Herr Tillmann, Sie sind bekannt als Schauspieler, Moderator und Coach. Welches der drei Felder beschäftigt Sie zur Zeit am meisten?
Ich habe mich als Moderator auf Tech- und Digitalthemen spezialisiert und präsentiere seit ein paar Jahren regelmäßig einige der wichtigsten Fach-Konferenzen im deutschsprachigen Raum. Berlin ist für mich mit seiner Startup-Szene und wachsenden Digitalwirtschaft der perfekte Standort.
Zusammen mit meiner Frau Anita (Inhaberin der Modemesse Premium) und der Digitalkonferenz re:publica habe ich außerdem Anfang dieses Jahres im Rahmen der Berlin Fashion Week die "FashionTech-Conference" zum Thema Digitalisierung und Mode gegründet. Es geht um Themen wie e-Commerce, Wearables, Smart Textiles und Online Marketing.
Mit meiner Design-Agentur PEAK coache ich zudem Führungskräfte und Startups für ihre Präsentationen. Auf Wunsch übernehmen wir auch die Gestaltung der visuellen Kommunikation. Dabei baue ich auf meiner Erfahrung als Speaker Coach für die TED-Conference in Deutschland auf. Für knapp 5 Jahre habe ich fast alle Sprecher der TEDxBerlin, TEDxMünchen und TEDxHamburg für ihre Auftritte vorbereitet.
Was machen Sie da genau?
Das ist ganz unterschiedlich. Schnittmenge sind aber immer die Themen Innovation und Kommunikation. Für das Accelerator-Programm Axel Springer Plug and Play coache ich beispielsweise alle Startups für ihre 5-minuten Pitch-Präsentationen vor den Investoren. Wir arbeiten für 3 Monate einmal pro Woche an den Präsentationen um sie auf internationalen Standard zu bringen, damit die Teams auch im Silicon Valley vor Investoren damit bestehen können. Eine ähnliche Funktion habe ich im CleanTech-Accelerator des European Institute of Innovation and Technology (EIT). Im Innovations-Programm von Lufthansa Technik wiederum unterstütze ich Mitarbeiter aus ganz unterschiedlichen Fachrichtungen in der Vorbereitung ihrer Ideen-Präsentation vor dem Vorstand. Häufig ist es meine Aufgabe gemeinsam mit Führungskräften Präsentationen im TED-Stil zu entwickeln. Die TED hat in den letzten Jahren den Standard gesetzt. Daran werden heute alle Sprecher gemessen.
Wir freuen uns über Ihre Zusage als Moderator für das WirtschaftsWoche Event „Unternehmen 4.0“. Was verbinden Sie spontan mit dem Titel?
Unternehmen 4.0 bedeutet für mich vor allem digitales und vernetztes Unternehmen. Die Innovationszyklen sind durch die Digitalisierung wesentlich kürzer geworden. Dadurch sind die Organisationen zu viel mehr Flexibilität und Innovationsfreudigkeit gezwungen. Das birgt enorme Wachstumschancen. In Deutschland habe ich allerdings noch das Gefühl, dass wir etwas zu verzagt mit dem Thema umgehen. Wir sollten einfach akzeptieren, dass die Digitalisierung gekommen ist um zu bleiben und Vollgas geben. Wir müssen besser darin werden uns den veränderten Bedingungen anzupassen. Da können wir viel von den US-Amerikanischen Unternehmen lernen. Das gelingt in der Berliner Startup-Szene schon sehr gut. Die Konferenz ist ein wichtiges Forum um die Auswirkungen der Digitalisierung mit Wirtschaftsvertretern zu diskutieren und Wissen zu distribuieren.
Digitale Transformation ist ein ebenso interessanter wie vielschichtiger Begriff. Was glauben Sie, macht Digitale Transformation mit Unternehmen – oder Unternehmen mit Digitaler Transformation?
Nahezu alle Informationen sind für jeden, jederzeit und überall verfügbar. Wissen ist demokratisiert, Entscheidungsprozesse komplett auf den Kopf gestellt. Das verändert natürlich die Art und Weise wie wir Güter und Wissen produzieren. Große Teile der Wertschöpfungskette - auch bei physischen Gütern - sind mittlerweile digitalisiert. Das bringt Unternehmen mit Digitalwissen enorme Vorteile und senkt die Markteintrittsbarrieren. Wer hätte es schon für möglich gehalten, dass ein Unternehmen wie Tesla innerhalb von ein paar Jahren das Wissen aufbauen kann, wie man Autos produziert? Auch auf die Innovationskultur in den Unternehmen hat das großen Einfluss: Gute Ideen kennen keine Hierarchie. Sie können von überall kommen. Unternehmen, die das akzeptieren und eine offene Kommunikation fördern, können davon profitieren. Durch die gesunkenen Kommunikationskosten ist es ist auch nicht mehr so wichtig, dass wir uns an einem Ort mit den Menschen befinden, mit denen wir in einem Projekt zusammenarbeiten. Das heisst nicht, dass der persönliche Kontakt unwichtiger geworden wäre, aber es ermöglicht neue Formen des Umgangs miteinander. Arbeit muss nicht mehr zwangsläufig an einem festgelegten Ort stattfinden.
Jahrgang 1981 ist richtig? Wir dürfen uns zur Generation Y zählen, einer Generation der eine gewisse Technikaffinität zugeschrieben wird. Wie digital gehen Sie durch den Tag? Was spüren Sie für Veränderungen (allein in den letzten Jahren)?
Mein Vater war Lehrer und EDV-Verantwortlicher in seiner Schule. Dadurch hatte ich schon als Kind ständig Zugang zu Computern. Ich hatte immer einen Rechner in meinem Kinderzimmer stehen. Mein erster Computer war ein Commodore C84. Danach Intel 186, 286, 386, 486, Pentium. Die Digitalisierung war schon immer normal und logisch für mich. Ich hatte und habe immer die schnellstmögliche Internetverbindung und das größtmögliche Datenvolumen für mein Smartphone. Wir haben 5 oder 6 iPads zuhause. Die Computer machen so viele Dinge einfacher, schneller und besser. Das finde ich begrüßenswert. Vor allem schenken sie uns die Freiheit das zu tun, was wir wollen. Und den Ort dafür selber zu wählen. Dieses Interview beantworte ich übrigens gerade mit meinem Laptop bei Sonnenschein im Park Sanssouci in Potsdam. Weil ich Lust darauf hatte im Freien zu arbeiten. Dafür liebe ich Informationstechnologie. Weil sie solche Dinge möglich macht.
Über Ole Tillmann: Ole Tillmann ist professioneller Moderator mit inhaltlichem Schwerpunkt auf Tech- und Digital-Themen. Mit mehr als 15 Jahren Erfahrung als Moderator von Fernsehshows und internationalen Events präsentiert er einige der wichtigsten Startup- und Digitalkonferenzen wie z.B. Next Berlin, Hy!, Neumacher (Wirtschaftswoche), Heureka, FashionTech Berlin, exitcon (Bundesverband Deutsche Startups e.V.), TEDxKöln, Axel Springer Plug and Play Accelerator Demo Day und das World Web Forum (Zürich).
2012 gründete er die PEAK Creative Leadership GmbH, eine in Berlin ansässige Agentur für Präsentationsdesign und -training. Als Experte für öffentliche Rede, Storytelling und Design Thinking bereitet er Führungskräfte, Startups, Politiker und Wissenschaftler für ihre öffentlichen Auftritte vor Publikum, Investoren, Kunden und Presse vor. Von 2009 - 2014 hat er als Speaker Coach alle Sprecher der TEDxBerlin, TEDxHamburg und TEDxMünchen für ihre Vorträge trainiert. Seit 2013 entwickelt und leitet er das Pitch-Training für die Startups des Axel Springer Plug and Play Accelerator Programms.Zusätzlich hat er als Dozent an der School of Design Thinking in Potsdam, an der Design Akademie Berlin sowie der Humboldt School of Governance gelehrt. Ole ist Berater für das Team der deutschen Ausgabe der „WIRED“.
Kontakt: Frederic Bleck, Senior-Konferenz-Manager EUROFORUM | XING