Mit dem Gewinn der Europameisterschaft 2016 haben sich viele deutsche Medien für die spannende Persönlichkeit von Dagur Sigurdsson interessiert. Besonders auffällig ist die Tatsache, dass er immer mehrere Engagements zeitgleich betrieben hat. So spielte er als junger Erwachsener in der U17-Auswahl der Fussball-Nationalmannschaft Islands und blieb zugleich dem Handball treu. Eine Voraussetzung dafür war die sportliche Vergangenheit seiner Eltern, die Mutter eine starke Handballerin und der Vater Torhüter der Fussball-Nationalmannschaft. Später, als er sich aus gesundheitlichen Gründen für den Handball entschieden hat, war er entscheidend am Aufstieg und Verbleib des LTV Wuppertal in der 1. Bundesliga beteiligt und wurde als Spielertrainer in Bregenz vier Mal österreichischer Meister. Erstmals aufmerksam wurde man auf Sigurdsson, als er das Traineramt in Berlin bei den Füchsen übernommen hat und dort aus einer mittelmäßigen Mannschaft einen Top-Club formte. Als Trainer der Nationalmannschaft konnte er dann mit einer unglaublich jungen Mannschaft den Europameister-Titel und die Bronze-Medaille bei den olympischen Spielen von Rio gewinnen.
Ein wichtiger Faktor für seinen Erfolg ist die Formung von Teams. Nur mit Teamgeist sieht er die Chance, gemeinsam an einem Ziel zu arbeiten. Das gilt für ihn nicht nur im Sport, sondern auch in der Wirtschaft. „Ich glaube, das Trainersein und die Wirtschaft sind auch ähnliche Sachen, wenn es um Teamgeist geht und darum, eine Mannschaft aufzubauen“, sagte er in einem Interview mit dem Online-Magazin Handball-World. Wie wichtig ihm das ist, kann man auch an den entstandenen Aktivitäten in der isländischen Hauptstadt Reykjavik erkennen. Zusammen mit einem Bekannten seines Bruders, einem Fußballer, hat er ein Hotel in einer alten Keksfabrik eröffnet, um dort Freunde, Bekannte und natürlich auch seine Mannschaften zu beherbergen. Inzwischen ist das Hotel zu einer der Top Locations in Reykjavík avanciert und besonders Musikszene sehr populär. So findet sich im Kex Hostel auch ein Salon, in dem Sigurdsson mal selber zur Gitarre greift. Wie für ihn Teambuilding aussieht, durften insbesondere die deutschen Handballer kennenlernen, die Spieler bei einem gemeinsamen Trainingslager eine Tanzchoreografie zu einem Lied von Beyonce einüben mussten. Dabei wird nicht nur die Motivation erhöht, sondern auch der Respekt voreinander gestärkt. Sigurdsson hat den Anspruch, die Spieler ab und an zu schockieren, um neu an die gemeinsamen Projekte heranzugehen.
Wie kann aus Sicht von Sigurdsson die richtige Ansprache von jungen Talenten und Charakterköpfen aussehen? Diese und weitere Fragen werden in unserer Handelsblatt Masterclass-Reihe „Kill your Company“ beantwortet. Neben dem Teambuilding und dem Umgang mit den Mitarbeitern wird es auch um Ziele gehen. Gerade als Handballer weiß Sigurdsson: Nur, wenn man bis zum Schluss konzentriert bleibt und das Ziel anvisiert, kann man das Ziel auch erfolgreich erreichen.