Digitalisierung im Privatkundengeschäft von Banken und Sparkassen

19.01.2015FinanceDigitalisierung, Banken, Sparkassen

Die digitale Revolution – Herausforderung für Finanzdienstleister

In ihrer Neujahrsansprache hat Bundeskanzlerin Angela Merkel u.a. die Digitalisierung thematisiert: „Die digitale Revolution, verändert unser Leben fundamental und bietet ganz neue Möglichkeiten für Innovation und Wettbewerbsfähigkeit.“ Man kann nur hoffen, dass die Verantwortlichen in Banken und Sparkassen genau hingehört haben. Denn die digitalen Vertriebskanäle gewinnen hier nämlich in einem Ausmaß und einer Geschwindigkeit an Bedeutung, die noch vor kurzem kaum jemand so erwartet hat.

Digitalisierung im Privatkundengeschäft von Banken und Sparkassen

Bedeutung digitaler Kanäle wächst rasant

Schon heute nutzen mehr als 50% der Bankkunden regelmäßig Online Banking. Zwar sind in den letzten Jahren keine atemberaubenden Steigerungen mehr zu verzeichnen gewesen, nun steht jedoch mit Mobile Banking ein neuer Schub bevor. Nach einer Bitkom Befragung nutzen 2013 bereits 17 Prozent der Besitzer eines Smartphones das Gerät zum Abfragen von Kontoständen, Überweisungen oder den Kauf von Wertpapieren.

Nach einer Untersuchung zum Mobile Banking aus dem Jahr 2014 erfolgen rund 20 Prozent der Zugriffe auf das Online Banking von mobilen Endgeräten. Das bedeutet, dass mehr als zehn Prozent der Deutschen ihre Bankgeschäfte oder zumindest einen Teil davon via Smartphone oder Tablet erledigen.
Das mag auf den ersten Blick nicht viel erscheinen, betrachtet man jedoch die Steigerungsraten in diesem Bereich, so stellt man schnell fest, dass diese zu explodieren scheinen.

Kundenverhalten ändert sich

Die Digitalisierung durch das Internet, soziale Medien und vor allem durch mobile Zugangswege eröffnen den Unternehmen neue Kommunikations- und Vertriebswege. In der Folge verändert sich das Nachfrage- und Kundenverhalten zumindest im Finanzsektor schneller als das Angebot mithalten könnte.
Den Banken und Sparkassen scheint nicht bewusst zu sein, dass in wenigen Jahren die Digital Natives die Bevölkerung und damit perspektivisch auch die Bankkunden dominieren werden.

Die meisten Institute erwecken den Anschein, vom Tempo der Digitalisierung überrascht und überfordert zu sein. Die Mehrheit hat entweder noch nicht die Nachhaltigkeit der neuen Entwicklung verstanden oder schätzt sie falsch ein.

FinTech Unternehmen auf dem Vormarsch

In der Zwischenzeit versuchen neue Wettbewerber, die sogenannten FinTech Unternehmen, den etablierten Finanzdienstleistern den Markt und die Beziehung zum Kunden streitig zu machen. In den letzten fünf Jahren gründen sich weltweit immer mehr Start-ups mit dem Ziel, Produkte und Leistungen rund um Geld und Finanzen über digitale Kanäle anzubieten.  Sie bieten dabei nicht nur intelligente bedarfsorientierte Lösungen an, sondern vermitteln den Kunden auch ein besseres Kauferlebnis. Das Ganze bei günstigeren Kosten als die etablierten Anbieter.
Dabei lassen sich vier Schwerpunktbereiche ausmachen:
•    Payment und Zahlungsverkehr.
•    Persönliches Finanz Management (PFM).
•    Trading- und Beratungsplattformen für die Vermögensanlage.
•    Finanzierung und Kreditvergabe.

Ob es den FinTechs gelingt, das Kundenverhalten nachhaltig zu ändern und damit eine ernstzunehmende Konkurrenz für Banken und Sparkassen zu werden, kann heute noch nicht abschließend beurteilt werden. Noch haben die etablierten Marktteilnehmer einen Vertrauensvorschuss bei den Kunden und werden durch die Regulierung „beschützt“.

Fazit

Auch wenn die Digitalisierung der Finanzdienstleistung noch am Anfang steht, gilt es, sie ernst zu nehmen und zu reagieren. Beispiele aus anderen Branchen zeigen, dass disruptive Veränderungen keine Ausnahme sind und altbewährte Geschäftsmodelle durch sie buchstäblich aus den Angeln gehoben werden.

Daher sind Banken und Sparkassen gut beraten, den neuen Trend ernst zu nehmen und entsprechende Ideen und Konzepte zu entwickeln und umzusetzen, bevor andere Wettbewerber Fakten geschaffen haben.

Autor: Dr. Hansjörg Leichsenring, Management und Beratung für Banken und Finanzdienstleister www.der-bank-blog.de. XING

Handelsblatt Privatkundengeschäft am 25. und 26. März 2015

Kontakt: Carola Bergmann, Conference Director EUROFORUM | XING