Fußballstadien – Innovation – Transformation

Was hat ein Fußballstadion mit modernen Werk- und Klebstoffen zu tun? Lesen Sie hier die Antworten in unserem Kurzinterview mit Herrn Professor Dr. Groß:

Fußballstadien – Innovation – Transformation

Herr Professor Dr. Groß, Sie beschäftigen sich beim Fraunhofer Institut u. a. mit Fertigungstechnik, Materialforschung und Klebstoffen. Was hat das mit Fußballstadien zu tun?

Also, die Verbindung mit den Stadien und ihrer Architektur erfolgt über die Werkstoffe, die heute dafür eingesetzt werden. Ohne moderne Werkstoffe, insbesondere Kunststoffe, wäre die Architektur moderner Stadien nicht realisierbar. Das Interessante für mich ist, dass dieses Phänomen – der Einsatz moderner Werkstoffe – für nahezu alle anderen Bereiche der Industrie gilt; und zwar von a – z, vom Auto bis zum Zug. Die Anforderungen an die Produkte lassen sich nur mit modernen Werkstoffen erfüllen. Und das gilt – und daran denken die Wenigsten – eins zu eins auch für moderne Stadien.

Klebstoffe sind weniger beim Bau von Stadien relevant, als bei der Produktion von Fußbällen. Auch hier gilt das Gleiche. Die Anforderungen an moderne Bälle steigen ständig: geringere Wasseraufnahme, höhere Abriebfestigkeit, geringere Deformation nach dem Gebrauch, bessere Flugeigenschaften. Auch hier kommen zunehmend moderne Hightech-Werkstoffe zum Einsatz. So sind die WM-Bälle seit 1986 nicht mehr aus Leder, sondern aus Kunststoff. Die Gründe sind oben genannt. Und diese Kunststoffe werden permanent weiterentwickelt, um das Produkt, den Ball, zu verbessern. Und hierzu werden die modernen Bälle – wie der „Brazuca“ der WM 2014 – nicht mehr genäht wie früher, sondern geklebt.

Fußballstadien sind Ausdruck außergewöhnlicher Architekturen. Was macht die Beschaffenheit von Stadien heute so besonders?

Lassen Sie mich nur zwei Aspekte nennen: Über die Architektur wird dem Stadion eine individuelle Charakteristik verliehen. Und darüber wird dem Zuschauer eine zusätzliche  Möglichkeit der Identifikation eröffnet. Der zweite Aspekt ist, dass man durch die Architektur die Atmosphäre im Stadion verdichtet. Also, das Erlebnis des Verfolgens eines Spieles für die Zuschauer zu einem noch intensiveren und besonderen Erlebnis macht.

Was glauben Sie, wie werden unsere Stadien in 20-30 Jahren aussehen?

Gute Frage! Ich denke, dass es noch ein paar Schritte weiter in Richtung der Verdichtung der Atmosphäre gehen wird. Dafür wird der optischen Besonderheit on Stadien mittelfristig aus Kostengründen nicht mehr so viel Bedeutung beigemessen.

Interviewpartner: Prof. Dr. Andreas Groß, Leiter des Bereichs Technologietransfer und Personalqualifizierung, Fraunhofer-Institut für Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung IFAM. Prof. Dr. Andreas Groß spricht als „Think outside the Box-Speaker“ auf den diesjährigen SOA DAYS über „Fußballstadien – Innovation – Transformation“ und hält das Seminar „Kleben in der Industrie“.

Kontakt: Frederic Bleck, Senior-Konferenz-Manager EUROFORUM | XING