Die digitale Transformation ist eine übergreifende Herausforderung, welche aufgrund unterschiedlicher Ausgangsbedingungen eine individuelle Einschätzung der realistischen Möglichkeiten erfordert. Es steht oft die Frage im Raum, was der Unterschied zwischen Automatisierung (Mitarbeiter sind führend in den Prozessen) und Digitalisierung ist (Maschine ist führend im Prozess, Mitarbeiter arbeiten qualitativ zu). Generell geht es darum, das Mengengeschäft zu optimieren, sodass die Mitarbeiter sich intensiver um nicht digitalisierbare Geschäftsvorfälle kümmern können. Diese Aufteilung zwischen Mensch und Maschine setzt neue Potenziale frei, die bei den Kosten, der Agilität wie auch der Qualität neue Möglichkeiten bieten.
Die Rolle der Mitarbeiter, die heute für die Leistungserbringung verantwortlich sind, wird sich bei Tätigkeiten mit hohem Standardisierungsgrad verändern. Diese Aufgaben werden sukzessive auf IT-Systeme übergehen, wo sie von spezialisierten Softwarekomponenten übernommen werden. Die VBL ist bereits in einer fortgeschrittenen Phase der Digitalisierung, in der die IT-Systeme für die Digitalisierung optimiert sind und eine leistungsfähige Plattform für Digitalisierungsvorhaben darstellt. Diese Plattform ist jederzeit in der Lage, bisherige manuelle Prozesse in der Dunkelverarbeitung oder automatisierten Verfahren ablaufen zu lassen. Dabei wurde die Erfahrung gemacht, dass Investitionen in Technik alleine aber nicht ausreichen, um die Digitalisierung erfolgreich gestalten zu können.
Unternehmen mit Plänen zur Digitalisierung müssen dem Personal früh eine Vision der digitalen Zukunft vermitteln. Diese Vision gibt dem Erfolgsfaktor Mitarbeiter die Möglichkeit, sich bei der und für die Digitalisierung des Unternehmens einzubringen und dabei eine langfristige Perspektive zu haben. Erfolgreiche Unternehmen müssen auch zukünftig auf motivierte Mitarbeiter setzen, die sich für die digitale Zukunft und die geschäftspolitischen
Zielsetzungen einsetzen.
Um die Digitalisierung erfolgreich zu gestalten, müssen wichtige Voraussetzungen beachtet werden, ohne die eine Digitalisierung aufwendig oder unmöglich wird. Zu Beginn der Digitalisierung wird schnell erkannt, dass für die digitale Transformation eine Reduktion der Komplexität notwendig ist, um Fachverfahren effizient digitalisieren zu können. Die Komplexität in Prozessen kann fast immer durch das Bilden autonomer fachlicher und technischer Untereinheiten reduziert werden – in den IT-Systemen und auf der Prozessebene. Die VBL setzt für die Digitalisierung auf eine moderne IT-Systemarchitektur, deren Kern SAP-Standardmodule und -Technologien sind. Diese Architektur fokussiert sich auf fünf defi nierte fachliche Komponenten, an denen sich alle Umsetzungen sowie Planungen auszurichten haben und deren zentraler Mittel- und Ausgangspunkt die spezifi schen Fachverfahren der VBL sind (siehe Abbildung).
Der Grad der möglichen Digitalisierung wird durch die Leistungsfähigkeit der IT-Systeme bestimmt. Die IT muss sich ebenfalls transformieren – weg von der Rolle als IT-Dienstleister und hin zum beratenden, begleitenden Partner des Business. IT-Kompetenz wird damit eine Kernkompetenz in einer digitalen Business-Strategie. Unternehmen benötigen für eine digitale Zukunft auch Mitarbeiter außerhalb der IT-Abteilung, die die Digitalisierung zusammen mit der IT aktiv gestalten. Weiterhin muss intensiv an der Ausprägung digitaler Profi le für das Personal in den Fachbereichen gearbeitet werden.
Leistungsfähige Software ist heute die zentrale Business Ressource für die VBL und hochwertige Daten sind der Rohstoff digitaler Geschäftsprozesse.
Die Digitalisierung der VBL wird zu höheren IT-Kosten führen, aber gleichzeitig eine Steigerung der Produktivität und Effizienz, eine bessere Qualität, weitreichendere neue Serviceleistungen sowie erhebliche Kostensenkungspotenziale in den Fachbereichen ermöglichen. Die Digitalisierung ist für die VBL eine Erfolgsgeschichte, die weiter ausgebaut wird, um im Unternehmen mit Kunden und Mitarbeitern gemeinsam die digitale Zukunft zu gestalten.
Thomas Bönig
Abteilungsleiter IT
Versorgungsanstalt des Bundes und der Länder (VBL)
Dieser Beitrag ist Teil der aktuellen Ausgabe des Handelsblatt Journals „Versicherung neu gedacht“, das Sie hier erhalten können: http://veranstaltungen.handelsblatt.com/journal/zukunft-versicherung-download