Herr Petersen, was hat Augmented Reality mit Service & Support zu tun?
Augmented Reality hat immer da einen sinnvollen Einsatzzweck, wo digitale Informationen in Beziehung zur Umgebung stehen. Das betrifft vor allem Service-Mitarbeiter, die mobil arbeiten. Eine interessante Anwendung in dieser Richtung ist beispielsweise das „Continuous Natural User Interface“, bei dem Papier-Dokumente mit der Umgebung verknüpft werden: ein Wartungsbericht wird hier nicht nur abgeheftet, sondern auch an der gewarteten Maschine virtuell hinterlegt.
Fällt Ihnen ein Einsatzbeispiel ein, wie Augmented Reality im Service & Support heute schon eingesetzt wird?
Es gibt bereits Systeme für die sogenannte Remoteassistenz, bei der ein Experte an seinem Arbeitsplatz per Videoübertragung das Arbeitsumfeld aus Sicht des Arbeiters sieht. Dies kann man als heutigen Einsatz sehen, ich glaube aber, dass die Entwicklung in Zukunft viel weiter gehen wird.
Läuft dann in 5 Jahren das gesamte Servicepersonal mit Google Glasses herum?
Mit der aktuellen Aufmerksamkeit der Hersteller und auch der potenziellen Anwender kann die Entwicklung natürlich ganz schnell gehen. Wenn man heute an die ersten Mobiltelefone in den 80ern denkt, die groß und klobig waren oder die frühen Personal-Computer hatte zu dieser Zeit wahrscheinlich noch keiner wirklich erwartet, dass heute fast jeder beides in einem Gerät vereint in der Tasche trägt. Datenbrillen wie Google Glass könnten in Aspekten eine ähnliche Entwicklung durchlaufen.
Demonstrationsvideo
Interviewpartner: Nils Petersen, Ressortleiter Cognitive Augmented Reality beim Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI)
Das Interview führte: Frederic Bleck, Konferenz-Manager EUROFORUM | XING
Was ist überhaupt Augmented Reality?
Augmented Reality bedeutet „erweiterte Realität“. Eine simple Form davon kennen wir schon länger von Fußballspielen im TV, wenn z. B. bei Freistößen eine perspektivische Linie auf dem Spielfeld erscheint, die dem Fernsehzuschauer die Entfernung vom ausführenden Spieler zur Mauer zeigt. Das Phänomen meint also eine computergestützte Erweiterung der menschlichen Wahrnehmung. Im Beispielfall bekommt der Zuschauer zu Hause auf dem Sofa diese zusätzliche Information genau in dem Moment, in dem er sie benötigt.
Dieses Grundphänomen verwendet auch Googles „Datenbrille“: Sie sieht die Umgebung sozusagen mit den Augen desjenigen der sie trägt, verarbeitet das Bild und blendet für die Situation relevante Informationen ein. Dies kann der Hinweis auf ein Café oder eine Sehenswürdigkeit sein oder wie bei einem Navigationssystem die Aufforderung „an der nächsten Ampel links“.