Herr Koepke, Sie haben schon viele Trends kommen und gehen sehen. Für wie nachhaltig schätzen Sie den aktuellen Boom ein?
Wir haben seit 2010 bei den Lagerflächenumsätzen einen deutlichen Sprung nach oben gesehen auf ein Niveau zwischen rund 4,5 – 5,5 Mio. m² p.a. Auch für dieses Jahr erwarten wir ein Niveau am oberen Ende dieser Spanne, trotz eher moderater Konjunkturentwicklung. Die Logistikimmobiliennachfrage hat sich auf hohem Niveau eingependelt und nur eine Rezession wie in 2009 würde einen Einbruch bewirken können.
Blicken wir zunächst in die nahe Zukunft. Welche Performance der Assetklasse Logistik-Immobilien erwarten Sie im Jahr 2015?
Als Investmentprodukt hat sich die Logistikimmobilie etabliert, dieses Jahr erwarten wir ein Rekordjahr beim Investitionsvolumen in Richtung 3 Mrd. Euro. Der lebhafte Investmentmarkt wird sich angesichts der guten Nachfrage und der niedrigen Zinsen in 2015 fortsetzen.
Ein Zukunftsszenario wird wie folgt beschrieben: Abbau von Handelsschranken, globales Transportnetz, internationaler Handel ohne Grenzen. Ein Traumszenario für die Logistik-Immobilien-Branche?
Ein Freihandelsabkommen mit den USA wird bis 2025 einen weiteren Schub für den weltweiten Handel bedeutet haben, mit sehr positiven Auswirkungen auf die Logistik und die deutschen Logistikimmobilien.
Zalando & Co. waren gestern, heute wird über neue Konzepte wie „Rewe digital“ gesprochen. Denken Sie, dass das Internet auch im Jahr 2025 noch Handelskonzepte hervorbringt, die für Logistik-Immobilien-Nachfrage sorgen?
Amazon oder Zalando sind mitten im „heute“ und Trendsetter für immer schnelleren E-Commerce. Durch die Aufrüstung der Paketdienste in Technik und Netze, (z.B. die mechanischen Zustellbasen von DHL) ist „same-day-delivery“ bald Standard, zu einer mit dem Kunden abgestimmten Zustellzeit. In der Tat wird E-Commerce für den Kunden für immer mehr Produkte attraktiv, den nächsten Schub wird es bei Lebensmitteln geben.
Neue Produktionstechnologien wie 3-D-Drucker scheinen heute nicht mehr so unrealistisch wie Zukunftsprodukte aus einem Science-Fiction-Film. Könnten diese neuen Technologien der Notwendigkeit von Logistik-Immobilien im Jahr 2025 entgegenwirken?
In der Tat ist es das Bestreben jedes Produzenten, den Lagerbestand angesichts der hohen Kapitalbindung und schnellen Veralterung auf ein Mindestniveau zu bringen, bei Erhalt der raschen Lieferfähigkeit. Produkte, die im Kundenauftrag produziert werden können, benötigen kein Lager. 3-D-Drucker erzeugen das Produkt quasi beim Kunden. Noch nicht ganz absehbar ist, ob es sich hier um eine Nische handeln wird oder ob wirklich hohe Volumina mit 3-D-Druckern hergestellt werden.
Amazon und Google proben derzeit die Paketzustellung per Drohne. Eine Logistik-Immobilie mit „Drohnen-Anschluss“ wird wahrscheinlich anders aussehen als die heutigen Immobilien. Haben Sie bereits gehört, dass manche Projektentwickler, Architekten oder Nutzer hierfür aufrüsten?
Ja, wir haben gerade eben die erste Logistikimmobilie mit Drohnen-Landeplatz in der Ladezone und Drohnenluke (ähnlich bei Brieftauben) vermittelt. Scherz beiseite, nein, das ist noch Zukunftsmusik. Ich sehe die Drohne eher in der Feinstverteilung auf kurzen Strecken, z. B. in staulastigen Innenstädten, bei der Belieferung mit eiligen und wertvollen Produkten oder eben, wie bereits Realität, der Belieferung der Apotheke auf Juest vom Festland durch die gelbe DHL-Drohne. Allerdings bezweifle ich, dass dies für die Paketdienste ein profitabler Geschäftszweig wird, aber es ist in jedem Fall gut für das Marketing und als Beleg der Innovationskraft.
Autor: Rainer Koepke, Regional Director und Leiter der Abteilung Industrial Agency Deutschland , Jones Lang LaSalle GmbH
Kontakt: Stefanie Tieves; Marketing-Managerin EUROFORUM | XING