Mobilität bekommt damit eine völlig neue Dimension. Das Auto wird zum „Third Place“, einem weiteren Lebensmittelpunkt neben Büro und Zuhause. Das Fahren entwickelt sich von der zweckgebundenen Notwendigkeit zu einem neuen, produktiven Zeitfenster. Echtzeit-Datenkommunikation zwischen Autos und Infrastruktur macht Verkehr vorhersehbar und vermeidet Stau und Unfälle.
Die Potenziale dieser Entwicklung sind enorm: Mit dem automatisierten Fahren können wir die Kapazität auf unseren Straßen um bis zu 80 Prozent erhöhen. Gleichzeitig reduziert der automatisierte Verkehr den größten täglichen volkswirtschaftlichen Schaden, den Stau, um 40 Prozent. Die Unfallzahlen werden massiv zurückgehen, weil derzeit über 90 Prozent der Unfälle auf menschliches Fehlverhalten zurückzuführen sind. Und mit Strom als dem Treibstoff der Zukunft fahren Autos leiser und emissionsfrei.
Das Fahren entwickelt sich von der zweckgebundenen Notwendigkeit zu einem neuen, produktiven Zeitfenster.
Die zentralen Innovationsimpulse für die Mobilitätsrevolution kommen aus dem Autoland Nr. 1, aus Deutschland. Aktuelle Studien zeigen, dass die meisten Patente für das automatisierte und vernetzte Fahren aus unserem Land kommen. Ich will, dass das so bleibt. Deshalb haben wir eine umfassende Offensive für die Mobilität 4.0 gestartet – mit fünf zentralen Punkten:
- Wir haben auf der A9 in Bayern ein Digitales Testfeld Autobahn errichtet und erproben dort mit der Automobilindustrie und Digitalwirtschaft Innovationen wie das automatisierte und vernetzte Fahren im Realverkehr. In einem nächsten Schritt erweitern wir das Digitale Testfeld um sechs deutsche Städte und gewinnen dadurch weitere Erfahrungen und Daten zu noch einmal deutlich komplexeren Fahrsituationen im urbanen Umfeld.
- Wir schaffen das modernste Straßenrecht der Welt, mit der Gleichstellung von menschlichem Fahrer und Computer und der Erlaubnis, sich vom Fahrgeschehen abzuwenden. Außerdem schaffen wir Klarheit bei der Haftung – mit einer neuen Pflicht für eine Blackbox, die speichert, ob der Fahrer oder das System das Steuer führt.
- Wir haben eine Ethikkommission eingesetzt, die sich intensiv mit allen ethischen Fragen beim Paradigmenwechsel vom Autofahrer zum Computer auseinandersetzt. Der Arbeitsauftrag sind klare Leitlinien für die Algorithmen, die Fahrzeugreaktionen in Risikosituationen bestimmen. Den Ausgangspunkt bilden dabei zwei Grundsätze: Ein Sachschaden ist einem Personenschaden immer vorzuziehen. Und eine Klassifizierung von Menschen ist unzulässig.
- Wir investieren in die Elektromobilität und schaffen damit eine neue Dynamik bei der Antriebswende. Das Kernprojekt ist dabei der Aufbau einer flächendeckenden Ladeinfrastruktur. Wir errichten bereits heute an unseren Autobahnen 400 Schnellladesäulen – so dass in Zukunft an wirklich allen Raststätten Strom getankt werden kann. Jetzt nehmen wir noch einmal 300 Millionen Euro zusätzlich in die Hand und bauen 15.000 Ladesäulen in ganz Deutschland.
- Wir begreifen Big Data als Chance und bauen in Deutschland ein starkes Ökosystem für Mobility-Startups. Mit der neuen mCLOUD stellen wir Millionen an Mobilitäts-, Geo- und Wetterdaten offen zur Verfügung und schaffen damit die Voraussetzung für Wertschöpfung aus Daten. Mit dem mFUND investieren wir 100 Millionen Euro in Startups und die frühe Entwicklung digitaler Innovationen im Bereich Mobilität.
Das G7-Verkehrsministertreffen im September in Japan hat gezeigt: Deutschland setzt Maßstäbe bei der Mobilität 4.0. Unsere politischen Initiativen werden zum Vorbild für die internationalen Rahmenbedingungen. Ich bin deshalb überzeugt: Wir haben das Auto erfunden, wir haben es immer wieder weiterentwickelt – und wir werden auch jetzt wieder an der Spitze stehen, wenn es darum geht, die nächste Mobilitätsrevolution zu gestalten. Mit unserer Strategie treiben wir die Digitalisierung und Elektrifizierung des Autofahrens weiter voran und nutzen die Wachstums- und Wohlstandschancen durch die Mobilität 4.0.
Alexander Dobrindt MdB
Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur
Dieser Beitrag ist Teil der aktuellen Ausgabe des Handelsblatt Journals „Die Zukunft der Automobilindustrie“, das Sie hier erhalten können: http://veranstaltungen.handelsblatt.com/journal
