Demnach wird die Fläche per Saldo weiter leicht wachsen. Durch höhere Qualitätsanforderungen im Zuge des wachsenden Wettbewerbsdrucks durch eCommerce wird es aber gleichzeitig zu Flächenabschmelzungen an schwachen Standorten wie auch zur Entwicklung neuer und klarer positionierter Lagen und Konzepte kommen. Die schon heute erkennbare Polarisierung der Flächenstruktur wird sich somit noch verstärken, was sich bereits in den vom Online-Handel besonders betroffenen Sortimenten, als auch in der unterschiedlichen Entwicklung der Betriebstypen und Standortlagen zeigt.
Einzelhandel und Immobilienwirtschaft, aber auch die rahmensetzenden öffentlichen Institutionen, müssen sich dieser Herausforderung stellen, um mit angepassten Nutzungs- und B-Plankonzepten der künftigen Nachfrage nach Handelsflächen gerecht werden, aber auch um Leerstands- und Verödungsrisiken adäquat begegnen zu können.
Auch wenn die Projektpipeline weniger stark befüllt ist als in der Vergangenheit, geht GfK zunächst von einer weiter steigenden Centerverkaufsfläche aus, da zukünftig das Refurbishment und die Erweiterung bestehender Anlagen im Fokus der Betreiber stehen dürfte.
Ebenso zählt die Verkaufsfläche in den zentralen städtischen Einkaufs- und ausgewählten großstädtischen Szenelagen zu den Wachstumspolen im Einzelhandel. So ist die Verkaufsfläche in den Innenstädten der 82 bundesdeutschen Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern im Zeitraum von 2010-2014 trotz Einflüssen des Online-Handels bereits um ca. 7% gestiegen.
Erkennbar ist aber auch, dass zukunftsorientierte Konzepte des Handels neue Lagen nachfragen, die jenseits der tradierten Kategorien, ob A oder B, Innenstadt oder Grüne Wiese, liegen - Lagen, welche den Ansprüchen des neuen Konsumenten nach einer Verknüpfung des Einkaufens mit Kunst, Kultur und Geselligkeit besser gerecht werden.
Konnektivität im gebauten Raum
Wie auch im Internet beobachtbar, wird auch der gebaute Raum eine höhere "Konnektivität" aufweisen müssen, um nachhaltig genutzt und bewirtschaftet werden zu können. Hierfür müssen die Quartiere grundsätzliche Voraussetzungen mitbringen, die heute noch eher selten anzutreffen sind:
- Nutzungsmischung, um die Erlebnisdichte zu erhöhen;
- Kleinteiligkeit, um die Austauschbeziehungen zwischen den Nutzungen zu fördern;
- Nutzungsoffenheit, um die laufende Anpassung des Quartiers an die wachsende Dynamik in den sozialen und wirtschaftlichen Prozessen gewährleisten zu können.
Der Herbstdiskurs mit den Immobilienweisen soll die Kenntnis um gewandelte Anforderungen an langfristig stabile und nachhaltige Immobilien und Stadtquartiere um wichtige Argumente anreichern, die in der isolierten Betrachtung der jeweiligen Asset-Klassen Wohnen, Büro und Handel unberücksichtigt bleiben.
Autor: Manuel Jahn, Head of Real Estate Consulting, GfK SE
Manuel Jahn spricht beim 1. Immobilien-Herbstdiskurs am 17. November in Berlin zum Thema Einzelhandels-Immobilien. Erfahren Sie mehr zur exklusiven Vorstellung des neuen ZIA-Herbstdiskurses unter www.euroforum.de/herbstdiskurs
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