2025: Das Büro als Denkraum

05.07.2016ImmobilienBüro, Denkraum, Coworking-spaces, ArbeitsraumOrte, Umgebungen und Schnittstellen zukünftiger Wissensarbeit

von Gregor Schiffer

Wird der klassische Büroarbeitsplatz im Jahr 2025 überflüssig sein? Der Wertschöpfungsanteil der Wissensarbeit in den Industriestaaten steigt. 'Agile Working' ist auf dem Vormarsch. Ergebnisorientierte Arbeitszeitmodelle sowie digitale Kommunikations- und Kooperationstechnologien machen die physische Präsenz von Wissensarbeitern im Büro nicht mehr zwingend erforderlich.

In der Always on-Gesellschaft sind Daten und Informationen zu jeder Zeit und von jedem Ort aus abrufbar. Internationalisierung und Mobilisierung, zunehmende Projektarbeit in wechselnden Teams und der Wunsch, Beruf und Privatleben besser miteinander in Einklang zu bringen, stellen veränderte  Anforderungen an die Erreichbarkeit physischer und virtueller Arbeitsumgebungen.

Vor allem die Generation, die mit dem Internet und den digitalen Medien groß geworden ist, wird die Arbeitslandschaft in den nächsten Jahren nachhaltig verändern. Das Büro der Zukunft wird durch immer leistungsfähigere Informations- und Kommunikationstechnologien 'entgrenzt'. So wie Städte, die für Hochqualifizierte attraktiv sind, einen Standortvorteil haben, können auch Unternehmen bei der Mitarbeitersuche profitieren, wenn sie Bewerbern  attraktive Arbeits-, Denk- und Freiräume zu bieten haben. An die Stelle des klassischen Büroarbeitsplatzes im Unternehmen tritt das 'Office Everywhere'.

Coworking-Spaces und Office-as-a-Service-Modelle
Arbeitsräume konkurrieren: ästhetisch, funktional und in Bezug auf ihre Erreichbarkeit. Der Wissensarbeiter im Jahr 2025 wird bedarfsorientiert zwischen verschiedenen Optionen wählen können und wollen. Kürzlich hat die Bundesregierung ihre 'Digitale Strategie 2025' vorgestellt. Ziel ist es, in den nächsten zehn Jahren ein Gigabit-Glasfasernetz aufzubauen. Schnellere Datenverbindungen werden Cloud-Technologien und der Virtualisierung endgültig zum Durchbruch verhelfen. Komplexe Arbeitsplatzprofile, einschließlich Ergonomie und Ambiente, können in Zukunft in der Cloud gespeichert und von überall aus abgerufen werden. Kollegen und Arbeitsumgebungen lassen sich mit Virtual- und Augmented-Reality-Technologien einblenden. Mittel- bis langfristig werden wir mit diesen Abbildern sogar haptisch interagieren können. Möbel, Oberflächen und Wände entwickeln sich zu touchfähigen Informationsträgern und Projektionsflächen. Für Büromöbelhersteller eröffnet der Bereich der organischen Elektronik hier interessante Zukunftsmarktchancen.

Der Bedarf an Büroräumen wird durch vernetzte und multilokale Arbeitsformen abnehmen. An Bedeutung gewinnen Coworking-Spaces und Office-as-a-Service-Modelle. Unternehmen können durch Nutzung entsprechender Angebote ihre Ausgaben für Büroflächen und Arbeitsplatzausstattung reduzieren, kein  unerheblicher Faktor angesichts steigender Immobilienpreise und Mieten in attraktiven Innenstadtlagen. Verstärkt nachgefragt werden dürfte temporär anmietbarer Büroraum in verkehrsgünstigen Lagen. Mobilitäts-Hubs werden zu Knowledge-Hubs.

Innovative Energy-Harvesting-Systeme
Auch die Anforderungen an die Raum- und Arbeitsplatzgestaltung selbst verändern sich. Zunehmend ist eine Kombination offener Raumkonzepte für eine einfachere Zusammenarbeit mit Ruhezonen, kleineren Besprechungsräumen und kreativitätsfördernden Erlebnisräumen gewünscht. Gleichzeitig müssen bereits bei der Planung die unterschiedlichen Nutzungsanforderungen wechselnder Mieter antizipiert werden. Ein Höchstmaß an Flexibilität der Immobilie sollte daher von Investoren und Eigentümern sowohl beim Neubau als auch bei der Umnutzung von Gebäuden berücksichtigt werden. Büroimmobilien mit  anpassungsfähigen Raumstrukturen und Flächeneffizienz dürften in Zukunft weiterhin gut zu vermarkten sein.

Im Vordergrund stehen neben hoher Funktionalität zunehmend auch umweltbezogene und gesundheitsorientierte Aspekte. Unternehmen werden verstärkt an ihrem ökologischen Fußabdruck gemessen. Das Thema Green-Building rückt weiter in den Fokus. Im Neubau wird die Integration regenerativer Energien und  innovativer Energy-Harvesting-Systeme in das Gebäude-Energiemanagement zum Standard. Intelligente Technologien (smarte Fahrstühle, elektrisch dimmbare Fenster, programmierbare Klimaanlagen etc.) werden ebenfalls dazu beitragen, die Energieeffizienz von Büroimmobilien zu optimieren. Datenbasierte Geschäftsmodelle gewinnen an Bedeutung. Smarte Ergonomie entwickelt sich zu einem wichtigen Thema im Büromöbelmarkt. Intelligente Textilien, in denen Sensoren und elektronische Schaltungen verarbeitet sind, überwachen Vitalparameter und unterstützen optimal die Körperhaltung. Arbeitsgestaltung ist mehr
denn je ein Qualitätsbegriff. Der Wissensarbeiter der Zukunft ist praktisch immer erreichbar. Das 'Office Everywhere' stellt hohe Ansprüche an ein eigenverantwortliches Zeitmanagement. Umgekehrt wird es als Schnittstelle der individuellen Work-Life-Balance von Mitarbeitern ebenfalls mit hohen Ansprüchen konfrontiert.

Öffnen Sie der Wissensarbeit Freiräume und statten Sie diese adäquat aus!

Gregor Schiffer, Experte für Wohn- und Arbeitswelten der Zukunft bei der FutureManagement-Group AG