Handelsblatt Journal Zukunftsstrategien

Regionale Nähe und Verantwortung oder das Erreichen gemeinsamer Ziele in der Region?

Die Digitalisierung von Unternehmen und ganzer Branchen durch das Internet schreitet voran. Gerade die Bankenbranche befindet sich in einer entscheidenden Phase dieser Veränderung. Deshalb müssen sich alle Banken und Finanzunternehmen mit dem Prozess der digitalen Transformation auseinandersetzen und eine Strategie finden, um ihre Geschäftsmodelle zukunftsfähig zu halten.

Regionales Crowdfunding funktioniert | Handelsblatt Journal Zukunftsstrategien für Banken und Sparkassen

Banking goes digital

Insbesondere das soziale Internet ist eine große Chance für die Volksbanken Raiffeisenbanken, ihre Mehrwerte auch digital zu positionieren und dadurch einen Vorteil vor der weniger vernetzten Konkurrenz zu gewinnen.

Deshalb setzen viele Volksbanken Raiffeisenbanken für die intensive Pflege von Kundenbeziehungen bereits verstärkt auf Social Media. Der genossenschaftliche Grundsatz: „Was ein Einzelner nicht vermag, das vermögen viele“ beschrieb die Möglichkeiten der – neudeutsch formuliert – Schwarmintelligenz bereits vor mehr als 150 Jahren. Einer Zeit also, in welcher kein Mensch mit der Erfindung eines weltweiten sozialen Netzwerkes rechnen konnte. Dennoch nimmt die damalige soziale Vernetzung die heutige Crowdfunding-Bewegung fast vorweg. Denn durch die Gründung lokaler Kreditvereine etablierte sich für die ländliche Bevölkerung eine dauerhafte und belastbare Selbsthilfeplattform.

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Crowdfunding verschafft Menschen die Mittel zur Realisierung einer Idee

Viele kleine und große Leistungen einzelner Menschen führen letztlich zur Erreichung eines Zieles, welches der einzelne Mensch allein nicht zu erreichen in der Lage wäre. Obwohl sicherlich auch schon vor dem Internet Crowdfunding stattfand – so soll zum Beispiel der Sockel der Freiheitsstaue bereits 1885 über Crowdfunding finanziert worden sein – hat erst das Internet dieser Idee zum Durchbruch verholfen. In Deutschland gibt es inzwischen einige Crowdfunding- und zahlreiche Crowdinvesting-Anbieter.

Während es beim Crowdfunding vor allem um die Realisierung zumeist nicht kommerzieller, kultureller, karitativer und kreativer Projekte geht, bezeichnet das Crowdinvesting eine neue Form der Eigenkapitalbeschaffung für Unternehmen. Der Crowdfunder erhält für seine finanzielle oder auch praktische Unterstützung eine Gegenleistung. Es handelt sich also nicht um eine Spende. Beim Crowdinvesting erzielt der Geldgeber für seine Investition eine Rendite. Sowohl beim Crowdfunding als auch beim Crowdinvesting wird das Geld so lange treuhänderisch verwaltet, bis die gesamte, vom Projektinitiator gewünschte Summe zusammen gekommen ist. Erst dann wird das Geld ausgezahlt. Kommt der Betrag nicht zusammen, erfolgt eine Rückzahlung an den Investor oder Unterstützer.

Ein sehr einfaches und transparentes Prinzip, das nahezu perfekt zur genossenschaftlichen Idee passt. Mit Crowdfunding lassen sich regionale Nähe und Verantwortung, Mitgliedschaft oder das Erreichen gemeinsamer Ziele in der Region sehr gut online umsetzen.

Erfolgreiches Pilotprojekt

Im Juli dieses Jahres erfolgte der Start der genossenschaftlichen Crowdfunding-Plattform www.viele-schaffen-mehr.de im Geschäftsgebiet der
Volksbank Bühl eG. Die Volksbank Bühl hat sich bereits sehr früh den Herausforderungen des Internets und der Digitalisierung gestellt. Sie ist
in den letzten Jahren einige wichtige Schritte der Entwicklung gegangen, die die Basis für die Durchführung eines solchen Projektes bilden, in dem Social Media und Finanzdienstleistung zusammen kommen.

Das Fazit: Regionales Crowdfunding funktioniert

Nach erfolgreicher Durchführung des Pilotprojektes können nun alle Volksbanken Raiffeisenbanken eigene Crowdfunding-Kampagnen in ihrer Region durchführen. Lokales Banking ist soziales Banking. Das Internet ist in der Lage, die Beziehung zwischen Bank und Mensch wieder ein Stück enger werden zu lassen. Crowdfunding ist ein erster Schritt. Weitere werden folgen.

Autor: Boris Janek, VR-NetWorld GmbH

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