Was zeichnet den Münchener Hotelimmobilienmarkt im Vergleich zu anderen deutschen Städten aus?
Im Vergleich zu anderen deutschen Städten ist der Münchener Hotelmarkt geprägt von einer enorm ausgeglichenen Nachfragestruktur. Sowohl die wirtschaftliche Stärke der Region, die Anwesenheit vieler DAX-Konzerne, als auch Messe- und Kongresswesen und nicht zu vergessen der Freizeittourismus führen zu einer stetigen Nachfrage. Auslastungsschwache Zeiten sind selten und Hoteliers können auch durch Spitzennachfragezeiten ein sehr gutes Preisniveau erzielen.
Bedingt durch wenige geeignete vorhandene Freiflächen und auch den merklichen Wettbewerb durch andere Nutzungsarten, ist der Münchener Hotelmarkt gekennzeichnet durch ein verhaltendes Angebotswachstum insbesondere in der Zentrallage, was den oben beschriebenen Effekt weiter verstärkt.
Wie lange bleibt München einer der führenden Hotelstandorte?
Prognosen in diese Richtung sind immer schwierig zu treffen. Dennoch sehe ich den Münchener Hotelmarkt langfristig sehr positiv, da die Stadt sich durch verschiedene touristische Standbeine auszeichnet und zudem mit einem positiven Image behaftet ist.
Welche Produkte sind besonders gefragt?
Querbeet. Es reisen sowohl qualitätssensible Gäste an, die auch bereit sind, die im obersten Segment aufgerufenen Preise zu bezahlen. Das sind Geschäftsreisende oder wohlhabende Privatpersonen, wie u.a. auch aus den arabischen Ländern. Aber es gibt natürlich auch viele Freizeitreisende in der Stadt, die das für sie passende Produkt suchen und Hotels im Budget- oder Mittelklassesegment frequentieren. Anders als in Berlin, wo der Fokus auf günstigeren Quartieren liegt, werden in München alle Segmente nachgefragt.
Wie verändern neue Hotelformate den Hotelmarkt insgesamt und besonders in München?
Vor allem das Budgetsegment hat sich stark weiter entwickelt in den letzten Jahren. Es gibt neue Player am Markt, die schicke Konzepte zu interessanten Preisen anbieten und somit auch für Geschäftsreisende eine gute Alternative darstellen. Zu spüren bekommen diese Entwicklung vor allem Privathotels, deren Angebot weniger verlässlich und up-to-date ist.
Wird die Bedeutung des Hotelmarktes im Immobilienportfolio weiter steigen?
Obwohl eine verstärkte Nachfrage an Hotelimmobilien zu verzeichnen ist, nimmt diese Assetklasse auch einen kleinen Teil an Immobilienportfolien ein. Allerdings ziehen immer mehr Investoren Hotels als Anlageobjekte in Betracht und insgesamt nimmt das Knowhow der Investoren bzgl. Hotels deutlich zu.
Welches der aktuellen Hotelprojekte in München finden Sie besonders spannend?
Zwei Projekt liegen mir besonders am Herzen. Zum einen die Erweiterung des Mandarin Oriental Hotel. Mit bislang nur 74 Suiten ist das Angebot in diesem hochpreisigen Segment für München einfach zu gering. Umso wichtiger ist hier die geplante Erweiterung. In dieselbe Kerbe schlägt das Projekt der Bayerischen Hausbau; Kardinal-Faulhaber-Straße. München wird als Tourismusdestination durch diese beiden Luxushotels international noch attraktiver werden.
Würden Sie einem Investor den Einstieg in den Hotelimmobilienbereich empfehlen?
Investitionen in den Hotelimmobilienmarkt bieten noch immer höhere Renditen im Vergleich zu anderen Nutzungsklassen. Für Investoren, die Chancen und Risiken richtig einschätzen können, macht der Einstieg in den Hotelimmobilienbereich somit rein aus wirtschaftlicher Sicht Sinn. Darüber hinaus bietet diese Investitionsform die Möglichkeit einer langfristigen Anlage. Die Verträge werden in der Regel über 20 Jahre abgeschlossen und der Hotelbetreiber muss mit der Immobile Geld verdienen – ein Eigeninteresse an einem sorgfältigen Umgang an der Immobilie ist somit meist gegeben. Bei manchen Traditionshotels bietet sich sogar Möglichkeit ein kleines Stück Geschichte zuzulegen.
Interviewpartnerin: Ursula Kriegl, Executive Vice President, Hotels & Hospitality Group, JLL
Kontakt: Charlotte Schueller, Konferenz-Managerin EUROFORUM | XING