KI ist bei Siemens in die Digitalisierungsstrategie eingebettet. Ein Grundgedanke dieser Digitalisierungsstrategie ist, dass heute schon zum Teil und in Zukunft dann alle Siemens-Produkte intelligent sind, Daten erzeugen und vorverarbeiten sowie mit anderen Geräten kommunizieren. Diese Entwicklung ist nicht neu, sondern begann bei Siemens vor 15-20 Jahren und ist laut Norbert Gaus noch nicht ganz zu Ende.
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Betriebssystem of IoT
Ein weiterer Bestandteil der Digitalisierungsstrategie ist bei Siemens der Grundgedanke, dass der gesamte Produktlebenszyklus mit intelligenten Tools begleitet wird. Dieser Zyklus erstreckt sich vom Design eines Produktes über die Fertigung, der Unterstützung im Betrieb bis hin zum Service. Dieser Prozess ist immer breiter, konsistenter und kohärenter. Überall werden Daten erzeugt, die immer durchgängiger werden. In der Mitte benötigt man hier ein Layer, in dem alle Daten zusammenkommen. Bei Siemens ist dieses sogenannte Betriebssystem of IoT die Mindsphere-Plattform. Und das Thema KI spielt in diesem Gebilde und auf allen Geräten, auf allen Tools und auf der Plattform in der Mitte eine immer wichtigere Rolle. Seit den Anfängen in den frühen Neunzigern sind die KI-Anwendungen natürlich immer komplexer geworden, heute arbeiten in der Forschung bei Siemens mehr als 200 Spezialisten, die das Thema KI vorantreiben.
Gasturbinen mit bis zu 5000 Sensoren
Der große Unterschied von KI im industriellen Umfeld im Vergleich zur klassischen kommerziellen Nutzung besteht laut Gaus in der viel höheren Komplexität der Daten: So besitzt zum Beispiel eine Gasturbine 4000-5000 Sensoren, gleichzeitig gibt es aber wesentlich weniger Datensätze, da Gasturbinen keine Massenware sind und somit auch weniger kaputte Geräte, mit denen die KI arbeiten und lernen kann, existieren.
Weiterhin muss man in der Industrie-KI viel mehr in Technologie investieren, da Siemens keine standardisierten Deep Learning Netze verwenden kann, sondern vorkonfigurierte Netze entwickeln muss, die auf Kundenprobleme zugeschnitten sind.
Künstliche Intelligenz — Use Cases
Gaus gibt Beispiele für KI-Use-Cases bei Siemens: So konnten KI-Anwendungen für Gasturbinen entwickelt werden, die im Vergleich mit hochkarätigen Spezialisten noch einmal Einsparungen von 10-15% Stickoxydemissionen ermöglichten, ohne dass etwas an der Hardware geändert wurde. Des Weiteren ermöglicht KI es, Fehler in immer komplexer werdenden Stromnetzen viel genauer zu lokalisieren und so Kosten zu sparen. Eine KI-Anwendung von Siemens ermöglicht es auch, die Verfügbarkeit von Zügen zu erhöhen. Mit einem Kunden gibt es eine Vereinbarung, dass dessen Züge zu 99,4% funktionieren und laufen werden. Dies erlaubt dem Kunden wiederum, seinen Kunden Preiserstattungen im Falle von Ausfällen anzubieten. Durch den Einsatz Künstlicher Intelligenz werden bestehende Prozesse nicht nur automatisiert oder verbessert, es entstehen auch neue Geschäftsmodelle
In der Medizintechnik können Organe von Scannern automatisch erkannt und vermessen werden oder auch Blutflüsse vom Herzen gemessen werden. Dem Arzt wird so die Diagnose erleichtert oder komplett abgenommen. Laut Gaus gibt es bei Siemens kein Geschäftsfeld, in dem KI nicht zumindest ansatzweise eine Rolle spielt.
Zukunftsvision für KI: Mensch und Maschine werden Digital Companions
Norbert Gaus‘ Vision lautet: KI wird uns überall helfen, Mensch und Maschine werden Digital Companions. Alle Tätigkeiten werden unterstützt, um einerseits fehleranfällige und einfache Aufgaben zu automatisieren, andererseits aber auch um den Menschen bei komplexen, kreativen Aufgaben zu unterstützen. Durch KI werden viel mehr Leute in der Lage sein, wirklich komplexe Aufgaben zu lösen. Dies wird nur mit KI gehen, weshalb für Gaus Künstliche Intelligenz eindeutig eine Chance und keine Bedrohung ist.