Deutschland für Auslandsbanken wichtigster Markt Europas

03.12.2013FinanceBanken, Zahlungsverkehr

Artikel aus dem Newsletter Standpunkte Banken

Herausforderungen der Internationalisierung

Es ist die stärkste und vielleicht krisenfesteste Volkswirtschaft der Europäischen Union. Nicht zuletzt für ausländische Banken, deren Heimat märkte weniger industriell geprägt sind, ist Deutschlands enge Verbindung zwischen Finanzindustrie und Realwirtschaft ein attraktives Umfeld. Genauer betrachtet sind es vor allem die großen Herausforderungen der Internationalisierung, vor denen mehr und mehr auch die mittelständische Wirtschaft hierzulande steht.

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Zwar beherrscht die europäische Staatsschuldenkrise noch immer die Schlagzeilen, und auch China machte jüngst mit nachlassender  Wirtschaftsdynamik von sich reden. Dennoch ist ein Trend unumkehrbar: Teilhabe an Wachstumsmärkten ist nur über die Internationalisierung des  Geschäfts und dessen Finanzierung erreichbar. Die Wachstumspotenziale für deutsche Unternehmen sind aber gerade nicht dort, wo dank der  einheitlichen Währung die Abwicklung am einfachsten ist.

Es ist diese veränderte Bedeutung der einzelnen Exportmärkte, die auch die Anforderungen an Bankdienstleistungen bestimmt. Diese reichen von Finanzierungsfragen über das Management von Zahlungsströmen bis hin zum Risikomanagement. Antworten hierauf können und müssen international aufgestellte Banken geben.

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Zunehmende Kapitalmarktorientierung

Blicken wir zunächst auf die Finanzierung. Was in der traditionell vom Bankkredit geprägten Unternehmensfinanzierung lange Zeit propagiert wurde, scheint sich nun tatsächlich zu manifestieren: ein Wandel der Finanzierungskultur, der die deutschen Unternehmen unabhängiger macht von Bankkrediten. Um langfristige Stabilität und Wachstum zu sichern, stellen Unternehmen ihre Finanzierung zunehmend breiter auf und öffnen sich auch stärker den Kapitalmärkten. Dank des niedrigen Zinsniveaus auf der einen und des wegen fehlender Anlagealternativen großen Investoreninteresses auf der anderen Seite ist hier vor allem die Bedeutung der Anleihemärkte gewachsen.

Für die Finanzierung ihrer Auslandsaktivitäten nutzen deutsche Unternehmen immer öfter die Emission in der jeweiligen Landeswährung. Dies ist gerade für international vernetzte Banken ein zentrales Kompetenzfeld. Wer sonst könnte Emittenten im Dialog mit Ratingagenturen ebenso zur Seite stehen wie in punkto lokaler Transparenzanforderungen und Pflege der Beziehungen zu Investoren vor Ort?

Dies bedeutet nicht zwangsläufig den Abschied vom klassischen Bankkredit. Der spielt mit seiner Flexibilität und den Möglichkeiten einer optimalen Abstimmung auf die Kundenbedürfnisse nach wie vor eine entscheidende Rolle im Finanzierungsmix. Auf diesem Feld dominieren weiterhin die deutschen Banken, Sparkassen und Volksbanken. Unter den 25 Häusern mit den größten Engagements im Kreditgeschäft mit Firmenkunden sind jedoch immerhin 13 Auslandsbanken zu finden.

Es ist aber durchaus möglich, dass schon in zwei Jahren deutsche Unternehmen sich zur Hälfte an den Anleihemärkten finanzieren werden. Natürlich:Die  andere Hälfte wird wegen der historisch gewachsenen engen Beziehung zu den Hausbanken und kurzfristiger Betriebsmittelfinanzierungen das klassische Darlehen bleiben. Die Finanzierung der Unternehmen über den Kapitalmarkt wird künftig aber allein schon wegen der steigenden  Eigenkapitalanforderungen an die Banken zunehmen.

Herausforderung Zahlungsverkehr

Ein zweites wichtiges Feld neben der externen Finanzierung ist weit weniger häufig in der öffentlichen Debatte zu finden aber dennoch von zentraler Bedeutung. Es sind die Themen Cash- und Liquiditätsmanagement sowie internationaler Zahlungsverkehr. Gerade hier müssen global aufgestellte Unternehmen zum Teil noch große Hürden meistern – als Stichwort sei nur SEPA genannt.

Auch die Supply-Chain-Finanzierung wird zu einer immer wichtigeren Stellschraube. Betriebskapital effizient zu managen, etwa durch Aushandlung  längerer Zahlungsfristen, ist für die meisten Unternehmen unerlässlich.

Dieses sehr leistungsfähige Steuerungsinstrument der Finanzierung stellt viele Unternehmen im internationalen Kontext aber nicht selten vor Probleme. International aufgestellten Banken kommt daher eine wichtige Rolle zu, wenn es um die schnelle und effiziente Implementierung adäquater  Transfersysteme geht.

Wirksames Risikomanagement entscheidend

Der dritte Punkt sind die Risiken, zunehmender des Geschäfts ebenfalls zunehmen. Risikomanagement etablieren, gehört daher bereits Unternehmen Herausforderungen. Wenn es Risikomanagement haben die während der Finanzkrise Erfahrungen gesorgt, dass Banken hier mittlerweile  Beratungsexpertise bieten können. Bei der Beurteilung unterschiedlichster Risiken hilft die internationale Perspektive. So kann etwa bei einer  Lieferantenfinanzierung ein internationales Haus Mehrwert bieten, weil es die lokalen Marktverhältnisse und Produktionsstrukturen sowie einzelne  Zulieferer kennt. Hinsichtlich internationaler Vernetzung ein ebenso entscheidender Erfolgsfaktor ist das erfolgreiche Management von Währungsrisiken. 

Die Absicherungsinstrumente dafür liefern ebenfalls internationale Banken, die auf vielen globalen Märkten zu Hause sind. Hinzu kommen  Transaktionsrisiken – und zwar bei großen Übernahmen oder Infrastrukturprojekten ebenso wie bei kleineren und mittleren Unternehmen. Kapitalstärke und Internationalität einer Bank kommen den Unternehmen bei der Bewältigung von zugute.

Fazit

Deutschland ist und bleibt der wichtigste Markt für Banken in Europa. Und zwar nicht nur aufgrund der Prosperität der deutschen Wirtschaft an sich, sondern vor allem wegen der vielfältigen Herausforderungen, zu deren Bewältigung die Unternehmen starke Banken benötigen. Künftig wird es verstärkt auf das Zusammenspiel der einzelnen Wertschöpfungsstufen und -orte ankommen. Waren- und Zahlungsströme bestimmen wiederum die bestmöglichen Umschlagplätze, Liquiditätsanforderungen und Kapitalsammelstellen. Ein derart verstandenes Netz reflektiert sich am besten in der Aufstellung einer internationalen Bank.

 

Autorin. Dr. Ingrid Hengster, Country Executive Deutschland, Österreich und der Schweiz, Royal Bank of Scotland

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