Revolutioniert Applepay das Bezahlen?

Nach dem Tod von Steve Jobs in 2011 werden immer wieder Zweifel laut, ob Apple noch das „next big thing“ auf den Markt werfen kann. Doch auch wenn Revolutionen vom Schlage eines iPod, iPhone und iPad im Moment ausbleiben – die neue Armbanduhr von Apple als sogenanntes „Wearable“ muss sich erst noch beweisen – bleibt der Konzern aus Cupertino für Überraschungen gut. Eine davon ist Applepay, ein neues Bezahlsystem für Handel und Gastronomie.

Applepay - bargeldlose Zahlung via Smartphone

Als Apple-Chef Tim Cook Ende September die Neuheiten seines Unternehmens vorstellte, staunten die Marktbeobachter nicht schlecht. Mit der Präsentation der Applewatch hatten ja alle gerechnet, und auch mit jeder Menge aktualisierter Soft- und Hardware und den 6er iPhones. Aber Applepay hatten nur wenige auf dem Radar.

Der Wirtschaftswoche sagte Wirtschaftsprofessor Jürgen Bott nach der Ankündigung von Applepay:

„Leider werden Bezahlverfahren generell in ihrer Bedeutung unterschätzt. Eine reibungslose, zuverlässige und sichere Abwicklung der Bezahlung ist die Grundlage eines jeden Wirtschaftszweigs. Seit langem sind die Verfahren in Europa nicht mehr zeitgemäß: Sie sind für die digitale Wirtschaft nicht mehr ausreichend. Apple hat das jetzt erkannt und reagiert darauf. Bei den Banken setzt sich diese Erkenntnis erst langsam durch.“

Near Field Communication als technische Basis

Applepay ermöglicht die bargeldlose Zahlung via Smartphone. Das System funktioniert mittels der „Near Field Communication“ (NFC), einem Standard, der Signale über nur ganz kurze Distanzen funkt. Damit setzt Apple auch für den deutschen Markt auf die richtige Technologie. Eine Studie des Eurohandelsinstituts (EHI) in Köln aus diesem Jahr zeigt: 82 Prozent der befragten Händler favorisieren die NFC-Technologie für mobiles Bezahlen. Lösungen, die auf QR-Codes oder Bluetooth vertrauen, haben demnach nur wenig Chancen. Erste Handelsunternehmen wie Rewe treffen laut Wall Street Journal Deutschland technische Vorkehrungen für den Einsatz bargeldloser Zahlungssysteme auf NFC-Basis.

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Inwieweit sich diese Technologie in Deutschland durchsetzt, ist dennoch unklar, denn es gibt ernstzunehmende Markthindernisse. Die Deutschen sind die Könige der Barzahler. Karten setzen nur wenige ein, und wenn, dann EC-Karten. Applepay ist im Prinzip eine kartenlose Variante der Kreditkarte, die noch seltener genutzt wird. Laut EHI laufen nur vier Prozent der Umsätze im deutschen Einzelhandel über eine Kreditkarte.

Deutschland-Start bleibt unklar

Völlig offen ist noch, wann die deutschen Kunden und Unternehmen die Chance erhalten, Applepay auszuprobieren. Bisher gibt es Applepay nur in den USA. Ob und wann es auch in Deutschland verfügbar sein wird, weiß nur Apple selbst und hüllt sich dazu in Schweigen. In den USA allerdings ist Applepay längst gestartet, und zwar mit den Kreditkarten Mastercard, Visa und American Express sowie in über 200.000 Geschäften, darunter die McDonald´s-Filialen.

Zwar ist es Apple gewohnt, mit Innovationen auch schon einmal komplette Wirtschaftszweige zu verändern, aber bei Applepay weht dem Konzern jetzt der Wind des Wettbewerbs direkt ins Gesicht. Apple ist keineswegs der erste Anbieter. Google hat schon vor Jahren das Produkt „Wallet“ vorgestellt, und es fehlt auch nicht an weiteren potenten Wettbewerbern. Der US-Einzelhandelsriese Walmart hat mit anderen Unternehmen das System „CurrentC“ auf den Markt gebracht, das allerdings nicht mit NFC, sondern mit QR-Codes arbeitet. In Deutschland will das Bonus-System „Payback“ in den Markt einsteigen und seine Karte fürs Sammeln von Treuepunkten mit einem mobilen Bezahlsystem zusammenführen.

Applepay bringt neue Dynamik

Eines hat Apple auf jeden Fall erreicht: Applepay bringt Schwung in die Entwicklung von Zahlungssystemen via Smartphone. In den nächsten Monaten darf mit weiteren Anbietern und auch ersten Tests und Installationen hierzulande gerechnet werden.

Autor: Christoph Berdi, Journalist, Moderator und Berater im Themenfeld Marketing, Marken und Medien, http://christoph-berdi.de

Kontakt: Sabine Fischer, Senior-Marketing-Managerin EUROFORUM | XING