Frau Krause, woran erkennen Sie einen hervorragenden Trainer?
Ganz „einfach“: Der Trainer/ die Trainerin sollte fachlich, didaktisch und persönlich kompetent, praxisorientiert, rhetorisch spritzig, psychologisch gewieft, empathisch und sympathisch, durchsetzungs- und kritikfähig, konzepttreu und flexibel, frisch und erfahren, humorvoll und herzlich und dabei angenehm uneitel sein. Ein Multitalent eben!
Und wie bemerken Sie dieses Multitalent im Vorwege?
Das ist um einiges schwieriger, denn selbst, wenn der Trainer im Vorstellungsgespräch einen souveränen und kompetenten Eindruck macht, weiß man nicht: Wie präsentiert er sich später im Training – live, echt und in Farbe? Wie verhält er sich in Stresssituationen, in engen Seminarräumen mit streikender Videokamera, mit verhaltensoriginellen, provokanten oder weinenden Teilnehmer/innen. Und das tagelang… ?
Haben Sie auch schon nicht so positive Erfahrungen bei der Trainerauswahl machen müssen?
Ja, da erlebt man manchmal Überraschungen… Als Leiterin eines Trainingsinstituts mit 25-jähriger Trainingserfahrung hatte ich von mir den Eindruck, genügend Sachverstand und Menschenkenntnis zu besitzen, um die Kompetenz eines Trainers beurteilen zu können. Die Trainerauswahl ging auch meistens gut. Aber einmal ist immer das erste Mal: Ich setzte für ein Training zum Thema Mobbing einen gut geprüften und erfahrene Fach-Referenten ein, er hatte sogar ein Fachbuch zum Thema geschrieben und machte einen sehr guten ersten Eindruck. Leider hat sich dann in seinem ersten – und letzten -Training für uns gezeigt, es war ein pädagogischer Flop.
Was verstehen Sie unter einem „pädagogischen Flop“?
Wenn die Teilnehmer trotz besten Willens keinen Draht zum Trainer finden, geschweige denn zum Lernstoff. Wenn sie sich inhaltlich gelangweilt, persönlich missachtet und als Statisten einer abgespulten (fachlich sogar hochkompetenten) Veranstaltung fühlen. Wenn die Vorstellungsrunde bis zur Mittagspause dauert oder die Folienschlacht einem Film mit Überlänge ähnelt. Wenn man das Ganze nur mit Sitzfleisch übersteht, es am Ende rausgeschmissenes Geld ist und ein gutes Buch mehr gebracht hätte. Und wenn der Trainer dieses Desaster währenddessen noch nicht einmal merkt, weil er angespannt und voll konzentriert sein Bestes gibt. Dann ist das Murks. Ein Teilnehmer meldete zurück: „Der Trainer hat mich zwei Tage nicht angeguckt“, das spricht Bände, oder?
Wie kann man dieses Risiko aus Ihrer Sicht minimieren?
Der „Einkauf“ einer Trainer-Dienstleistung ist immer ein Risiko, denn bei Trainings handelt es sich schließlich um ein sogenanntes „Vertrauensgut“. Sie geben einen Vertrauensvorschuss und gehen erst einmal in Vorleistung. Nach dem Motto: „Möge die Übung gelingen!“
Deshalb: Recherchieren Sie genau, hören Sie sich um und nutzen Sie die Erfahrungen von anderen. Achten Sie nicht nur auf Fachwissen, sondern auch auf eine profunde pädagogische oder psychologische Ausbildung des Trainers. Und: Trauen Sie ihrer Intuition und riskieren Sie’s! Danach betreiben Sie „Marktforschung“, indem Sie die Teilnehmer/innen nach dem Training direkt und konkret nach ihren Erfahrungen fragen! Die Entwicklung eines wirklich aussagekräftigen Rückmeldebogens kann für Personalentwickler Gold wert sein.
Und was denken Sie macht neben Fachwissen das Erfolgsgeheimnis herausragender Trainer und Trainerinnen aus?
Hier sind meine persönlichen drei Essenzen:
- Wahrheit vor Starrheit bringt Klarheit: Der direkte, echte und präsente Kontakt des Trainers zu den Teilnehmern ist die Basis für ein stimmiges und souveränes Manövrieren durch die Inhalte, die Gruppendynamik und die abwechslungsreiche Methodenchoreografie.
- Gut ist was Nutzen bringt: Die volle und flexible Orientierung an den Lernzielen und Teilnehmerinteressen ist der Garant für das beste Feedback: „Das hat mir für die Praxis viel gebracht!“
- Fachkompetenz ist die Basis - die Liebe macht den Unterschied: Die Liebe zum Beruf, zu Menschen, zum Thema, zum Abenteuer Lernen und auch zur eigenen „Eigen-Art“.
Vielen Dank, Frau Krause!
Carola Krause, Leiterin und Geschäftsführung von Profitraining - Seminare & Coaching. Aus ihrem Trainerpool kommt beispielsweise Gabriele ten Hövel, die für EUROFORUM die Seminare „Offensiv und gelassen im Umgang mit Ärger und Kritik“ und „Teams zu Spitzenleistungen führen“ leitet. Ein anderes Seminar ist Führen im Generationenmix mit Philip Maichrzack.
Das Interview führte Ingrid Della Giustina, Senior-Konferenz-Managerin EUROFORUM | Ingrid Della Giustina auf XING