Was bedeutet Kostenmanagement im Gegensatz zur reinen Kostenreduktion?

Vom Ergebnis her betrachtet zeigt sich schiere Kostenreduktion meist darin, dass die gleiche Arbeitslast mit weniger Ressourcen geleistet wird. Weniger Ressourcen heißt in der Regel Abbau von Mitarbeitern, vor allem im Bereich der Assistenz- und Sekretariatsunterstützung. Damit beginnt eine Abwärtsspirale... Lesen Sie hier das ganze Interview:

Was bedeutet Kostenmanagement im Gegensatz zur reinen Kostenreduktion für Rechtsabteilungen?

Damit beginnt eine Abwärtsspirale, die sich auf die Qualität der Arbeit auswirken kann: es besteht schlicht keine Zeit mehr, die juristischen Themen anzufassen, die den größten Wertschöpfungshebel für das Unternehmen bieten. Kostenmanagement beginnt demgegenüber bei der Frage, was das Unternehmen auf den unterschiedlichen Ebenen mindestens an rechtlicher Beratung braucht, um gut am Markt bestehen zu können. Von dort aus lässt sich abschichten, welche Kompetenzen es für die Aufgaben braucht und ob diese intern oder extern aufgebaut werden.

Welches sind die kritischsten Posten des Kostenmanagements für Rechtsabteilungen?

Kritisch im Sinne von Budget? Die internen und externen Personalkosten. Gerade bei den Kosten für anwaltliche Berater lässt sich viel optimieren. Dabei geht es nicht notwendig um Rabattierungen auf Stundensätze; Leistung und Gegenleistung müssen in einem angemessenen Verhältnis stehen und es macht wenig Sinn, die externen Dienstleister im Preis zu drücken und sich damit mittel- bis langfristig einen López-Effekt einzuhandeln. Vielmehr sollte genau überlegt werden, was, mit welcher Zielsetzung an welchen Anwalt vergeben wird und was es dem Unternehmen wert ist, das spezifische Problem durch ihn gelöst zu bekommen. Dies zusammen mit einer Pflichtenheft ähnlichen Auftragsvergabe bietet den größten Hebel für effektives Management der externen Kosten.

Wird in Zukunft  „More for less“ auch für Rechtsdienstleistungen gelten?

Die Tendenz besteht und dies steht zugleich in einem Widerspruch zu den steigenden Erwartungen an die internen Juristen. More for less führt über kurz oder lang zu einer Qualitätseinbuße in den internen juristischen Kernbereichen des Justiziariats und der juristischen Unterstützung der operativen Linienfunktionen. Zudem steht wenig Zeit für die juristische Beratung in strategischen Fragestellungen oder Grundsatzfragen zur Verfügung geschweige denn für das, was zunehmend wichtig wird: das Vordenken bezogen auf Entwicklungen im regulatorischen Umfeld und seinen Auswirkungen auf die langfristige Positionierung des Unternehmens im Markt. 

Verändern die neuen Anbieter den Rechtsmarkt grundlegend?

Das ist sicher so. Wir sehen das ja bereits durch die zunehmende Zahl an Wirtschaftsjuristen, die oftmals wie Paralegals juristische Aufgaben übernehmen, die vormals von Volljuristen erledigt wurden. Das zwingt die Volljuristen dazu, ihren spezifischen Mehrwert deutlich zu machen, was aus meiner Sicht eine gute Entwicklung ist. Ähnliches lässt sich in den Bereichen beobachten, die soweit standardisiert oder in ihren Abläufen vereinfacht werden können, dass sie als juristischer Geschäftsprozess an Drittanbieter vergeben werden können. Durch diese Verlagerung von Aufgaben bietet sich den internen Juristen die Chance, sich auf ihr Kerngeschäft zu besinnen, nämlich die Beratung, die ein quasi anwaltliche Qualifizierung braucht.

 

Autor: Dr. Wolf Peter Groß, Consultant, Christoph H. Vaagt, München

Das Interview führte Katharina Nitsch, Konferenz-Managerin EUROFORUM