Car-2-X in der Smart Factory

13.12.2016Auto & ProduktionNeue Technologien, OEM, AutomobilzuliefererFeatured Article

Neue Absatzmärkte für Zulieferer und OEMs

von Lars Reger

Im Sog bahnbrechender Innovationen entstehen immer auch Technologien, die zu neuen Möglichkeiten in anderen Industriezweigen führen. So war es schon nach der ersten Mondlandemission und so ist es jetzt auch mit dem autonom fahrenden Automobil.

Funkschlüssel erschließt Smart Meter
Allein im Funkautoschlüssel steckt bereits viel Intelligenz: Er schließt das richtige Auto auf, erlaubt das schlüssellose Zünden und verhindert, dass das Töchterchen auf Start drückt, während die Mutter noch die Einkäufe verstaut. Das Device weiß, was sich gerade in der näheren Umgebung ereignet, welche geschützten Identitäten beteiligt sind und was das für die Funktionsweise des Systems bedeutet.

Diese auf einem Mikro-Chip geballten Funktionen können zum Beispiel bei intelligenten Stromnetzen, sogenannten Smart Grids, helfen: Auch diese Systeme müssen Daten über persönliches Nutzungsverhalten erkennen, verschlüsselt speichern, Schlüsse daraus ziehen und an andere Systeme kommunizieren können: Registrieren die Smart Meter beispielsweise in einer Wohngegend das Anrollen vermehrt vieler E-Autos, können sie sich automatisch auf den erhöhten Ladeverbrauch vorbereiten und zusätzliche Energiequellen zugeschaltet werden.

Autonomer Industrie-Verkehr
Spannend und weitreichend sind auch die Möglichkeiten, welche die Car-2-X-Kommunikation (Fahrzeug-zu-Fahrzeug und Fahrzeug-zu-Infrastruktur) in anderen Branchen eröffnet. Darunter versteht man die autonome Kommunikation von Autos untereinander oder mit ihrer Umgebung. Sie geschieht über Direktfunk ähnlich wie die WiFi-Verbindung zu Hause. Ihr Zweck ist es, Fahrzeugen zuverlässige Echtzeit-Informationen über die Verkehrssituation zu geben – und das auch dann, wenn kein Kamera-oder Sichtkontakt herrscht. Distanzen bis zu 2 Kilometern werden damit überschaubar.

Diese Technologie eignet sich für den Einsatz in verschiedensten Industrieumgebungen: In einer intelligenten Fabrik müssen die autonomen Systeme beispielsweise exakt wissen, wo wann welches Material unterwegs ist. Für einen reibungslosen, effizienten und kollisionsfreien Materialfluss müssen die Systeme miteinander kommunizieren können. Analog dazu kann die Car-2-X-Kommunikation auch im Schienenverkehr oder in Container-Häfen hilfreiche Dienste leisten, um Kollisionen zu vermeiden und für ein lückenloses Asset-Tracking zu sorgen.

Sicherer Luftverkehr mit Drohnen
Auch beim Einsatz von Drohnen in der Logistik können Technologien für autonome Fahrzeuge wichtige Funktionen übernehmen. Hier gibt es beispielsweise robuste, leistungsfähige Radar-Sensoren kombiniert mit intelligenten Chips in Briefmarkengröße. Ist der Flugkörper – Drohne, Helikopter – damit ausgestattet, dann lassen sich Kollisionen vermeiden. Das autonome Flugsystem „erkennt“ Hindernisse wie Lebewesen oder Hausantennen und weicht ihnen aus bzw. vermeidet Gefährdungen durch seine rotierenden Flügel.

Auch sichere Zugangs- und Authentifizierungssysteme aus dem Automotive-Umfeld können für den Drohnen-Verkehr genutzt werden, um den steigenden Flugverkehr zu regeln. Ein auf der Drohne hinterlegter Krypto-Chip könnte dafür sorgen, dass nur authentifizierte Personen die Drohne fliegen dürfen. Im Schadensfall könnte der Verantwortliche dann eindeutig identifiziert werden.

Ob Smart Grid, Drohnen oder Smart Factory – schon diese Beispiele zeigen die Vielfalt der Einsatzmöglichkeiten von Technologien des autonomen Fahrzeugs in anderen Branchen. Für die Automotive-Industrie bedeutet das: jede Menge Chancen.

 

  Lars Reger, CTO Automotive,
  NXP Semiconductors
 www.nxp.com

 

 

 

 

Dieser Beitrag ist Teil der aktuellen Ausgabe des
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