Autonomes Fahren erfordert neue Ideen beim Insassenschutz

24.11.2017Auto & ProduktionAdient, Autonomes Fahren, InsassenschutzFahrzeugsitze rücken in den Fokus künftiger Sicherheitskonzepte

von Dr. Detlef Juerss

Wenn in automatisierten Fahrzeugen Fahrer zu Passagieren werden, verändert sich die Art unserer Fortbewegung grundlegend. In den Fokus rückt zunehmend der Fahrzeuginnenraum – Denn mit steigendem Automatisierungsgrad bleibt den Insassen mehr Zeit für Dinge, die nicht mit dem Fahren selbst in Verbindung stehen. Die Nachfrage nach flexiblen Fahrzeuginnenräumen mit alternativen Sitzpositionen zum Entspannen, Arbeiten und für soziale Interaktion steigt.

Neue Sitzpositionen verlangen jedoch gleichzeitig eine Überarbeitung der Sicherheitsvorrichtungen im Fahrzeug. Als weltweit führender Anbieter von Automobilsitzen arbeitet Adient daher an neuen Sicherheitslösungen für Sitze künftiger Fahrzeuggenerationen. Einer der zentralen Ansätze ist der Wandel vom reinen Fahrer-Sitzplatz zum aktiven Sicherheitssystem. Der Sitz wird noch deutlich stärker als bislang zu einem Bestandteil des Insassenschutzes, der mit allen Sicherheitssystemen des Fahrzeugs vernetzt sein wird. Denn wenn sich die Sitze fl exibel im Innenraum anordnen lassen, müssen sich sowohl das Airbag- wie auch das Gurtsystem wie wir es heute kennen grundlegend neu anpassen.

Weiterentwicklung des Insassenschutzes trotz neuer Sitzpositionen
Adient kooperiert dafür im Rahmen einer strategischen Partnerschaft mit dem schwedischen Unternehmen Autoliv, einem der  führenden Anbieter automobiler Sicherheitseinrichtungen. Die Zusammenarbeit ermöglicht es, gemeinsam den Herausforderungen automatisierten Fahrens zu begegnen und Lösungen zu entwickeln, die den Insassenschutz trotz völlig neuer Sitzpositionen gewährleisten und verbessern.

AI18 Studie gibt Ausblick auf innovative Sitzkonzepte autonomer Fahrzeuge
Gleich mehrere Ansätze präsentiert Adient in seinem aktuellen AI18 Konzeptfahrzeug. Die Studie zeigt konkret, wie sich Fahrzeuginnenräume von automatisierten, elektrisch angetriebenen Stadtfahrzeugen verändern werden – insbesondere im Hinblick auf Nutzungsmodelle wie Carsharing. Rund 20 neue Technologien sorgen dafür, dass das Sitzsystem je nach Situation passende  Sitzkonstellationen, Platzverhältnisse und funktionale Ausstattungen für eine effi ziente, komfortable und sichere Fortbewegung bereitstellt.

Dafür enthalten die vorderen Sitze unter anderem ein neuartiges Drehgelenk, mit dem sich die Sitze weit zurücklehnen lassen und noch jenseits des traditionellen Bereichs Unterstützung bieten. Komponenten wie die Kopfstützen, integrierte und anpassbare Armlehnen und eine gesonderte Beinaufl age sind synchronisiert, um sich mit dem Körper zu bewegen. Zudem kann der Beifahrersitz um 180 Grad gedreht werden, damit sich Fahrer und Beifahrer kommunikativ gegenübersitzen. Steuern lassen sich die Sitzfunktionen und weitere Fahrzeugeinstellungen über ein im Fahrersitz integriertes smartes Bedienpanel. Damit wird der Sitz im automatisierten Fahrzeug zunehmend zur „Kommandozentrale“ – unabhängig von der Sitzposition der Passagiere.

Für einen erhöhten Insassenschutz wurde ein neues Airbag-Konzept in den um 180 Grad drehbaren Beifahrersitz integriert, das je nach Sitzposition sowohl vor- als auch rückwärtig auslösen kann. Im Falle eines drohenden Aufpralls verfügen die Sitze darüber hinaus über einen Ansatz zur Schnellausrichtung, der sich mit vorausschauenden Assistenzsystemen koppeln lassen wird.

Integrierter Sicherheitsgurt schon heute verfügbar
Auch der Sicherheitsgurt bleibt im autonomen Fahrzeug ein zentrales Sicherheitselement. Um trotz der alternativen Sitzkonstellationen einen erhöhten Insassenschutz zu gewährleisten, wurden die Gurte im Konzept des AI18 in die Sitze integriert – und nicht wie sonst üblich, an der B- und C-Säule des Fahrzeugs montiert. Zusätzlich verfügen die Gurte über eine verbesserte Konstruktion. Sie wird nötig, da sich mit neuen Insassenpositionen auch veränderte Belastungen und Bewegungsmuster auf das Gurtsystem übertragen. Bereits heute befindet sich die Technologie des integrierten Sicherheitsgurtes in der Serienfertigung und wird in erster Linie bei freistehenden Businesssitzen oder für Coupés und Cabrios im Premiumsegment eingesetzt. Damit ist Adient schon jetzt bereit, vielen Sicherheitsanforderungen des autonomen Fahrens zu begegnen – um Passagieren auch künftig nicht nur ein komfortables und entspanntes Reisen zu ermöglichen, sondern auch ein sicheres.
 

Dr. Detlef Juerss,
Vice President Engineering & Chief Technical Officer,
Adient Ltd. & Co. KG

www.adient.com

 

Dieser Beitrag ist Teil der Ausgabe des Handelsblatt Journals „Transformation now!“, das Sie hier erhalten können.