?  
 
Das Thema ist gerade deswegen so relevant, weil es eine fundamentale Überarbeitung des Handelsbuches ist und dazu gehört insbesondere auch die Handelsbuchabgrenzung. Es kann nämlich sein, dass Banken die derzeit kein Handelsbuch-Institut sind, aufgrund der neuen Definition jetzt zum Handelsbuch-Institut werden. Das kann nach sich ziehen, dass die Banken, die bestimmte Schwellenwerte überschreiten, konkret handeln müssen.

Je nachdem ob bestimmte Schwellenwerte überschritten werden, müssen die Banken entweder die alten oder die neuen Standardverfahren anwenden. Das geht einher mit zusätzlich qualitativen Anforderungen. Es geht nicht nur darum, welche Verfahren zur Berechnung der Kapitalanforderungen werden genutzt werden, sondern auch um neue Risikomanagementanforderungen.

Wie kriegen Sie in Ihrer Freizeit den Kopf frei, um den Überblick über die vielen Regulierungsthemen zu behalten und dabei den „kühlen Kopf zu bewahren“? Welche Strategien haben Sie hier bestens bewährt?
 
Die Verdrängungsstrategie hat sich gut bewährt. Von Natur aus kann ich sehr gut abschalten. Wenn ich abends nach Hause fahre, verdränge ich einfach. Darüber hinaus helfen mir meine Hobbies: viel Sport treiben und die Musik wie Schlagzeug spielen, Hard Rock und Heavy Metal – das macht definitiv den Kopf frei.

Sie sind regelmäßiger Referent der EUROFORUM-Jahrestagung „Bankenaufsicht aktuell“. Was macht für Sie die Tagung aus und warum sollte diese besucht werden?

Was die Tagung definitiv ausmacht, ist die herausragende Qualität der Referenten und damit ragt die EUROFORUM-Jahrestagung in der Bankenaufsichtswelt hervor. Die Tagung lebt vom Austausch mit Bankenvertretern sehr unterschiedlicher Bankengrößen von der kleinen Volksbank bis zur großen deutschen Bank. Hier sind immer alle vertreten, hier trage ich gern vor.

Vielen Dank für das Interview.

 

Das Interview führte Kathrin Dietrich-Pfaffenbach, Conference Director, EUROFORUM Deutschland SE