Andere Stimmen wiederum mahnen bereits zur Vorsicht vor dem neuen Hype: Spätestens wenn sich herausstelle, dass die Geschäftsmodelle vieler dieser neuen Marktteilnehmer auf Dauer nicht tragfähig seien, drohe womöglich erneut eine Dot-Com-Blase, wie vor rund 15 Jahren mit dem Internet-Hype.
Seine Hoffnung darauf zu setzen, man könne den Status-Quo vielleicht doch noch erhalten und müsse vielleicht nur die ein oder andere gute Idee adaptieren, ist jedenfalls zu kurz gesprungen. Wie bereits viele andere Branchen zuvor wird sich auch das Bankgeschäft durch die Digitalisierung weiter und nachhaltig verändern.
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Digitalisierung in Banken und Finanzindustrie herunter
Unser Haus begreift Digitalisierung als Chance. Mit dem Einsatz innovativer Technologien rücken wir noch dichter an unsere Kunden heran, begleiten sie aktiv in der digitalen Welt und werden in unseren Prozessen effizienter. Dabei sind wir uns der eigenen Stärken bewusst: einer etablierten Marke, einer breiten Kundenbasis, der Beratungskompetenz und Expertise sowie dem Vertrauen der Kunden in eine der weltweit am striktesten regulierten Branchen überhaupt.
Radikales Denken aus der Kundenperspektive
Als Bank bieten wir keine Nischenprodukte, sondern Lösungen, die Teil eines umfassendes Beratungsund Serviceangebots sind – hohe Standards bezüglich Sicherheit und Datenschutz inklusive. Fintechs wiederum haben gute Ideen, locken momentan als noch nicht regulierte Non-Banks zumeist mitattraktiven Einzelanwendungen, benötigen zu ihrer Profitabilität aber eine viel breitere Kundenbasis. Mögen sich die Herangehensweisen etablierter Banken und neuer FinTechs aktuell noch in einigen Punkten voneinander unterscheiden, so eint sie doch zunehmend ein gemeinsames Prinzip: ein radikales Denken aus der Kundenperspektive. Wir Banken haben verstanden. Entscheidend ist die Relevanz der Angebote und der Dialog mit den Kunden. Ein Beispiel im PrivatkunKundenbadengeschäft ist der FinanzPlaner der Deutschen Bank. Er macht Ein- und Ausgaben transparent und hilft mehr als 450.000 Kunden, ihr Geld zielgerichtet online zu verwalten, ohne Finanzdaten in die Hand von Drittanbietern geben zu müssen. Auch die vertrauensvolle Kundenberatung bleibt als Kerngeschäft weiter wichtig. Sie muss aber in Zukunft nicht zwangsläufig persönlich erfolgen. Die Digitalisierung eröffnet hier neue Wege, zum Beispiel über eine Videoberatung oder über „Robo-Advice“. Um hierbei die Kunden individuell beraten zu können, wird künftig die Zusammenstellung eines Anlageportfolios mittels Computeranalyse und die Nutzung von Big Data eine größere Rolle spielen. Kompromisse bei Datensicherheit und Vertraulichkeit wird es dabei nicht geben.
Digitalisierung bedeutet, die IT-Organisation so aufzustellen, dass sie eine schnellere Entwicklung und Implementierung von Bankanwendungen im Bereich der Digitalisierung ermöglicht. Neben den klassischen, nach dem so genannten Wasserfall-Modell arbeitenden Einheiten, setzen wir bereits auf agile Entwicklungsmethoden wie Scrum als integralen Teil unserer Organisation. Wir nutzen neue kollaborative Arbeitsweisen aus dem Fin-Tech Umfeld, um in kürzester Zeit neue Ideen in Richtung greifbarer Prototypen zu entwickeln. Dabei haben wir gezeigt, dass wir durchaus schnell und innovativ agierenkönnen.
Vom Kunden aus zu denken, sich vom Markt inspirieren zu lassen und Partnerschaften auch mit Fin-Techs einzugehen, ist der Schlüssel zum Erfolg. In den Deutsche Bank Labs in Berlin, London und dem Silicon Valley werden Mitarbeiter und Partner der Banken gemeinsam mit Start-ups und akademischen Einrichtungen technische Lösungen für die bankbetrieblichen Anforderungen und unsere Kunden erarbeiten, dort testen und weiterentwickeln. Für uns ist die Digitalisierung längst Realität, die wir aktiv gestalten. Die Zeit der etablierten Banken ist noch lange nicht abgelaufen – wenn sie sich digital neu erfinden.
Jana Brendel, Head of Digital Solutions, Deutsche Bank