IT-Architekturen für effizientes Stammdaten Management

20.03.2015IT & TelekommunikationStammdatenmanagement, FredericBleck

Herausforderungen im Stammdaten Management

Ulrich Stein spricht auf dem Stammdaten Management Forum über die Stammdatenarchitektur der Zürcher Kantonalbank. Wir konnten im Vorfeld der Veranstaltung ein Interview mit dem IT-Architekten führen.

IT-Architekturen für effizientes Stammdaten Management

Mit welchen Arten von Stammdaten beschäftigen Sie sich?

Wir unterteilen die Stammdaten in Partnerdaten, Geschäftsdaten und Basisdaten. Unter Partnern verstehen wir nicht nur unsere Kunden, sondern auch Mitarbeiter, Lieferanten, Emittenten sowie Partner in weiteren Rollen. Bei den Geschäftsdaten unterscheiden wir zwischen dem Angebot der Bank in Form von Produkten und Dienstleistungen und den Vereinbarungen mit den Kunden über deren Inanspruchnahme. Die Basisdaten umfassen allgemeine Referenzstammdaten wie Postleitzahlen- und Gemeindeverzeichnis sowie Finanzstamm- und  marktdaten, Personal- und Organisationsdaten sowie Infrastrukturdaten.

Was ist die Herausforderung, die Sie zurzeit am meisten beschäftigt?

Dass Handlungsbedarf im Bereich Stammdaten besteht, war schon länger offensichtlich. Letztes Jahr wurden an Workshops mit dem Fach Hot Spots erhoben und Anforderungen formuliert. Die Festlegung des Gestaltungsbereichs und die Formulierung des Auftrags für die Zielarchitektur stehen für mich momentan im Fokus. Um das Feld nicht zu weit zu öffnen und innerhalb einer nützlichen Frist ein Ergebnis zu erzielen, werden in einem ersten Architekturzyklus nur Partner- und Geschäftsdaten behandelt.

Unsere Zielarchitekturen decken Applikationen, Daten und Technologien ab. Als fachliche Basis hierfür dient uns die Business-Architektur, die im Idealfall dokumentiert vorliegt bzw. anderenfalls parallel dazu aus den fachlichen Zielbildern vertieft werden muss. Schlussendlich müssen alle Stakeholder ein gemeinsames Verständnis für den Auftrag und die erwarteten Ergebnisse haben.

Warum sind IT-Architekturen so elementar wichtig für ein effizientes Stammdaten Management?

Stammdaten an sich bewirken noch keinen einzigen Geschäftsvorfall, aber ohne Stammdaten können Geschäftsvorfälle nicht effizient abgewickelt werden. Sie betreffen die ganze Bank und sind die Basis für eine stabile Verarbeitung und ein positives Erlebnis an unserer elektronischen Kundenschnittstelle.
Daher ist es wichtig, genau festzulegen, welche Stammdaten in welchen Applikationen gehalten werden und welche Prozesse, die Stammdaten pflegen, durch welche Applikationen unterstützt werden.

Die Schnittstellen zwischen diesen Applikationen und deren Verantwortlichkeiten müssen genau definiert werden, um die Stammdaten bedürfnisgerecht und konsistent bereitstellen zu können. Unsere IT-Architekturen haben zudem zum Ziel, nachhaltige, kostenbewusste IT-Lösungen zu entwerfen und die Komplexität der IT-Landschaft durch Reduktion der Applikationen und Plattformen zu verringern. Die Identifikation und Definition gemeinsamer Services unterstützt diese Ziele.

Wenn ich in eine bestehende Architektur eingreife, dann gerät zunächst bestimmt einiges durcheinander. Was raten Sie anderen IT-Architekten und Stammdaten-Verantwortlichen für den Start?

Ich erachte es als wichtig, das Architektursollbild von der Roadmap zu trennen. Das Sollbild zeigt den angestrebten Zustand an und sollte breit abgestützt sein, was ein rechtzeitiges Involvieren der Stakeholder voraussetzt. Der Weg zum Erreichen des Sollbilds wird von der Roadmap aufgezeigt. Diese Roadmap ist meistens finanziellen Restriktionen ausgesetzt und „lebt“, während das Sollbild stabil bleiben sollte. Durch Etappieren der Roadmap, beispielsweise über ein Programm mit mehreren Projekten, ist es möglich, stabile Transitionen zu erreichen, die auch wieder als Architektur dokumentiert werden sollten. Hierbei sollte darauf geachtet werden, Synergien mit parallel laufenden Projekten zu nutzen und Abhängigkeiten zu berücksichtigen.
Eine Roadmap muss nicht immer zwangsläufig das Sollbild erreichen. Da in der Regel nicht auf der grünen Wiese gestartet wird, ist es legitim, aus Kosten-/Nutzenüberlegungen eine Transitionsarchitektur als Endzustand anzustreben.

Das Erarbeiten des Sollbilds selber sollte strukturiert erfolgen. Erst werden die zu erreichenden Ziele formuliert und anhand von Bauprinzipien Leitplanken gesetzt. Es schliesst sich ein erster Architekturentwurf an, auf Basis dessen Architekturvarianten ausgearbeitet und bewertet werden. Hat man sich für eine Variante entschieden, wird das Sollbild selber ausgearbeitet.

Autor: Uli Stein, IT-Architekt, LAAA Zürcher Kantonalbank

Kontakt: Frederic Bleck, Senior-Konferenz-Manager EUROFORUM | XING