Zukunftsprojekt der Bundesregierung
Es ist eine schöne neue Welt, die sich beim Blick auf die digitale Transformation der deutschen Industrie offenbart. Reale und virtuelle Welt verschmelzen. Das „Internet der Dinge“ sorgt für Transparenz in Effizienz im globalen wie betriebsinternen Fluss der Waren und Produkte. Digitale Sensoren und Steuerungssysteme sowie in Produkte eingebettete Software („embedded systems“) lassen völlig neue Dienstleistungs- und Produktangebote zu und sorgen für eine weitgehende Automatisierung. Alles fließt. Und weder der Fantasie noch der Möglichkeiten sind in diesem Thema Grenzen gesetzt. Um Innovationen für die „smart factory“ und die „smart production“ entwickeln zu lassen, hat die Bundesregierung 200 Millionen Euro für das „Zukunftsprojekt Industrie 4.0“ vorgesehen.
Industrie investiert 30 Milliarden Euro
Die deutsche Wirtschaft denkt in anderen, weitaus größeren Kategorien. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC kommt in der aktuellen Studie zur „Industrie 4.0 – Chancen und Herausforderungen der vierten industriellen Revolution“ auf ein Investitionsvolumen von 40 Milliarden Euro pro Jahr. Die dafür befragten 235 Industrieunternehmen wollen im Schnitt 3,3 Prozent ihres Jahresumsatzes in „Industrie–4.0-Lösungen” investieren. Davon erhoffen sie sich eine Steigerung ihrer Effizienz in Höhe von ebenfalls 3,3 Prozent. Das entspräche einem Plus von 18 Prozent über die kommenden fünf Jahre. Die Kosten sollen zudem um 2,8 Prozent pro Jahr sinken. Vor allem besser vernetzte und digitalisierte Produkte und Services lassen zudem einen großen Umsatzschub erwarten: Hochgerechnet auf die gesamte deutsche Wirtschaft ergibt sich ein Plus von über 30 Milliarden Euro.
Datenanalyse ist erfolgskritisch
Die PwC-Studie weist auch auf eine der großen Hürden hin, die von vielen Unternehmen auf dem Weg zur Industrie 4.0 noch zu nehmen sind. Denn bevor wirtschaftlich positive Effekte generiert werden, produziert die Digitalisierung erst einmal etwas anderes: Unmengen an Daten. Viele Unternehmen können sie noch gar nicht strukturiert verarbeiten.
Neun von zehn der befragten Unternehmen gehen davon aus, dass die Fähigkeit zur Datenanalyse in fünf Jahren für den Erfolg ihres Geschäftsmodells entscheidend sein wird. Im Fokus stehen dabei derzeit drei Themenfelder:
- der effiziente Austausch von Daten in der eigenen Wertschöpfungskette
- die eindeutige Kennzeichnung ihrer Produkte
- Echtzeitdaten für eine effizientere Steuerung der Produktion
Damit schaffen die Unternehmen die Voraussetzungen für den Erfolg von Industrie 4.0. Das Konzept basiert auf jedoch nur auf digitaler Technologie und Datenauswertung. Daten werden aber erst wertvoll, wenn sich sie sich zu Information verwandeln.
Autor: Christoph Berdi, Journalist, Moderator und Berater im Themenfeld Marketing, Marken und Medien, http://christoph-berdi.de
Kontakt: Sabine Fischer, Senior-Marketing-Managerin EUROFORUM | XING