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IT 2020

12.04.2017IT & TelekommunikationDigitalisierung, Industrie 4.0, Künstliche IntelligenzUnsere Zukunft mit Künstlicher Intelligenz

Erst kürzlich hat Ex-Präsident Obama ein Strategiepapier veröffentlicht, bei dem er als eine der großen Herausforderungen die Transformation der Gesellschaft durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz benennt. Diese Transformation wird getragen von den Durchbrüchen in den letzten fünf Jahren auf dem Gebiet des sogenannten „Deep Learning“ und den tiefen Neuronalen Netzen. Diese speziellen Neuronalen Netze simulieren das Verhalten eines menschlichen Gehirns, um den Funken der Intelligenz in die Maschinen zu bringen.

Inspiriert durch das menschliche Gehirn werden diese Netze immer komplexer und besser in der Erfüllung ihrer Aufgaben, große Datenmengen – egal ob Text, Bild, oder Video – zu analysieren, ein selbstfahrendes Fahrzeug zu steuern oder menschliche Sprache zu übersetzen. Alleine in den letzten vier Jahren sind diese Netze von acht Schichten auf Hunderte wenn nicht tausende Schichten angewachsen mit Milliarden von Verknüpfungen. Und ein Ende dieser Erfolgsgeschichte ist nicht zu sehen.

Doch was bedeutet das für uns alle?
Wir leben in einer Welt, welche immer komplexer wird und uns mit immer mehr Daten (Big Data) konfrontiert. Diese Art der maschinellen Intelligenz kann uns helfen, wichtige Informationen vom Rauschen zu trennen, um aufbauend darauf Entscheidungen treffen zu können. Daten sind bereits das Gewebe unserer Gesellschaft, und Künstliche Intelligenz wird ihr Antriebsmotor sein. Dies ist nicht nur in unserem Alltag sichtbar, sondern verändert bereits existierende Industriezweige wie die Automobilwirtschaft, Einzelhandel, Gesundheitswesen oder die Finanzwelt. Meiner Meinung nach ist Künstliche Intelligenz die erste Technologie des 21. Jahrhunderts, welche wie Elektrizität oder das Internet durch alle Industrien gehen wird, um neues Potenzial zu entfalten. Dieses Potenzial wird die IT Strukturen von heutigen Unternehmen stark fordern. Dies beinhaltet nicht nur eine Anpassung der Infrastruktur von CPU auf GPU, sondern zwingt die Unternehmensleitung großer Konzerne, das Thema Künstliche Intelligenz im Kontext der Digitalisierung und damit verbundener Datenerzeugung an einem neuen Vorstandsposten zu verankern. Erfolgreiche Unternehmen werden einen C-Level Posten um Themen wie Datenownership, Privacy, Daten Analyse und Maschinelles Lernen erschaffen müssen. Das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI), bei dem ich das Deep Learning Kompetenzzentrum leite, sieht sich hier als Vorreiter, um diese Transformation technologisch mitzugestalten. Wir forschen mit unseren Industriepartnern an der nächsten Generation von Deep Learning Methoden und helfen diesen, sich für eine „AI-ready“ Zukunft vorzubereiten. In anderen

Projekten zum Beispiel entwickeln wir intelligente Algorithmen, welche mit Hilfe von Satellitenbilddaten und Social Media Waldbrände erkennen bzw. die bei Waldbränden die Einsatzkräfte unterstützen, um ihre begrenzten Ressourcen an die richtigen Stellen zu schicken. Ein weiteres Projekt in Zusammenarbeit mit dem DFKI Startup Sociovestix Labs hat sich zum Ziel gesetzt, mit Deep Learning die Finanzmärkte transparenter und nachhaltiger zu gestalten, um in Zukunft Finanzkrisen wie die Finanzkrise um 2009 zu verhindern. Erst kürzlich wurden wir aufgrund unserer Arbeit am Deep Learning Kompetenzzentrum von NVIDIA (eines der führenden Unternehmen im Deep Learning Bereich) als ausgewähltes NVIDIA AI Lab ausgezeichnet. Es gibt weltweit nur acht solcher Einrichtungen, welche Spitzenforschung mit neuster Hardware wie dem DGX-1, starke Unterstützung von NVIDIA und Zugang zu neuster Technologie bekommen. Wir sind froh, eine solche Einrichtung nach Deutschland geholt zu haben. Unabhängig von der Forschungstätigkeit müssen wir aber auch in unsere Ausbildung investieren. Die deutsche Wirtschaft benötigt zur Zeit vermehrt Experten aus diesen Bereichen und wir haben auf universitärer Ebene nicht die Kapazitäten, diese Experten für unsere Wirtschaft auszubilden. Und die wenigen, die von den Universitäten kommen, gehen allzu oft zu US-amerikanischen Unternehmen ins Silicon Valley. Wir werden uns in ein paar Jahren an die heutige Zeit erinnern als an die Zeit, in welcher die Weichen gestellt wurden für eine Zukunft mit intelligenten Maschinen als Partnern im Alltag und Beruf. Wir müssen uns hier in Deutschland nur noch etwas anstrengen, damit wir in den nächsten Jahren mitspielen können und bei dem Thema nicht überholt werden.

Borth

Dr. Damian Borth
Director of Deep Learning Competence Center, Head of Multimedia Analysis & Data Mining, Deep Learning
Competence Center, Multimedia Analysis & Data Mining (MADM)
German Research Center for Artificial Intelligence (DFKI)

 

 

 

Dieser Beitrag ist Teil der Ausgabe des Handelsblatt Journals „Industrie 4.0 – Unsere Zukunft mit Künstlicher Intelligenz“, das Sie hier erhalten können.