Effekte des Brexits

03.01.2017FinanceGroßbritannien, Rendite, WährungFeatured Article

von Dieter Girmes

GBP Währung
Die Währung eines Landes kann finanztechnisch als ein ETF (exchange traded fund) betrachtet werden, mit dessen Hilfe ziemlich präzise Aussagen über die wirtschaftliche Qualität des Landes möglich sind. So werden auch Änderungen des Risikos durch politische Meinungen, Aussagen und Entscheidungen messbar.


Hierdurch wird eine fast wissenschaftliche Diskussion über das numerische Ausmaß des wirtschaftlichen Schocks durch z.B. Mrs May’s Ankündigung eines „harten“ Brexits am 03.10.2016 möglich. Für ausländische Investoren entstehen durch die jetzt sichtbare numerische Marktineffizienz für z.B. An-oder Verkauf von britischen Immobilien oder Staatspapieren bessere quantitative Entscheidungsmöglichkeiten, wie die Grafik 1 zeigt.

Die Währung GBP erleidet nach dem Brexit Referendum am 23.06.2016 einen Währungsverlust zum EUR von -13,84% sowie einen Währungsverlust zum USD von -17,27%. Über eine lineare Regression erhält man Jahresendwerte des GBP in EUR von 1,071352 und in USD von 1,179488. Das Paritätsdatum zum EUR würde am 25.03.2017 (rot) sowie zum USD am 15.06.2017 (rot) erreicht sein. Fragt man, wohin die Reise gehen könnte, sollte man sich erinnern an den Verfall des Pfundes zum Euro von -30,47% im Zeitraum vom 1.11.2007 bis zum 1.02.2009. Brexit hat einen hochvolumigen Eff ekt auf den Ankauf von UK-Immobilien, UK-Firmen oder UK -Bonds. Der Verkauf von UK-Gilts durch ausländische Investoren wird als Ursache des Währungsverfalls gesehen. Bei weiteren GBP-relevanten Ereignissen (z.B. neue Parlamentsentscheidung hinsichtlich Brexit) würden Änderungen an der Regressionsanalyse notwendig sein.

UK 2-, 5-, 10-, 15-, 20- und 30-Jahre-Bond Renditen
Die Grafik 2 zeigt UK-Bond Renditen für Durationen 2 (hell blau), 5 (braun), 10 (grau),15 (gelb), 20 (dunkel blau) und 30 (grün) Jahren. Inflationsindexierte UK-Zinsen wurden am 1.05.2016 erneut festgelegt. Der 26.04.2016 ist so ein Wendepunkt für die Bond-Renditen mit längeren Durationen. Nach diesem Wendepunkt gab es zwei Ereignisse mit wesentlichem Einfluss auf die Renditeentwicklung aller Bonds. Das erste Ereignis war am 23.06.2016 das Brexit Referendum mit einem gravierend negativen Einfluss auf Renditen. Grüne Regressionslinien (für 30-Jahre-Bonds) deuten den Eintritt in den Negativzinsbereich an. Die gepunktete Linie benutzt Daten zurückgehend bis zum 26.04.2016 während die durchgezogene Linie nur auf Daten nach dem Brexit beruht.

Das zweite Ereignis war der vergebliche Versuch der Bank of England, am 09.08.2016 ein neues QE Programm einzuführen. Die Bank war jedoch nicht in der Lage, ein größeres Volumen an Staatspapieren zu kaufen, weil z.B. Pensionsfonds oder Versicherungen einen Verkauf ihrer Papiere ablehnten. Das war eine Fehlentwicklung für die Bank of England. Die glasklaren Marktreaktionen auf die Renditen von Staatspapieren waren äußerst positiv. Hierdurch wurde dem Zinsmarkt ein signifikantes Wachstumszeichen gegeben. Das war auch ein Signal für die Gelddrucker. Das jahrelange Gerede von Inflationssteigerungen durch künstliche QE-Maßnahmen ist marktfremd.

Bond Renditen seit dem QE Versuch der Bank of England Nach dem Fehlstart der Bank of England kam es zu hochvolumigen Verkäufen von Staatspapieren durch ausländische Investoren. Diese gravierenden Verkäufe drückten sowohl den Wert der Gilts wie auch den Wert der britischen Währung (siehe auch Grafik 1) nach unten. Der Wertverlust der Gilts führte aber sofort zu Zinssteigerungen. Diese werden in der Grafik 3 gezeigt.

Projiziert man diese Wachstumstrends linear zum Datum 31.12.2016, so erhält man folgende Renditeerwartungen am Jahresende:

Der Währungsverfall wird zu großen Nachteilen für das Vereinigte Königreich führen, da etwa die Hälfte der Nahrungsmittel wie auch der Energieversorgung aus dem Ausland bezogen wird. Das GBP könnte u.U. seine Stellung als „reserve currency“ verlieren. Inflationserwartungen werden steigen und die Staats- wie auch die Privatverschuldung werden mit die höchsten Werte weltweit sein. Die ärmsten und schwächsten Bewohner der UK, die sich ein Brexit am stärksten herbeigewünscht haben, werden die größten Schmerzen erdulden müssen.

Es wird über eine Beteiligung des Parlamentes an den Brexit Enscheidungen gesprochen. Tausende von Faktoren müssen gegeneinander abgewogen werden. Eine neue Brexit Wahl wäre einfacher.

 

Grafik 1: BREXIT führt zum Verfall der Währung GBP in EUR und USD.
Vorhersage der Parität von GBP mit EUR am 25.03.2017 und mit USD am 15.06.2016


Grafik 2: UK (Zinsen von 30-Jahren-UK-Staatsanleihen) Schnitt der NULL-LINIEN-Vorhersagen (durchgehende grüne Linie ab BREXIT 23.06.2016 bis 23.08.2018; gepunktete grüne Linie ab 28.04.2016 bis 30.04.2016)



Grafik 3: 12.08.2016 ist Wendepunkt für die Zinserholung von UK-Staatsanleihen; alle linearen Regressionsvorhersagen enden am 30.12.2016

 

Dieter Girmes



Dieter Girmes
ADA Allgemeine Daten Analyse GmbH

 

 

Dieser Beitrag ist Teil der aktuellen Ausgabe des Handelsblatt Journals „Immobilienwirtschaft“, das Sie hier erhalten können.