Foto (von links nach rechts): Tobias König, Hannah Ziegler, Oliver Mack, Sven Rausch, Günter Wolter
Hi Sven! Schön, dass du dir die Zeit nehmen konntest. Würdest du uns ENER-IQ zum Einstieg mal in einem Satz vorstellen?
Klar. Wir helfen unseren Kunden mit unserer intelligenten Software, beim transparenten Betrieb ihrer Heizung ganz einfach Energie, Zeit und Aufwand zu sparen.
Du sagtest gerade "intelligente Software". Was macht sie denn intelligent und wie generiert ihr eure Daten dazu?
Mit unserer Software erfassen wir über vorhandene Schnittstellen, oder bei älteren Anlagen über extra Sensorik, Daten aus Heizungsanlagen in bis zu sekündlicher Auflösung. Die Daten werden in unsere cloudbasierte Plattform gesendet, dort aufbereitet und analysiert. Die künstliche Intelligenz unserer Lösung, trainiert mit Daten aus mehreren Jahren mit unserem Prototypen und der Expertise unserer erfahrenen Ingenieure, schlägt automatisch Verbesserungsmöglichkeiten vor und alarmiert bei Ausfällen, Leckagen oder Störungen die zuständigen Techniker oder sogar schon den Handwerker. Auch eine Push-Information an die Bewohner, zum Beispiel via E-Mail oder Bildschirm im Eingangsbereich ist möglich.
Verstehe. Siehst du in den Mehrwerten eurer künstlichen Intelligenz auch euer Alleinstellungsmerkmal?
Ja, unter anderem. Wie ich gerade schon angesprochen habe, helfen wir unseren Kunden Energie zu sparen, Ausfälle und Reparaturen zu vermeiden oder zu beschleunigen und die Lebensdauer der Heizungsanlage zu maximieren. Zusätzlich werden Kennzahlen für datenbasierte Handlungsentscheidungen zur Verfügung gestellt und Arbeitsprozesse mit Hilfe eines Ticketsystems beschleunigt. In diesem Ticketsystem können Arbeitsaufträge angelegt, zugeordnet und als erledigt markiert werden. Außerdem fungiert es als „digitales Heizungsbuch“ und macht Arbeitsabläufe und Wartung transparent. Unser Alleinstellungsmerkmal ist die Kombination aus jahrelanger, handwerklicher und Ingenieurserfahrung im Heizungskeller mit dem Automatisierungspotential durch innovative, KI-basierte Software. So können wir die Bedürfnisse unserer Kunden ideal verstehen und ihnen maßgeschneiderte Lösungen, die ihr Leben vereinfachen und massive Ersparnisse bringen, anbieten.
Welches Geschäftsmodell nutzt ihr denn zum Vertrieb eurer Software?
Wir bieten unsere Software cloudbasiert (as-a-service) im typischen Freemium Modell an. Will heißen: in drei verschiedenen Lizenzpaketen sind unterschiedlich umfangreiche Leistungen verpackt. Der Einstieg mit unserer praktischen Plattform, auf der Verbrauchs- und andere Kenndaten selbst eingetragen werden können um dann Benchmarks zu generieren und einen Überblick über seine Heizungsanlagen und Liegenschaften zu haben gibt es dabei kostenlos. Das Premium- und Professionell Paket kostet jeweils monatliche Gebühren, die sich nach Messpunkten und Leistungen berechnen. Grundsätzlich schließen wir, angepasst an unsere Hauptzielgruppe aus der Wohnungswirtschaft Jahresverträge. Darüber hinaus bieten wir bei Bedarf eigens entwickelte Messtechnik zur Datenerfassung und Übertragung an und auch Schulungen zum idealen Umgang mit der Software können Kunden bei uns buchen.
Du hast schon ein paar Mal von euren Kunden gesprochen. Könntest du den Begriff vielleicht nach eurem Verständnis konkretisieren? Richtet ihr euch bspw. eher an Privathaushalten oder an Gebäuden in öffentlicher Hand aus?
Grundsätzlich sind alle knapp 122 Mio. Wärmeerzeuger in Europa optimier- bzw. monitorbar. Wir fokussieren uns aber erstmal auf Deutschland und konzentrieren uns dort zunächst vor allem auf die Wohnungswirtschaft, besonders Betreiber von Gebäuden mit mindestens 7 Wohneinheiten, daneben auch Kommunen und Betreiber öffentlicher Gebäude. Von diesen gibt es in Deutschland insgesamt 1,2 Mio Stück, die meisten sind Mietgebäude. Für uns sind vor allem große Anbieter von Wohnraum relevant, für die sich ein übersichtliches System für Überblick und effizienten Betrieb ihrer vielen Heizungsanlagen schnell lohnt. Dieser Markt ist in Deutschland mit nur 133 Hauptakteuren, die aber jeweils über 5.000 Wohneinheiten betreiben, relativ überschaubar, weshalb er für uns für den Anfang praktisch ist.
Aus deiner Aussage schließe ich, dass ihr noch viel an Auf- und Ausbau eures Startups vor habt. Wo steht ihr denn gerade mit der Entwicklung von ENER-IQ?
Wir befinden uns noch in der Early Stage - unsere Gründung liegt aber auch erst etwas mehr als ein Jahr zurück. Wir haben unseren Prototypen der Software, mit dem wir bereits bei unseren 5 Pilotkunden für 2 Jahre Heizungsanlagen überwacht und somit eine Datengrundlage gesammelt haben, in dem ersten Jahr seit der Gründung komplett neu aufgesetzt, die Software somit schneller und stabiler gemacht. Dabei war das Feedback unserer Pilotkunden direkt aus der Praxis extrem hilfreich. Außerdem haben wir unsere Idee bei mehreren Wettbewerben gepitcht, konnten uns als eines von drei offiziellen Energiestartups Bayern 2018 platzieren und den zweiten Platz beim degewo Smartupthecity award für uns entscheiden. Aktuell sind wir zum einen mitten in der Entwicklung unserer ersten KI Version, die Anfang 2020 für Kunden verfügbar sein wird und arbeiten an unserer ersten Finanzierungsrunde, die wir voraussichtlich im Sommer abschließen.
Damit sind wir auch schon am Ende angekommen. Vielen Dank für das spannende Interview, Sven! Wir wünschen euch für die weitere Entwicklung der Software viel Erfolg und hoffen, noch so einiges von euch zu hören!
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